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Joachim Goldbeck: „Negative Strompreise passen schlecht mit PPA“

Wie entwickelt sich derzeit das Geschäft der großen Solardächer für Gewerbekunden?

Joachim Goldbeck: Industriedächer laufen gut, obwohl der Neubau in der Industrie zurzeit gebremst ist. Bei der Installation von Solaranlagen auf den Dächern von Bestandsgebäuden haben wir gut zu tun, die Projekte laufen kontinuierlich.

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Wird das Solarpaket mehr Schwung in dieses Marktsegment bringen?

Die Ausschreibungen für Solardächer wurden erweitert, das ist jetzt klar. Auch die Versorgung mit Mieterstrom und gemeinschaftliche Anlagen wurden vereinfacht. Bei Solardächern steht für unsere Industrie- und Gewerbekunden oft der Eigenverbrauch des Sonnenstroms im Vordergrund. Anders ist es bei Projektentwicklern oder Investoren, die große Logistikhallen besitzen. Hier ist Einspeisung vorrangig. In beiden Fällen ist eine angemessene Einspeisevergütung wichtig, um die wirtschaftliche Rentabilität zu sichern.

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Wie entwickeln sich Solarparks auf dem Freiland?

Die Nachfrage ist enorm. Wir haben große und gut entwickelte Projekte, die wir umsetzen. Allerdings werden die Netzanschlüsse knapp. Auch passen negative Strompreise nur schlecht mit dem Geschäftsmodell der Power Purchase Agreements (PPA) zusammen. Doch perspektivisch gibt es starken Zug in diesem Markt. Große Player haben größere Projektpipelines aufgebaut.

Manche Analysten sehen die großen Freilandsparks aufgrund der von Ihnen genannten Probleme vor großen Herausforderungen …

Wir werden sehen, ob sich die Unkenrufe bewahrheiten oder die Bullen im Markt Recht behalten. Denn wir brauchen viel mehr Sonnenstrom, zum Beispiel für elektrische Wärmeversorgung oder die E-Mobilität. Oder der wachsende Strombedarf durch die wachsenden Datenmengen, die sich durch Künstliche Intelligenz ergeben. In der Industrie wird Strom immer wichtiger, etwa bei der Erzeugung von Stahl.

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Könnten große Speicherbatterien den Zubau von Solarparks beflügeln?

Wir bauen gerade als EPC eine Stand-Alone-Batterieanlage für einen Kunden, als reinen Netzspeicher. Das kann man derzeit mit spannenden Geschäftsmodellen darstellen, auch ohne Solarfeld. Doch auch bei Solarprojekten werden Batteriespeicher eine wachsende Rolle spielen. Hybride aus Wind und Sonne können Netzverknüpfungspunkte besser ausnutzen, unterstützt durch große Stromspeicher. Das wird kommen, oder ist bereits im Gange.

Wie sehen Sie die Marktentwicklung in anderen Ländern? Welche sind besonders aussichtsreich?

Seit Jahren ist Goldbeck Solar sehr stark in Niederlande. Dort haben wir sehr große Projekte in die Bücher bekommen, vor allem auf dem Freiland. Ich erwarte, dass sich die Nachfrage in einem oder zwei Jahren verändert. Wir gehen davon aus, dass Agri-PV an Bedeutung gewinnen wird. Was man darunter wachsen lässt, wird man sehen. Wir nennen das Agrivoltaik. Weil die Interessen der Landwirte damit berücksichtigt werden, könnte man dafür künftig einfacher eine Genehmigung bekommen als beispielsweise für Solarparks auf grüner Wiese.

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Welche weiteren Märkte sind für Sie spannend?

Polen kommt gerade wieder in Gang. Dieser Markt hat einige Zeit gestottert und war verzögert. Jetzt haben wir dort sehr schöne Projekte. Wir sehen auch sehr gute Aussichten in der Ukraine, wenn der Krieg vorbei ist. Mit einem Partner haben wir ein Joint Venture gegründet, um diesen Markt zu erschließen. Allerdings sind noch etliche Fragen offen, beispielsweise nach Bundesbürgschaften, die auch Kriegsschäden absichern.

Der Mangel an Strom ist eklatant in der Ukraine, die Infrastruktur ist zerstört. Eigentlich sollten Solaranlagen die erste Wahl beim Wiederaufbau sein, oder?

Wir sind mit dem Joint Venture gestartet, um diesen Markt zu entwickeln. In der Ukraine gibt es bislang überhaupt keine Modelle wie PPA. Private Stromhändler sind erst seit zwei Jahren zugelassen. Zwar zeigen viele Investoren ein gewisses Interesse, aber das ist noch viel Gerede. Zurzeit herrscht Kriegsrecht, das Stromnetz ist sehr instabil. Stromverkauf an lokale Firmen ist in Euro nicht erlaubt, nur in der Landeswährung Hrywnja. Wir brauchen eine Absicherung der Risiken durch die Politik, bevor wirklich investiert werden kann.

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Sie haben viele Anlagen in Großbritannien gebaut. Wie hat sich der Brexit ausgewirkt?

Das Vereinigte Königreich war zwischen 2011 und 2016 ein starker Markt. Nach ein paar schwachen Jahren stehen jetzt dort wieder einige gute Projekte vor unserer Tür, wobei viele Prozesse durchaus aufwendiger laufen. Es ist sehr schwierig, die richtigen . Arbeitskräfte zu finden. Früher waren viele Monteure aus Polen oder der Ukraine in UK tätig, das war innerhalb der EU möglich. Durch den Brexit ist das viel schwieriger geworden. Auch Steuern, Zoll und so weiter haben sich verkompliziert.

Ähnliches Auf und Ab kennen wir aus Spanien. Ist dort Erholung in Sicht?

Auf Mallorca bauen wir gerade elf Megawatt, zudem 30 Megawatt auf dem Festland. Bei einem weiteren 30 Megawatt Projekt sind wir im Gespräch. Allerdings wird Spanien zurzeit von Projektanbietern gestürmt. Dadurch sinkt der PPA-Preis. Wir haben hohe Qualitätsstandards, zum Beispiel bei der Kabeltechnik. Wenn im Markt nur noch der niedrigste Preis zählt, ist die Situation nicht gesund. Wir müssen Kunden identifizieren, die bereit sind, höhere Qualität und Langlebigkeit Wert zu schätzen. (HS)

Hier finden Sie mehr Informationen über die Goldbeck Solar Gruppe.

Im Interview: Joachim Goldbeck ist Hauptgesellschafter und Geschäftsführer der Goldbeck Solar Gruppe.

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