Österreichs Hauptstadt soll mehr Photovoltiakleistung bekommen. Dazu unternimmt der Magistrat einige Anstrengungen. Die neuste Entwicklung der Solarbranche in der Alpenrepublik wurde auf der diesjährigen Photovoltaik- und Speichertagung von PV Austria und dem TPPV gezeigt.
Die Stadt Wien hat bereits eine Solarpflicht für neue Gebäude in öffentlicher Hand eingeführt. Doch das wird nicht ausreichen, um in der österreichischen Hauptstadt die Energiewende zu stemmen. Deshalb möchte der Wiener Magistrat die installierte Solarleistung auch auf den Dächern von Wohngebäuden steigern. „Wir überarbeiten derzeit das Solarkataster und im nächsten Jahr soll die Neuauflage des Solarleitfadens erscheinen“, verkündet Stefan Sattler von der Wiener Magistratsabteilung (MA) 20, die sich mit der Energieplanung der Stadt beschäftigt, auf der gemeinsamen Photovoltaik- und Speichertagung von PV Austria und der Technologieplattform Photovoltaik (TPPV).
Zwei neue Schwerpunkte
Im neuen Leitfaden greift die MA 20 zwei neue Schwerpunkte auf: die bauwerkintegrierte Photovoltaik und die Kombination von Dachbegrünung und Solaranlagen. Diese sollen nicht nur den Ausbau der Photovoltaik in Wien voranbringen. Schließlich sind in Wien die Flächen für Solarparks rar und um ausreichend Solarleistung zu installieren, müssen auch die Fassaden mithelfen. Gleichzeitig arbeitet Wien daran, mit Gründächern gegen die besonders in den Sommermonaten unerträglichen Temperaturen anzukämpfen. Um hier keine Flächenkonkurrenz mit der Photovoltaik anzuheizen, arbeitet der Magistrat derzeit an einer Kombination von beiden Technologien.
Systemlösungen auf den Markt bringen
Solche neuen Schwerpunkte sieht auch Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, als nächsten wichtigen Schritt für die Photovoltaikbranche. „Es geht jetzt stärker um die System- und die Bauwerkintegration, um autonome und solare Gebäude. Wir brauchen dafür ein Budget, um die weitere Entwicklung zu unterstützen. Denn neue Technologien sind immer etwas teurer. Wir haben aber gesehen, was man mit einer finanziellen Unterstützung bewegen kann“, sagt sie mit Blick auf den bisherigen Ausbau, der mit den Mitteln des Klima- und Energiefonds auf den Weg gebracht wurde. „Es geht jetzt auch darum, die Photovoltaik mit dem Speicher zu verheiraten und Systemlösungen auf den Markt zu bringen“, ergänzt Theodor Zillner vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, auf der zweitägigen Konferenz.
Zusammenlegung hat sich gelohnt
Über die beiden Tage verteilt, haben sich 670 Handwerker, Planer, Energieberater, Architekten und Wissenschaftler der Photovoltaikbranche über die neusten technologischen, wirtschaftlichen und administrativen Entwicklungen informiert. Damit ist die Zusammenlegung des jährlichen Speicherkongresses von PV Austria mit der Photovoltaiktagung der TPPV ein echter Erfolg und das bislang größte Event der Photovoltaik- und Stromspeicherbranche in der Alpenrepublik.
Zwei Kilowatt für jeden Österrreicher
Die positive Stimmung der Branche, die auch auf der Konferenz spürbar war, ist unter anderem auf die Verlängerung der Photovoltaik- (PV) und Speicherförderung für die nächsten drei Jahre zurückzuführen. Das gibt Planungssicherheit. Sogar Marktwachstum ist drin. Doch das wird nicht ausreichen, um bis 2030 die österreichische Stromversorgung auf Erneuerbare umzustellen. Deshalb fordert Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von PV Austria, nicht nur eine österreichweite Photovoltaikverpflichtung für neue Gebäude. Vielmehr soll in jeder Gemeinde für jeden Einwohner mindestens zwei Kilowatt Solarleistung installiert werden.
Der Markt wächst wieder
Marko Topic, Vorsitzender der Slowenischen und Europäischen Technologie- und Innovationsplattform für Photovoltaik, vertritt auf der Konferenz das diesjährige Partnerland Slowenien. Topic hat den Blick auf die Entwicklung in Europa geworfen: „Während in der EU bis 2016 etwa 100 Gigawatt Photovoltaik aufgebaut wurde, ist der Zubau in den letzten beiden Jahren auf 15 Gigawatt zurückgegangen“, sagt Topic. Er ist sich aber sicher, dass der Markt wieder wächst, denn die Preise für die Photovoltaik sind drastisch gesunken. „Die Ära der Photovoltaik hat gerade erst begonnen“, betont Topic.
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