Auf 500 Hektar erstreckt sich der Energiepark Witznitz, davon wurden etwa 300 Hektar mit Solarmodulen überbaut. Der gigantische Solarpark befindet sich südlich von Leipzig auf dem Kippengelände eines früheren Kohletagebaus. Für 650 Megawatt wurden insgesamt 1.065.000 Solarmodule installiert. Das entspricht 29.600 Paletten.
Spezielle Unterkonstruktion entwickelt
Die Unterkonstruktion der Module wurde eigens für das Riesenprojekt entwickelt. „Wir haben die Module auf Gestelle aus Stahl und Aluminium aufgelegt“, erklärt Wolfgang Pielmaier. Er ist der technische Leiter und der Kopf des Projekts, das von der Firma Move On Energy entwickelt und gebaut wurde. „Die Module wurden nach Osten und Westen aufgeständert. Wir haben ausschließlich bifaziale Glas-Glas-Module installiert, um keine Probleme mit Rückseitenfolien zu bekommen.“
Die Module wurden von Jinko Solar geliefert, mit speziell vorgegebenen Kabellängen. Das erleichterte die Montage, denn sie waren genau auf die Traggestelle abgestimmt. „Die Produktion der Module in China haben wir vom Photovoltaik Institut überwachen lassen“, erzählt Wolfgang Pielmaier. „Wir haben jedes EL-Bild hier. Außerdem haben wir auf der Baustelle Stichproben gemacht, um die Qualität der Module zu prüfen.“
20 Minuten pro Lkw
Jinko Solar lieferte die Modulpaletten zunächst per Schiff nach Rotterdam. Anschließend ging es per Lkw im Pendelverkehr bis nach Sachsen. „Der erste Container kam 2022“, erinnert sich Steffen Montag, Geschäftsführer von Move On Energy. Er war für den reibungslosen Ablauf auf der Baustelle verantwortlich, koordinierte Material und Montageteams.
Pro Lastwagen blieben nur 20 Minuten Zeit, um die Modulpaletten von der Ladefläche zu hieven. Die Zahl der Lkw ging in die Tausende.
Beeindruckende Mengen an Material
Rund 7.500 Modultische wurden errichtet. Reiht man sie aneinander, ergeben sie eine Gesamtlänge von 440 Kilometern. Beeindruckende 7.500 Tonnen Aluminium und 5.380 Tonnen Stahlprofile wurden verbaut. Die Länge der DC-Kabel für den Anschluss der Module summiert sich auf rund 550 Kilometer.
Um die Anschlüsse im Modulfeld zu standardisieren, wurden drei verschiedene DC-Kabelbäume definiert und vorgefertigt. Das erleichterte die Installation.
Die Wechselrichter wurden von Delta Energy geliefert, insgesamt 3.500 Geräte. Sie sind nach VDE-AR 4140/41 für Höchstspannung zertifiziert.
Denn der Energiepark speist in die höchste Spannungsebene ein (380 Kilovolt). „Zwischen zwölf und 18 Wechselrichter schalten wir auf einen PV-Trafo“, erläutert Pielmaier. „Dort gehen wir auf 31,7 Kilovolt. Die PV-Trafos wiederum werden über Schwerpunktstationen verschaltet.“
3.500 Wechselrichter installiert
Im Modulfeld sammeln insgesamt 207 PV-Trafostationen die Energie ein, bringen die Spannung auf 31,7 Kilovolt. Neun Schwerpunktstationen bilden die übergeordnete Ebene.
Legt man die gesamte Niederspannungsverkabelung (AC) aneinander, ergibt sich eine Länge von 320 Kilometern. Die AC-Mittelspannungskabel ergeben zusammen rund 195 Kilometer.
Das gesamte Transportvolumen der Komponenten und der Verkabelung füllte 3.200 Lkw. In der Spitze waren rund 500 Arbeiter auf der Baustelle zu koordinieren.
Nicht zu vergessen: Die Länge der Einzäunung erreicht 23 Kilometer. Auch das zeigt, welcher Aufwand in diesem Riesenprojekt steckt.
Anschluss an die Freileitung
Besonders spannend ist der Anschluss des Energieparks mit 380 Kilovolt. Über ein eigens errichtetes Umspannwerk wird die Energie über zwei Trafos mit 110 Kilovolt und zwei Trafos für 380 Kilovolt in eine Freileitung auf dem Grundstück eingespeist.
Sie verbindet das benachbarte Kraftwerk Lippendorf mit Stromkunden im Leipziger Raum. „Der Netzanschluss erfolgt über die Leitung von 50Hertz“, erläutert Steffen Montag von Move On Energy. „Wir haben auch das Umspannwerk gebaut. Es gehört zum Solarpark und wird von Spezialisten der Leag betrieben.“
Leag betreibt das Umspannwerk
Die Lausitz Energie Bergbau AG (Leag) betreibt auch das Kraftwerk Lippendorf. Für den Netzbetreiber 50Hertz war es das erste Projekt, bei dem ein privat finanziertes und gebautes Umspannwerk mit 380 Kilovolt angeschlossen wurde.
Was sich leicht liest, war ein kniffliges Unterfangen. Denn die Trafos kamen von Siemens aus Dresden. 400 Tonnen wiegt ein Transformator für die Höchstspannung.
„Der Transport mit dem Tieflader war Millimeterarbeit“, sagt Montag. „Die Ungetüme wurden durch Dörfer und enge Straßen bugsiert. Obwohl Dresden nur 130 Kilometer entfernt liegt, dauerte die Aktion etliche Tage.“ Move On Energy wird auch Betrieb und Wartung des Energieparks übernehmen. Die Wechselrichter wurden vor Ort kalibriert und bei der Inbetriebnahme parametriert.
Trafos in Millimeterarbeit angeliefert
Jeder Wechselrichter kann im Feld ausgelesen werden, zugleich kommen alle Betriebsdaten zur Leitwarte nach Lobstädt. Auf diese Weise lassen sich die Fehler sehr schnell aufspüren. Die Datenleitungen sind wie die PV-Trafos in dem riesigen Solarpark verteilt. Sie laufen an sogenannten Monitoringstationen zusammen. „In der Leitwarte sitzt unser O&M-Team, rund zehn Leute“, sagt Steffen Montag. „Wir haben spezielle Trupps gebildet, um einzelne Themen der Wartung kompetent abdecken zu können.“
Schon während der Planung wurde großer Wert auf Standardisierung gelegt. Fehleranfällige Komponenten wurden eliminiert. Ein Beispiel: Kabelbinder halten draußen im Feld meistens nur fünf oder zehn Jahre. Im Energiepark Witznitz wurden 2,5 Millionen Kabelbinder durch eine robuste Eigenlösung ersetzt, um den Wartungsaufwand zu senken. Oder: „Wir haben Solarmodule, Wechselrichter und PV-Trafos in ausreichender Zahl auf Lager gelegt“, erzählt Wolfgang Pielmaier. „Dadurch können wir sie schnell austauschen und hohe Ertragsverluste minimieren.“
Auch Teile der Schaltanlagen oder Kommunikationstechnik werden vorgehalten, um bei Bedarf sofort Ersatz zur Hand zu haben.