Sie kommen meist nachts. Diebe sind lichtscheue Wesen, auch wenn es manchen an Dreistigkeit nicht mangelt. Einfach so tun, als ob man dazugehört, ist manchmal auch die Devise, wenn es darum geht, in Solarparks einzubrechen und reihenweise Module oder Wechselrichter abzuräumen.
Doch Module sind in den vergangenen Jahren immer preiswerter geworden. Auch die Preise für Wechselrichter sind in den letzten Jahren gesunken. Lohnt sich das Risiko eines Einbruchs überhaupt noch? Ein Blick in die Polizeistatistiken gibt einen ersten Eindruck davon, wie sich das Problem des Diebstahls von Solarkomponenten entwickelt hat.
Abgelegene Objekte betroffen
Betroffen sind hier allerdings nicht nur Solarparks. Auch Dachanlagen oder sogar Wohnmobile mit Solarmodulen auf dem Dach werden immer wieder angegriffen. Die Dachanlagen geraten in den Blick der Diebe, wenn sie nur weit weg genug von der nächsten Ortschaft installiert oder die Gebäude nicht einsehbar sind, wie etwa landwirtschaftliche Objekte, lautet die Einschätzung der Experten des Polizeipräsidiums Brandenburg in Potsdam. Außerdem wählen Täter in der Regel Standorte, die nicht permanent von Dritten oder Objektverantwortlichen frequentiert werden, jedoch überwiegend verkehrstechnisch günstig gelegen sind, antwortet die Brandenburger Polizei auf eine entsprechende Anfrage.
Wie sich das Problem von Diebstählen an Solaranlagen entwickelt, lässt sich tatsächlich nur erahnen. So stieg zwar die Zahl der erfassten Diebstähle an Solaranlagen in Brandenburg zwischen 2021 und 2023 von 33 auf 54 Fälle an. Doch für das Jahr 2024 erwartet die dortige Polizei einen rückläufigen Trend, wobei das Jahr zum Zeitpunkt der Abfrage noch zwei Monate vor sich hatte. Einen ähnlichen Trend sehen die Polizeidirektion im Norden von Oberbayern sowie das bayerische LKA. So ist nach Mitteilung des Landeskriminalamtes in München die Zahl der Diebstähle an Solaranlagen um gut ein Drittel zurückgegangen. Darunter fallen auch Diebstähle von Solarmodulen, mit denen Elektrozäune betrieben werden.
Schäden auf Dächern sind geringer
Diese Einschätzung teilen die Experten der Barmenia und der Gothaer Versicherung. Sie beobachten ebenfalls einen Rückgang der gemeldeten Diebstähle in den vergangenen Monaten. Ob dieser Trend anhalte oder ob die Zahlen in den nächsten Monaten wieder steigen, lasse sich aber nicht vorhersagen.
Auch die händisch ausgewertete Statistik der Strafanzeigen, die bei der Polizei Görlitz eingegangen sind, zeigt keine klare Tendenz. Bestenfalls könnte man in die Zahlen aus Ostsachsen hineininterpretieren, dass Solarparks inzwischen weniger das Zielobjekt der Täter sind und diese sich nun stärker auf Dach- oder Gartenanlagen konzentrieren. Schließlich haben die Diebe dort immer öfter Solaranlagen auf Wohnhaus- und Gewerbedächern ins Visier genommen.
Fallzahlen sind unklar
Ob das schon ein Trend ist, lässt sich aufgrund der Zahlen jedoch nicht sagen. So ärgerlich jeder einzelne Fall ist: Die Schäden sind bei den aufwendigeren Diebstählen auf Gebäudedächern geringer – im Raum Görlitz sanken sie von knapp 170.000 Euro im Jahr 2021 auf gut 20.000 Euro 2023. Im Jahr 2024 waren es bis Ende Oktober gut 5.000 Euro Sachschaden.
Selbst die Schlussfolgerung, dass die Konzentration der Diebe auf Dachanlagen aber schon ein Trend sei, lassen die Zahlen aber längst nicht zu. Dass im Raum Dresden 21 Diebstähle an Solaranlagen in den vergangenen zwölf Monaten vor allem auf Dächern passiert sind, ist noch längst kein Trend. Denn von der Barmenia und der Gothaer Versicherung werden immer noch vor allem Diebstähle in Freilandanlagen reguliert. Das Thema Diebstahl bei Dachanlagen ist dort weniger relevant.
Ertragsausfälle kosten viel Geld
In der Größenordnung von Sachsen bewegen sich auch die Fallzahlen in Bayern. In Oberbayern, Region Rosenheim, hat eine Recherche im Vorgangsverwaltungssystem seit 2021 nur wenige Fälle im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich ergeben. Insgesamt lassen sich die Fallzahlen aber nur schwer beziffern. Denn die bundeseinheitliche Kriminalstatistik erfasst diese Delikte nicht explizit als Diebstähle von Photovoltaikanlagen.
Einen groben Überblick können deshalb unter anderem die Verwaltungssysteme oder die Eingangsstatistiken der Polizeipräsidien und Landeskriminalämter geben. Auch wenn diese überhaupt keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben und deshalb auch keine regionalen Verteilungen oder Vergleiche zulassen, betonen die Experten des Landeskriminalamtes (LKA) Mecklenburg-Vorpommern.
Tatsächlich gibt die Eingangsstatistik des dortigen LKA für dieses Jahr bisher insgesamt 38 Diebstähle an Solaranlagen an. Der Sachschaden ist mit Blick auf die Anzahl der installierten Anlagen und deren Leistung mit fast 440.000 Euro zwar hoch, aber noch nicht wirklich bedrohlich. Relevanter sind hier sicherlich auch die Ertragsausfälle bis zur Reparatur der Anlage, die zum Sachschaden hinzukommen.
Dabei sind die Module und Wechselrichter derzeit nicht die erste Wahl der Diebe. Oftmals werden sogar nur bestimmte Module oder Wechselrichtertypen oder sogar nur deren Displays gestohlen, wie die Polizei Brandenburg mitteilt.
Baustellen sind oft betroffen
So wurden in Mecklenburg-Vorpommern von den 38 recherchierten Fällen nur sieben Modul- und Wechselrichterdiebstähle mit einem Schaden von knapp 59.000 Euro registriert. Hier war auch nur in einem Fall ein Solarpark betroffen, aus dem Wechselrichter gestohlen wurden. In zwei Fällen kletterten die Diebe auf die Dächer von Wohn- und Ferienhäusern und in drei Fällen hatten sie es auf Solaranlagen auf Lagerhallen abgesehen. Der siebente Diebstahl ereignete sich auf dem Dach einer Stallanlage.
Auch Baustellen bergen ein großes Diebstahlrisiko. Während der Montage von Solarparks werde alles an Material mitgenommen, was in einen kleinen Lkw passe, warnen die Experten der Allianz. Hier verschwinden sowohl Wechselrichter als auch ganze Paletten mit Solarmodulen, Teile der Unterkonstruktion und Installationskleinmaterial. Die Allianz Versicherung muss auch immer wieder Schäden von Wechselrichterdiebstählen im Leistungsbereich von 30 bis 50 Kilowatt aus bestehenden Anlagen regulieren.
Bei bestehenden Solarparks war der Diebstahl von Solarmodulen und Teilen aus Unterkonstruktionen in der Vergangenheit der Schwerpunkt. Solche Diebstähle kommen aber immer seltener vor, wie die Versicherung bestätigt.
Diebe klauen mehr Kabel
Stärker im Blick der Täter sind Buntmetalle. Die Kupferkabel, die in den Solarparks in großem Mengen verbaut sind, sind teuer und deshalb gut weiterzuverkaufen. Außerdem sind sie einfacher zu entwenden. Auch bei der Allianz Versicherung verschiebt sich der Schwerpunkt der regulierten Diebstahlschäden hin zu verschwundenen Kabeln.
Dies gilt auch für Baustellen. Denn die Diebe nehmen hier nicht nur die Solarkomponenten und Unterkonstruktionen mit. Sie stehlen auch ganze Kabeltrommeln und entwenden sogar bereits installierte Kabel aus den noch nicht fertigen Solarparks, lautet die Einschätzung der Allianz Versicherung.
Der registrierte Sachschaden durch solche Kabeldiebstähle beläuft sich in Mecklenburg-Vorpommern auf gut 330.000 Euro. Die restlichen Schäden entstanden durch den Diebstahl sonstiger Gegenstände. Dazu gehörten unter anderem Minibagger, die von Solarpark-Baustellen entwendet wurden, oder auch Stabmattenzäune, die in einzelnen Feldern abgebaut und abtransportiert wurden. Selbst vor dem Treibstoff von Dieselgeneratoren in den Solarparks – etwa zum Betrieb einer Überwachungsanlage – machen die Diebe nicht halt.
Fast 200 Module entwendet
Ähnlich sieht die Situation im Raum Leipzig aus, wo die Recherche keinen konkreten Schwerpunkt beim Diebstahl an Solaranlagen feststellen kann. Hier liegt die Zahl der entsprechenden Straftaten bei etwas mehr als 30 Fällen innerhalb eines Jahres, wobei in einigen davon zwar eingebrochen, aber nichts gestohlen wurde. Im Leipziger Raum nehmen Diebe ebenfalls vorwiegend Kabel mit, aber auch Wechselrichter, Module und sogar Batterien sowie Schaltanlagen wurden gestohlen.
In Bayern haben es die Täter zu etwa 85 Prozent auf kleinere Diebstähle abgesehen. Begehrtes Diebesgut sind hier vor allem die kleinen Solarmodule, mit denen Elektrozäune betrieben werden. In einem Fall haben die Diebe aber auch bis zu 200 Solarmodule im Wert von etwa 30.000 Euro entwendet.
Diebesbanden gehen rabiat vor
Wechselrichter werden seltener gestohlen, wenn, dann aber in größerer Stückzahl mit entsprechend höherem Sachschaden. So wurden in der Region Görlitz in einem Fall 52 Wechselrichter im Wert von rund 161.620 Euro gestohlen.
Insgesamt bleibt das Thema Diebstahl der Solarbranche also erhalten – trotz sinkender Preise für Module und Wechselrichter. Denn die Nachfrage nach Solaranlagen ist groß und Diebesware auf dem internationalen Markt durchaus noch gewinnbringend zu verkaufen. Dies könnte den illegalen Handel und Export solcher Komponenten fördern.
Unter den registrierten, regulierten und angezeigten Fällen sind zwar auch Gelegenheitsdiebstähle. Aber es sind vorwiegend organisierte Diebesbanden unterwegs, die auch rabiat vorgehen. Folge- oder Kollateralschäden sind ihnen egal. Deshalb warnt die Polizei ausdrücklich davor, gegen verdächtige Personen persönlich vorzugehen. Es sollte immer die Polizei verständigt werden. Dies gilt nicht nur für Privatpersonen, sondern durchaus auch für Wachschutzdienstleister.