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Smart und Leistungsstark

Kurz vor der Intersolar holte die Krise im europäischen Modulmarkt ihr letztes, prominentes Opfer: Solarworld musste Insolvenz anmelden, die Standfläche auf der Messe in München blieb frei. Jahrelang kämpften viele Anbieter mit schwacher Nachfrage, die erst seit Mitte 2016 wieder anzieht. Ein Jahr später stehen alle Zeichen auf Sturm: Der US-Markt saugt die Lager leer, weil Präsident Trump eine Verschärfung der Zölle auf chinesische Importe angedroht hat. Kann sogar sein, dass Module in Europa wieder Mangelware werden.

Noch hängen die Märkte an politischen Fäden. Hersteller, die rein opportunistisch auf solche Gelegenheiten wie in den USA reagieren, haben in ökonomischen Märkten keine Zukunft. Weil sie Vertrauen verspielen. Entscheidend für den Markterfolg in Europa sind die drei Grundtugenden aller Branchen: Lieferfähigkeit, hohe Qualität der Produkte und Innovationen.

REC bringt Halbzellen

Nach kargen Jahren konnten die Leser der photovoltaik auf der diesjährigen Intersolar zahlreiche spannende Neuheiten finden – endlich wieder. Unsere PV Guided Tours, angeführt vom Solarexperten Götz Fischbeck, präsentierten erstaunliche Innovationen.

So brachte REC mit der Modulserie Twin Peak 2 die neuen Halbzellenmodule nach München. Die multikristallinen Paneele aus 72 PERC-Zellen leisten bis zu 350 Watt. Das komplett schwarze Modul BLK 2 bringt es auf bis zu 285 Watt.

Leistungsfähige Module aus Wismar

Bereits durch die Insolvenz gegangen ist das Modulwerk in Wismar, einst zu Centrosolar gehörend. Mittlerweile hat die neue CS Wismar GmbH unter der Marke Sonnenstromfabrik ein breites Produktangebot von sehr hochwertigen Solarmodulen entwickelt. In München präsentierte sich das Unternehmen bescheiden, am Gemeinschaftsstand „Innovation made in Germany“.

Die Sonnenstromfabrik bringt 60 Mono-PERC-Zellen in Glas-Glas-Modulen unter, die 300 Watt leisten. Mit 72 Zellen leisten sie 355 Watt. „Die Kunden wollen wieder mehr Module, auch die Großhändler“, bestätigte Geschäftsführer Bernhard Weilharter. „Diese Pforte ist jetzt weit offen, das eröffnet uns neue Chancen.“ Durch PV Guided Tours kam er ins Gespräch mit potenziellen Käufern, Installateuren, Händlern und Projektierern – trotz des kleinen, etwas versteckten Messestands. „Das hat sehr gut funktioniert.“

Axsun bietet Sonderformate

Der Modulhersteller Axsun aus Laupheim bei Ulm hat sich auf Sonderbauten spezialisiert, auf schmale oder besondere geometrische Modulformate nach Kundenwunsch. Der 36-Zeller AX M-36 3.2 Premium wird als Laminat oder gerahmt ausgeliefert. Das Deckglas besteht aus 3,2 Millimeter starkem, gehärtetem Sicherheitsglas. Zwei Varianten (weiß und silbern) werden gefertigt. Das AX M-54 3.2 Premium Black Highpower verfügt über eine intelligente Anschlussdose von Solaredge. Der integrierte Leistungsoptimierer kitzelt bis zu 25 Prozent höhere Erträge aus dem Modul. Neben dem 3,2-Millimeter-Sicherheitsglas auf der Frontseite sorgt ein 40 Millimeter starker Alurahmen für hohe Steifigkeit und Stabilität.

Neu auf der Messe vorgestellt wurde das monokristalline Modul AX M-60 Performer mit 60 Zellen (305 Watt). Mit gehärtetem Glas auf der Front- und der Rückseite wird es zudem als Doppelglasmodul AX M-60 Infinity angeboten.

SI mit modularen Anschlussdosen

AX M-60 wird optional mit integriertem Leistungsoptimierer von Solaredge ausgestattet. SI Module aus Freiburg hat ein modulares System von Anschlussdosen (Tigo) im Portfolio. Je nach Kundenwunsch werden die Tigo-Dosen ausgerüstet. Beginnend mit dem integrierten Monitoring kann man die Intelligenz in der Dose erweitern: mit DC-seitiger Sicherheitsabschaltung oder optimiertem MPP-Tracking bei Verschattung.

Zudem hat SI seine Baureihe an farbigen Modulen weiterentwickelt. Inzwischen bietet der Hersteller die Module SI Saphir Skin. Ihre Frontseite ist so kaschiert, dass man das Solarmodul kaum noch erkennt. Unter anderem kommt sehr tief strukturiertes Glas zum Einsatz. Solche Module werden kundenspezifisch gefertigt. Als 60-Zeller erreichen die Module je nach Farbe und Material zwischen 240 und 295 Watt Leistung.

Luxor vereint Sicherheit und Intelligenz

Bei Luxor Solar stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit die Secure Line Black EDT, die zwischen 270 und 290 Watt leistet. Diese Doppelglasmodule bieten schwarze Optik und monokristalline Zellen. Besonders bei Luxor sind die spezielle Versiegelung der Kanten und der eigens entwickelte Laminierungsprozess. Das Modul ähnelt eher einem Verbundglas als einem herkömmlichen Solarpaneel und ist daher besonders langlebig. Auf Wunsch stattet Luxor seine Produkte gleichfalls mit den intelligenten Dosen von Solaredge aus.

Zudem zeigte der Stuttgarter Anbieter ein neues, monokristallines Modul mit 60 Zellen und sieben Busbars. Es wird demnächst verfügbar sein und 320 Watt leisten. Eine weitere Neuheit war das Eco Smart Line Full Black M60 300 Watt, das mit Solaredge-Optimierer geliefert wird. Auf seine Glas-Glas-Module der Secure Line in transparenter und schwarzer Optik bietet Luxor 35 Jahre Produktgarantie und eine lineare Leistungsgarantie auf 88,5 Prozent nach 35 Jahren.

Jinko setzt auf smarte Module

Die smarten Module von Jinko Solar isolieren die Zellen innerhalb des Moduls und erhöhen den DC-Ausgangsstrom, um ihn an den Strangstrom anzupassen. Sie ermöglichen somit den unabhängigen Betrieb einer jeden Zellgruppe mit ihrem eigenen maximalen Leistungspunkt. Das monokristalline Modul Eagle MX mit dieser Technologie leistet bis zu 295 Watt. Die Module sind kompatibel mit beliebigen Wechselrichtern, da die Optimierung bereits im Modul integriert ist.

Jinko setzt PERC-Zellen ein, deren Rückseite mit Aluminium passiviert wurde. Dadurch wirkt die Rückseite wie ein Spiegel, der das Licht in den Halbleiter zurückwirft.

Die MX-Smart-Technologie sorgt für MPP-Tracking auf Zellebene. Hotspots sind ausgeschlossen, bei Teilverschattung liefern diese Module höhere Erträge als nicht optimierte Paneele.

Drei Anschlussdosen auf der Rückseite

Weil die Modulspannung um fünf Prozent niedriger liegt, sind längere Strings möglich. Einfache Wechselrichter mit einem MPP-Tracker reichen aus, um diese Strings auch bei verschiedener Ausrichtung oder Neigung der Module zu verwalten. Die Paneele sind beständig gegen Salzwasser und Ammoniak.

Bei Jinko Solar liegen die drei Anschlussdosen in der Mitte, rechts und links. Auf diese Weise wird weniger Kabel zum Anschluss gebraucht. Auch Jinko nutzt Halbzellen, um die Aperturfläche möglichst auszureizen und interne Leistungsverluste möglichst zu senken.

Aleo bringt bifaziale PERC-Zellen

In der X-Linie bietet Aleo Solar neue Hochleistungsmodule mit 60 bifazialen PERC-Zellen und schlankem Rahmen. Im Spätsommer sollen die Module als X59 und X79 in Schwarz verfügbar sein. Außerdem will Aleo das Modul S79 ab September 2017 mit Leistungsoptimierer anbieten (Solaredge).

Eine weitere Neuheit ist ein polykristallines 60-Zellen-Modul mit 300 Watt Leistung, das ab Herbst erhältlich sein wird. Auch dieses Modul basiert auf PERC-Zellen.

Außerdem wurde das monokristalline Glas-Glas-Modul Elegante 2 vorgestellt, das bifaziale Zellen nutzt. Wird es im Carport von Schmidt und Thürmer verbaut, sind weder Kabel noch Anschlussdosen sichtbar.

Die Sunbrush mobil GmbH aus Lachen im Allgäu entwickelt, produziert und vertreibt Reinigungsbürsten für Photovoltaikanlagen und zur Fassadenreinigung.

Sunbrush mobilisiert die Reinigung

Das 2009 von Geschäftsführer Franz Ehleuter gegründete Unternehmen hat die Technik selbst entwickelt und betreibt ein eigenes Testcenter.

In München wurden verschiedene Systeme zur Modulreinigung vorgestellt. Die Bürstenlänge variiert zwischen vier und acht Metern, ihr Durchmesser beträgt 300 Millimeter. Die Bürsten werden vollhydraulisch über eine Zugmaschine angetrieben, die eine entsprechende Hydraulikleistung anbieten kann.

Die Steuerung erfolgt über Zwölf-Volt-Systeme oder mit 24 Volt. Die Wasserversorgung wird mittels elektrischer Pumpe oder Pumpe an der Zapfwelle der Zugmaschine abgedeckt. Der Anlagenfahrer nutzt Kameras, um die Reinigung der Modulflächen zu steuern. Die Bürsten werden mit entsalztem Wasser versorgt, um keine Flecken auf den Modulen zu hinterlassen.

PV Guided Tours im Überblick

Die beteiligten Anbieter von Solarmodulen

Aleo Solar: www.aleo-solar.de

Axsun: www.axsun.de

CS Wismar: www.sonnenstromfabrik.com

Jinko Solar: www.jinkosolar.com

Luxor Solar: www.luxor-solar.com

REC Solar: www.recgroup.com/de

SI Module: www.si-module.com

Sunbrush mobil: www.sunbrushmobil.info

Kurz nachgefragt

„Wir vertreiben direkt an die Installateure“

Einst gehörte Sharp zu den Pionieren in der Photovoltaik, erst in Japan, später auch bei uns in Deutschland. In den vergangenen Jahren wurde es still um den Modulhersteller. Tritt Sharp jetzt wieder verstärkt im Solargeschäft auf?

Peter Thiele: Wie alle Teilnehmer im Markt haben wir schwierige Zeiten hinter uns. Hinzu kamen einige Herausforderungen mit der Muttergesellschaft, die nun aber durch neue Investoren bewältigt sind. 2014 mussten wir unsere Modulfabrik in Wrexham schließen, nachdem wir dort zehn Millionen Module für den EU-Markt gefertigt hatten. Seitdem kommen die Module aus der Fabrik in Sakai und von OEM-Herstellern aus anderen Regionen in der EU und in Asien.

Mit welchen Modulen war Sharp Electronics derzeit in Europa am Start?

Ende 2016 haben wir ein hocheffizientes Modul eingeführt, das zuvor in Japan sehr erfolgreich war. Das NQ-R256A mit 256 Watt wurde bislang ausschließlich für den japanischen Markt gefertigt. Nun ist es auch in Europa erhältlich. Des Weiteren bieten wir Solarmodule mit 60 Zellen an, poly und mono, bis zu 320 Watt. Sie haben sich bewährt, da können wir von unserem guten Ruf als erfahrener Anbieter von Solarmodulen profitieren.

Wie viele Zellen hat das NQ-R256A?

Dieses Modul hat nur 48 monokristalline Zellen, ist jedoch sehr effizient. Sein Wirkungsgrad erreicht 19,8 Prozent. Seine Effizienz verdankt das Modul der Back-Contact-Technologie von Sharp, mit der sich die nutzbare Solarfläche erhöht.

Wie muss man sich das vorstellen?

Bei herkömmlichen Solarzellen befinden sich die elektrischen Kontakte auf der Vorderseite, wo sie die Zellen verschatten, sodass etwa sechs Prozent des eintreffenden Sonnenlichts ungenutzt bleiben. Bei der Back-Contact-Technologie werden sie auf die Rückseite verlegt. Dadurch verringern sich die Verluste, was zu einer deutlichen Verbesserung der Lichtausbeute führt.

Also haben die Module keine störende Gitterstruktur mehr?

Deshalb wirken die Module homogen schwarz, weil die Zellen nicht durch die übliche Gitterstruktur verdeckt sind. Das kompakte und leichte 48-Zellen-Modul ist einfach in der Handhabung und lässt sich hochkant oder quer montieren. Obendrein verfügt es über einen Rahmen mit zwei zusätzlichen Querstreben und wurde auf eine Schneelast von 5.400 Pascal getestet.

Wie hat es der europäische Markt angenommen?

Seit Dezember nimmt die Nachfrage zu. Unser Ziel ist es, in Europa bis zu 100 Megawatt abzusetzen, sowohl bei privaten Endkunden als auch bei Gewerbekunden. Der Vertrieb erfolgt direkt an die Installateure. Sie wollen damit die Dächer ihrer Kunden besser ausnutzen, was mit kleineren Modulen einfacher ist als mit Standardmodulen auf der Basis von 60 oder 72 Zellen.

Also ein Solarmodul für Eigenverbrauchslösungen?

Genau, denn wir denken im System. Derzeit bereiten wir auch eigene Stromspeicher vor, die wir mit Partnern vorbereiten. Seinerzeit gehörten wir zu den ersten Partnern von Senec in Leipzig und Samsung in Südkorea. Auch der Vertrieb unserer Speicher wird direkt an die Installateure erfolgen.

Steigen Sie auch bei der Leistungselektronik ein?

Eher nicht. Aber wir haben das Energiemanagementsystem Smart Chap entwickelt. Diese Plattform ist weitgehend offen für die Hardware, daran können Sie faktisch jede Batterie oder jeden Batteriewechselrichter anschließen. Auch lässt sich dieses System nach oben skalieren, etwa für den Einsatz durch Stadtwerke oder Energieversorger. Smart Chap – cleveres Kerlchen – trägt der steigenden Komplexität der Systeme im Eigenverbrauch Rechnung. Hinzu kommen zusätzliche Funktionen und Dienstleistungen. Man kann die Lastprofile per Smart Chap steuern oder Wärmepumpen einbinden, nur um einige Beispiele zu nennen.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

www.sharp.de

Peter Thiele

ist Präsident von Sharp Energy Solutions in Europa. Zu seinem Vertriebsgebiet gehören auch der Nahe Osten und Afrika. Sein Team in Hamburg zählt 19 Mitarbeiter. Thiele hat in Bochum Nachrichtentechnik und Optoelektronik studiert, danach arbeitete er als Ingenieur im Produktmarketing der Optoelektronik bei Hewlett Packard in Böblingen. Seit 1996 ist er bei Sharp Electronics in Hamburg beschäftigt. Hier war er von 1996 bis 2003 Gruppenleiter im Halbleiterbereich Elecom und zuständig für die Bereiche Opto, LED, RF und Solar auf europäischer Ebene. Ab 2003 baute er das Solargeschäft von Sharp weltweit auf, zunächst mit Zuständigkeit für Deutschland und Österreich als General Manager. Seit 2014 leitet er die Abteilung Sharp Energy Solutions Europe als Präsident.

Kurz nachgefragt

„Gewerbeanlagen machen sich stark bemerkbar“

Wie ist das Geschäftsjahr 2017 bisher gelaufen?

Alexander Schütt: Das erste Halbjahr und die letzten Monate im Jahr 2016 zeigten eine deutlich ansteigende Nachfrage. Die Ursache liegt zum einen in den gefallenen Preisen bei den Komponenten, zum anderen in der zunehmend positiven Presse und Werbung zu Photovoltaik, neuerdings auch von den Energieversorgern. Die Photovoltaik wird wieder gesellschaftsfähiger und auch die letzten Vorbehalte verschwinden zusehends. Ein ganz neuer Treiber ist die Elektromobilität. Die Kunden interessieren sich für Elektroautos oder Plug-in-Hybride. Kombiniert mit einer Photovoltaikanlage auf dem eigenen Hausdach und einem größeren Stromspeicher im Haus entsteht eine tolle Kombination, die eine Menge Charme besitzt: die eigene Ökostromtankstelle fürs E-Fahrzeug. Wir sind davon überzeugt, dass dies in den nächsten Jahren ein zusätzlicher Treiber für die Photovoltaik sein wird.

Welche Rolle spielen Gewerbeanlagen in Ihrem Handelsgeschäft?

Gewerbeanlagen bis 750 Kilowatt machen sich stark im Handel bemerkbar. Bei den gewerblichen Anlagen, die wir ausliefern, hat sich die Nachfrage mehr als verdoppelt. Da geht es in der Regel um einige Hundert Kilowatt pro Anlage.

Wie sieht es außerhalb des deutschen Marktes in Europa aus?

In Belgien, den Niederlanden und Luxemburg läuft unser Handelsgeschäft sehr gut. Kürzlich haben wir in den Niederlanden ein neues Vertriebsbüro eröffnet. Auch in den französischen Markt setzen wir große Hoffnungen. Dort haben wir in Bordeaux eine Handelsniederlassung eröffnet. Denn dieser Markt weist bereits ein deutliches Wachstum auf. Auch in der Schweiz ist die Photovoltaik nicht mehr aufzuhalten. Die Zustimmung der Schweizer Bürger zur Energiestrategie 2050 war eindeutig. Ebenfalls interessant ist der polnische Markt, seit Februar sind wir hier mit einem Vertriebsbüro vertreten. Generell kann man sagen, dass die europäischen Märkte sowohl durch den Residential Market als auch durch kommerzielle Anlagen getrieben werden, auch im Megawattbereich.

Wie positioniert sich ein Großhändler wie Baywa r.e. in der hart umkämpften Photovoltaik?

Wir übernehmen die Lagerung, den Vertrieb und die Abwicklung für die Produzenten, die ihre Produkte massenhaft fertigen und auf die Märkte werfen wollen. Nur wer Masse herstellt, kann im Preiskampf unter den Herstellern mithalten. Zudem bieten wir als Händler unseren Kunden alle Komponenten für eine Anlage zusammen an, vom Modul über Wechselrichter und Montagesystem bis hin zu Speicher und Ladestation. Darüber hinaus helfen wir bei der Planung und liefern diese an den Wunschort des Installateurs – für kleine und große Anlagen. Also eine One-Stop-Quelle für den Installateur, mit einer breiten Palette an Qualitätsprodukten. Einen eigenen Vertrieb aufzubauen, alle notwendigen Produkte zu haben, bei der technischen Planung zu unterstützen und eine teilweise sehr kleinteilige Logistik abzubilden, überfordert die Hersteller von Komponenten. Um lieferfähig zu sein, müssen Sie eine anspruchsvolle Logistik aufbauen.

Wie gelingt Ihnen das?

In unseren Lagern versuchen wir alles vorrätig zu haben, was Kunden bei uns ordern können. Wir lagern Waren im Wert eines zweistelligen Millionenbetrages, immer mit dem Ziel, möglichst kurzfristig lieferfähig zu sein. Kommt eine Bestellung rein, kann die Ware am nächsten Tag unser Lager verlassen. Demnächst bauen wir einen Onlineshop auf, um den Bestellkomfort für unsere Kunden weiter zu verbessern.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

www.baywa-re.com

Alexander Schütt

ist Geschäftsführer der Baywa r.e. Solar Energy Systems GmbH, die im Photovoltaikhandel aktiv ist. Seine berufliche Karriere begann mit einem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Nürtingen, später absolvierte er zudem ein Ingenieurstudium in Mannheim. Der 41-Jährige war zunächst Vizepräsident für Verkauf und Einkauf bei Celadon (Mobilfunkbranche) in New York. 2008 kam er zu Baywa r.e., wo er im Vertrieb der Photovoltaikprodukte arbeitete. Zwischen 2010 und 2013 leitete er das Produktmanagement, seit 2013 ist er Geschäftsführer von Baywa r.e. Solar Energy Systems.

Kurz nachgefragt

„Der Markt entwickelt sich gut und stabil“

Wie schätzen Sie die Intersolar in diesem Jahr ein?

Michael Harre: Die Leute waren richtig gut drauf. In diesem Jahr ging es nicht mehr allein um die Modulpreise, sondern auch um Qualität und attraktive Gesamtlösungen – vor allem das Thema Speicher stand dabei im Fokus. Angesichts des großen Interesses gehe ich davon aus, dass sich der Markt auch in den kommenden Monaten gut und stabil entwickeln wird.

Welche Neuheiten haben Sie zur Messe nach München mitgebracht?

Bei unserem Modul Neon 2 bifazial verdeckt die Anschlussdose jetzt keine Zellen mehr auf der Rückseite. Stattdessen ist sie in der neuen Bauweise sehr schmal und befindet sich nun unterhalb des Rahmens. Das Modul wird im Spätsommer 2017 lieferbar sein.

Sie haben das neue Neon R ausgerollt. Was hat es damit auf sich?

Das R steht für Rückseitenelektroden. Dieses Modul hat auf der Frontseite keine Elektroden mehr, weil dadurch die Verschattungsverluste sinken. Mit dem Neon R erreichen wir jetzt schon 365 Watt auf der Modulvorderseite.

Wie sieht es bei den anderen Modulen aus?

Unsere normalen und die bifazialen Module sind aufgrund der hohen Marktnachfrage ausverkauft. Dafür haben wir drei neue Neon-Linien an unserem südkoreanischen Standort Gumi aufgebaut, zuzüglich einer Linie für die Baureihe Neon R. Dadurch ist die Kapazität von LG Electronics mittlerweile auf insgesamt rund zwei Gigawatt gestiegen.

Wie viele Module haben Sie 2016 in Europa verkauft? Wie viel erwarten Sie 2017?

Im vergangenen Jahr haben wir Module in einem dreistelligen Megawattbereich verkauft. In diesem Jahr werden es wohl mindestens 50 Prozent mehr sein, wenn wir den Absatz nicht sogar verdoppeln.

Wie hoch ist der Anteil des deutschen Markts am Gesamtumsatz in Europa?

Das teilt sich bei uns etwa zur Hälfte auf. Rund 50 Prozent erzielen wir in Deutschland, 50 Prozent im europäischen Ausland. Mit dieser Verteilung fühlen wir uns ganz wohl.

Welche Märkte sind für LG Electronics derzeit besonders interessant?

In Europa ist es vor allem Deutschland, gefolgt von den Beneluxländern, Frankreich, Italien, der Schweiz und Österreich. Sogar der Markt in Großbritannien hat sich gefangen – die Leute bestellen wieder mehr.

Wie ist der Markteintritt Ihres Speichersystems gelungen?

Den Speicher bieten wir seit Beginn des Jahres an. Ursprünglich hatten wir 600 Stück für den Verkauf eingeplant. Am Jahresende wird es vermutlich ein Vielfaches mehr sein. Die Batterie speichert 6,4 Kilowattstunden, der Wechselrichter leistet bis zu fünf Kilowatt. Zum Ende des Jahres werden wir eine Variante mit 12,8 Kilowattstunden bringen.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

www.lg-solar.com

Michael Harre

ist Vizepräsident der EU Solar Business Group bei LG Electronics und seit 2012 für das Solargeschäft in Europa zuständig. Zuvor war er unter anderem bei Schott Solar tätig. LG Electronics hat seinen Unternehmenssitz in Eschborn bei Frankfurt am Main.