JA Solar hat bekanntgegeben, dass das Unternehmen aus dem Abkommen mit der Europäischen Kommission über Mindestimportpreise für chinesische Module aussteigt. Vor wenigen Tagen ist auch Jinko Solar den gleichen Weg gegangen. Beide Unternehmen werden den europäischen Markt weiterhin beliefern.
Der Modulhersteller JA Solar wird aus dem Mindestpreisabkommen mit der Europäischen Union für den Import chinesischer Solarmodule aussteigen. Damit hat nach Trina Solar und Jinko Solar schon der dritte große Anbieter aus dem Reich der Mitte die Vereinbarung mit Brüssel aufgekündigt.
Ja Solar will nun den europäischen Markt mit Modulen beliefern, die außerhalb von China hergestellt wurden. Diese Strategie hat auch schon Trina Solar erfolgreich eingeschlagen, indem das Unternehmen den ohnehin rückläufigen europäischen Markt mit Modulen aus einem Werk in Singapur beliefert. Auf diese Weise werden keine Strafzölle für die Module der chinesischen Hersteller fällig. Auch JA Solar wird auf diese Weise die Zölle legal umgehen. Schließlich ist der europäische Markt auch für den Anbieter aus Shanghai nicht die größte Absatzregion. Die Module aus den chinesischen Werken werden dann entweder im eigenen Land oder in den aufstrebenden Märkten in Asien und Südamerika verkauft, wo es keine Strafzölle gibt.
Kein Abbild der realen Preisentwicklung
Den Ausstieg aus dem Mindestpreisabkommen begründet Boafeng Jin, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer von JA Solar, mit der fehlenden Beweglichkeit Brüssels hinsichtlich der Preisgestaltung. Denn inzwischen sind die Preise für chinesische Paneele aufgrund des Mindestpreises von 56 Cent pro Watt Modulleistung teilweise teurer als die der europäischen Konkurrenz. „Wir sind der Ansicht, dass die Mindestimportpreise nicht mehr den gegenwärtigen Preistrend am Markt widerspiegeln“, betont Boafeng Jin. „Die Verkaufspreise sinken weiter, während die Mindestimportpreise in den vergangenen 18 Monaten völlig unverändert geblieben sind. Leider hindern uns die Mindestimportpreise daran, unsere Geschäftsstrategie in Europa zu realisieren und behindern das Wachstum der europäischen Solarindustrie.“
Überangebot befürchtet
Wie es in den kommenden Monaten weitergehen und ob der Absatz in China ins Stocken gerät, ist noch nicht klar. Derzeit liegt der Markt im Reich der Mitte wieder auf Eis und die chinesische Regierung hat schon mal angekündigt, die Einspeisevergütungen drastisch zu kürzen, da ihr der Ausbau im ersten Halbjahr 2016 viel zu schnell ging. Ob dies tatsächlich zu einem Überangebot führen wird, wie der Zusammenschluss von europäischen Modulherstellern EU Pro Sun befürchtet, ist noch nicht klar. Genauso wenig ist klar, ob die Strafzölle überhaupt verlängert werden. Denn wenn die großen Hersteller aus der Mindestpreisvereinbarung aussteigen, verlieren die Zölle immer mehr an Wirkung und damit an Berechtigung.
Wettbewerbsfähigkeit wird behindert
Anfang September ist bereit der Hersteller Jinko Solar aus der Vereinbarung ausgestiegen. Auch der zweite Hersteller mit Hauptsitz in Shanghai begründet diesen Schritt damit, dass die Mindestimportpreise längst nicht mehr das Preisniveau in der Branche widerspiegeln. „Dies untergräbt unsere Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Markt“, erklärt Xiande Li, Vorstandsvorsitzender von Jinko Solar. „Wir sehen unsere Wettbewerbsfähigkeit und Marktstärke auf unfaire Weise behindert und haben uns daher entschieden, aus dem Mindestpreisabkommen auszusteigen.“ Wie Jinko Solar den europäischen Markt jetzt bedienen will, hat das Unternehmen nicht bekanntgegeben. Aber Xiande Li betont, das Unternehmen werde seine Kunden mit Modulen weiterhin beliefern. (Sven Ullrich)