Qualität ist ja inzwischen schon ein ziemlich abgenutztes Schlagwort. Gibt es wirklich so viele Probleme damit, wie etwa Gutachter uns glauben machen?
Zum einen gibt es sicherlich sehr viele Qualitätsprobleme, die bei vielen Anlagen noch gar nicht auffallen. Die Mängel in den Modulen erkennt man auf den ersten Blick nicht. Man sieht sie im Feld oft erst nach sieben bis acht Jahren. Zum anderen gibt es Installationsmängel, die man sofort sieht und die sofort Auswirkungen haben.
Welche?
Es ist kunterbunt, was man an Fehlern sieht. Zum Beispiel Verpolungen, zu klein dimensionierte Kabel oder Kabel, die für den Außeneinsatz nicht gedacht sind. Dazu kommen ganz normale Fertigungsfehler, wodurch zum Beispiel ein Generatoranschlusskasten einfach mal abbrennen kann. Oder Mängel am Gestell. Letzte Woche war ich auf einer Baustelle und habe mir die Unterkonstruktion angesehen. Obwohl sich der Bauleiter sicher war, dass sie auf jeden Fall viel aushält, konnte man schon allein an den Materialstärken sehen, dass das Projekt mit heißer Nadel gestrickt worden war. Es ist zweifelhaft, was sie statisch aushält. Man sieht in der Praxis wirklich sehr viele unterschiedliche Fehler. Ich würde zwei Tage brauchen, um alle aufzuzählen.
Wie oft kommt es vor, dass Module zurückgeschickt werden?
Dass die Module komplett zurückgeschickt werden, ist prozentual ein kleineres Phänomen. Das kommt bei Modulen vor, die richtig kaputt sind, bei denen die Scheiben zertrümmert sind, bei denen die Dosen beim Auspacken gleich abfallen oder bei denen die Rahmen komplett kaputt sind. Man kann nicht exakt quantifizieren, wie viele Module das betrifft, da niemand gerne darüber redet. Meist ist es so, dass Module nicht ganz kaputt sind, sondern dass es Minderungen gibt. Das wird oft über die Nachlieferung eines Teils der Module oder durch eine Preisreduktion kompensiert.
Wo kann die Branche besser werden?
Es ist wichtig, dass zum Beispiel Handwerker und Generalunternehmer Waren mit klar definierten Verträgen einkaufen. Darin muss eine Qualitätskontrolle definiert sein, die nicht damit aufhört, dass man sich ein Zertifikat ansieht und dann ist alles schön. Man muss ganz genau hinschauen, dass in der Fertigung auch wirklich das produziert wird, was man besprochen hat. Damit man das weiß, muss man sehr genau definieren, was man bekommt. Das geht weit über das Moduldatenblatt und die Rahmenbedingungen aus dem Zertifikat hinaus. Das ist ein Thema auf der Konferenz.
Wie entwickelt sich der Blick der Banken?
Bisher begnügten sie sich oft mit einer viel zu lückenhaften Qualitätssicherung. Auf Basis eines Ertragsgutachtens wurde ausgerechnet, wie viel Kredit man bekommt, und zwar im Vorhinein. Das ist aber eigentlich nicht die relevante Größe. Wenn die Anlage ganz anders gebaut wurde oder so schlecht gebaut wurde, dass sie niemals den errechneten Ertrag bekommen kann, hilft das Gutachten nicht. Wir sehen deshalb eine klare Tendenz, die wir auch forcieren wollen, dass man sich eine Anlage nach Fertigstellung genau ansieht und erst dann den Kredit feinjustiert. Es muss zum Beispiel evaluiert werden, ob die Module in Ordnung sind und wie sie Stichprobenkontrollen bestanden haben. Dann weiß man, ob eine Anlage gut gebaut ist, ob sie den prognostizierten Ertrag bringt. Das bedeutet natürlich auch, dass es eine gute Betriebsführung gibt undnicht eine Wald- und Wiesenfirma beauftragt wird, die vielleicht alle fünf Tage mal auf die Anlage kommt und erst dann merkt, dass diese unter Umständen stillsteht. Ich muss dazu übrigens sagen, dass mich die Sichtweise von vielen Investoren ärgert, die nur die Bank zufriedenstellen wollen und sie bei Verhandlungen vorschiebt. Es wird viel zu oft gesagt, die Bank beauflagt uns mit irgendwas. Es ist aber das Geld der Investoren, das im Projekt ist. Im Prinzip sitzen die Investoren mit den Banken in einem Boot.
Wie kann die Qualität besser werden, wo es im Augenblick vor allem darauf ankommt, billiger zu werden? Billiger und gleichzeitig besser, passt das zusammen?
Ja, das passt zusammen, klar. Es ist nur die Frage, bis zu welchem Ausmaß. In der jetzigen Situation verlieren alle Modulhersteller weltweit Geld mit ihrer Produktion. Dann ist doch klar, dass viele aus reiner Not heraus bei der Qualität der Vormaterialien Abstriche machen. Deshalb ist es so wichtig, dass man bei weiteren Fördersenkungen und bei der Planung von Anlagen berücksichtigt, dass wir ein bis zwei Jahre brauchen werden, bis wieder angefangen wird, Geld zu verdienen. Ein Beispiel zur Kostensenkung ohne Qualitätsminderung gibt es etwa bei Gestellen. Die sehen häufig schön aus. Aber es würde oft reichen, unverzinkten Stahl zu nehmen. Das wäre dann keine Qualitätseinbuße.
Was ist das Ziel des Workshops?
Wir müssen weiterhin das Bewusstsein schärfen, dass wir weit weg von sauber definierten Standards sind, die eine komplette Qualitätssicherung vom Siliziumproduzenten bis zum 25. Betriebsjahr regeln. Damit müssen wir umgehen. Es gibt oftmals die Situation, dass Kunden vom Hersteller gesagt bekommen, dass ihre Wünsche zur Qualitätssicherung wirklich völlig außergewöhnlich seien. Bei so einem Workshop wird man sehen, dass es eine ganz Reihe anderer Kunden gibt, die diese Wünsche auch äußern und auch durchsetzen. Das bringt Sicherheit für die Verhandlung. Und auch Hersteller können sehen, was sich Kunden nur dazu ausdenken, um Preise zu drücken, und entsprechend reagieren.