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Projektgeschäft

Sprung auf 800 Megawatt

Das Projekt ist eines Jubiläumsjahres würdig. „Bavelse Berg“, erklärt Tobias Friedrich, Vertriebsleiter von Goldbeck Solar in den Niederlanden, „ist meiner Meinung nach das schwierigste und anspruchsvollste Projekt, das wir bisher gebaut haben.“ Das will etwas heißen, schließlich zählt das Unternehmen mit Sitz in Hirschberg an der Bergstraße ohne Zweifel zu den etablierten Firmen im europäischen Projektgeschäft.

37 Megawatt auf der Mülldeponie

Bavelse Berg ist eine Erhebung im Osten der niederländischen Stadt Breda, rund 50 Kilometer südlich von Rotterdam. Das Besondere: ­Bavelse Berg ist eine große Deponie, die nicht nur der umweltgerechten Entsorgung aller Art von Zivilisationsmüll dient, sondern in Zukunft auch rund 9.000 Haushalte mit Solarenergie versorgt.

Ein mustergültiges Dual-Use-Projekt, wie sie derzeit zunehmend Schule machen. Goldbeck Solar hat 2021, rechtzeitig zum 20. Geburtstag des Unternehmens, die Unterkonstruktionen und Solarmodule des 37-Megawatt-Solarparks installiert.

94.414 Paneele sind auf Bavelse Berg verbaut, in großen Teilflächen mit insgesamt 34 unterschiedlichen Ausrichtungen. Um die Montage dieser großen Menge an Solarmodulen zu vereinfachen, hat Goldbeck Solar zunächst mehrere Schienensysteme installiert. So ließen sich die Module an einigen wenigen Stellen quasi zentral montieren und danach auf den Schienen zu ihrem Bestimmungsort schieben.

Der Solarpark auf der Mülldeponie Bavelse Berg in den Niederlanden.

Foto: Goldbeck Solar

Der Solarpark auf der Mülldeponie Bavelse Berg in den Niederlanden.

Folien und Rohre schonen

Dabei mussten die Ingenieure sämtliche Aufbauten so designen, dass weder die Folie beschädigt wird, mit der die Deponie knapp unter der Erdoberfläche abgedeckt ist, noch das Rohrsystem, welches das in der Deponie entstehende Gas ableitet. Zugleich mussten sie die geografischen Gegebenheiten des Berges und die landwirtschaftliche Nutzung des Areals berücksichtigen. Was mustergültig gelungen sei, wie der niederländische Projektleiter Ron van Jeveren konstatiert.

Module bogenförmig anordnen

Die Deponie bei Breda ist indes nicht das einzige Projekt, bei dem Goldbeck Solar die Doppelnutzung von Flächen im Blick hat. Jüngste Entwicklung des Unternehmens, ausgezeichnet mit dem Intersolar Award 2021, ist das Modular Arc System, kurz Marc-S (ausgesprochen: Marx): eine große Bogenkonstruktion für Solarmodule, die der Agrarwirtschaft neue Modelle zur Wertschöpfung eröffnen. Die bogenförmig angeordneten Module sind mit ihrer Unterkonstruktion zu einem statisch soliden System verbunden. Auch hier lassen sich die Aufbauten auf Schienen flexibel bewegen.

Da die Module mit unterschiedlichen Neigungswinkeln nach Osten und Westen ausgerichtet sind, erzielen sie höhere Erträge pro Quadratmeter als herkömmliche Photovoltaikanlagen. Den Strom kann der Betreiber nach Bedarf und Wertschöpfungsmodell selbst nutzen oder verkaufen. Und: Die Bogenhöhe erlaubt die Nutzung der darunterliegenden Fläche für den Anbau von Pflanzen oder die Tierzucht.

Erstes Großprojekt mit Marc-S

Das erste Marc-S-Großprojekt mit einer Leistung von mehr als 40 Megawatt (genau: 44.893 Kilowatt) ist bereits projektiert. „Geplant ist, in den Niederlanden eine Fläche von knapp 232.600 Quadratmetern mit Marc-S-Solarbögen zu überbauen“, erklärt Tobias Schüßler, neben Joachim Goldbeck der zweite Geschäftsführer von Goldbeck Solar. „Allerdings installieren wir die Bögen fest, also nicht auf Schienen verschiebbar.“

Das Licht, das durch die Module dringt, reicht für den Anbau von Pflanzen aus, die keine direkte Sonneneinstrahlung brauchen. Oder eben, um Vieh weiden zu lassen. Noch befindet sich das Bogensystem in der Entwicklung. Ob und gegebenenfalls wann Goldbeck Solar das System in anderen Märkten anbieten wird, ist noch nicht entschieden.

Allerdings zeigt sich schon jetzt, dass das Interesse vosSeiten der landwirtschaftlichen Betriebe und institutionellen Investoren an dieser Lösung hoch ist.

Tobias Schüßler ist Geschäftsführer von Goldbeck Solar in Hirschberg.

Foto: Goldbeck Solar

Tobias Schüßler ist Geschäftsführer von Goldbeck Solar in Hirschberg.

Großes Interesse der Landwirtschaft

Denn Systeme zur Doppelnutzung werden immer häufiger angefragt. „Das liegt zum einen daran, dass sich damit eine höhere Wertschöpfung pro Hektar Land erzielen lässt“, bestätigt Schüßler. „Zum anderen zwingt die Zunahme von extremen Wetterereignissen die Landwirtschaft zu Gegenmaßnahmen.“ Dafür sei Marc-S ein guter Ansatz. Nicht zu vergessen: Die Bevölkerung akzeptiert nach seinen Worten solche Projekte deutlich besser, bei denen landwirtschaftliche Nutzflächen erhalten bleiben und zusätzlich grünen Strom liefern.

Solare Investitionen etabliert

In den vergangenen Jahren habe sich die Photovoltaik klar als Investitionsobjekt etabliert, nicht nur in der in der Agrarwirtschaft. „Immer mehr Menschen stehen der Idee, in Solarenergie zu investieren, positiv gegenüber“, schätzt Tobias Schüßler ein. Daran hätten die jüngsten Preissteigerungen durch Chipmangel und Lieferengpässe bei Rohstoffen wie Aluminium nichts geändert. Immerhin war dem Anstieg um 20 bis 25 Prozent ein jahrelanger massiver Preisverfall um bis zu 90 Prozent vorangegangen.

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen vor allem in Deutschland ist Goldbeck Solar in den vergangenen Jahren kontinuierlich um rund 15 Prozent pro Jahr gewachsen. Damit einher ging eine starke Internationalisierung des Geschäfts. „Als ich vor zwölf Jahren zum Unternehmen gekommen bin, waren wir knapp 20 Mitarbeiter“, erinnert sich Schüßler. „Heute haben wir 165 Mitarbeiter und sind in 17 Ländern aktiv.“ Die Internationalisierung sei wichtig, nicht zuletzt um die politischen Unwägbarkeiten in den nationalen Märkten abzufedern.

Das Bogensystem Marc-S erlaubt die Doppelnutzung von Flächen.

Foto: Goldbeck Solar

Das Bogensystem Marc-S erlaubt die Doppelnutzung von Flächen.

40 neue Mitarbeiter eingestellt

Allein im vergangenen Jahr hat Goldbeck Solar 40 neue Mitarbeiter eingestellt. Für 2022 ist ein ähnlicher Zuwachs geplant, an Projektleitern und Bauleitern, Vertriebsingenieuren, Servicetechnikern und Mitarbeitern in der Betriebsführung, im Monitoring der Anlagen.

Für die kommenden Jahre rechnet das Unternehmen mit einem starken Anstieg des Zubaus. Das verstärkte Wachstum erwartet Tobias Schüßler bei Freiflächenparks und bei Dachflächen. „Die Solaranlagenpflicht für Gewerbe und Industrie gibt es ja bereits in einigen Bundesländern“, sagt er. „Wir gehen davon aus, dass diese Pflicht in absehbarer Zeit bundesweit kommt.“

Er rechnet damit, dass Goldbeck Solar im Jahr 2022 rund 800 Megawatt installieren wird. Ein Boom mit Ansage – der bisherige Jahresdurchschnitt lag bei 400 bis 450 Megawatt. Das stärkste Wachstum für 2022 erwartet Tobias Schüßler in Deutschland, den Niederlanden und in Polen, „aber auch in Chile, Mexiko, Thailand und Kasachstan tut sich Einiges“.

Den immensen Zuwachs will Goldbeck Solar zum einen durch den Ausbau der eigenen personellen Kapazitäten erreichen. Zum anderen habe man genügend qualifizierte Installationspartner in den Regionen, die derzeit gleichfalls ihr Personal ausweiten. Zusätzliche Kapazitäten will das Unternehmen durch die Standardisierung und Optimierung seiner Prozesse freimachen, nicht zuletzt in der Wartung.

Beteiligung an PMT

Hinzu kommt die mehrheitliche Beteiligung der Joachim Goldbeck Holding an Premium Mounting Technologies (PMT) aus dem oberfränkischen Stadtsteinach. „PMT baut hervorragende Aufdachsysteme“, erläutert Tobias Schüßler. „Wir sind seit Jahren zwar nicht der größte, aber doch ein guter Kunde von PMT. Wir kennen das Unternehmen und seine Technologie sehr gut.“

Die Beteiligung an dem Spezialisten für Flachdachsysteme ergänzt die Kompetenzen und bringt Synergieeffekte. „So können wir künftig Rohstoffeinkäufe bündeln“, hofft Schüßler. „Wir können gemeinsam individuelle Lösungen auch für andere Dachformen schaffen und die Systemstatik weiterentwickeln.“

Außerdem helfe die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen, den erwarteten Zuwachs an Dachanlagen zu bewältigen. Allerdings agiert PMT weiterhin unabhängig, das Unternehmen soll sich frei am Markt behaupten.

Weiteres Wachstum erwartet

Für die Zukunft rechnen Tobias Schüßler und Joachim Goldbeck mit zehn Prozent mehr Mitarbeitern pro Jahr. „Wir wachsen nicht nur in Hirschberg, sondern auch dezentral – in München und Coburg, in Polen, den Niederlanden und in Chile“, sagt Schüßler. „Es ist klar: Die ständig steigenden Energiepreise machen Solarstrom immer attraktiver. Zumal sich der Eigenbedarf durch den Einsatz von Batteriespeichern mittlerweile auch wirtschaftlich signifikant steigern lässt. Dieser Trend wird sich ebenso verstärken wie das Wachstum der E-Mobilität.“

Die Bögen lassen sich fest installieren oder beweglich auf Schienen.

Foto: Goldbeck Solar

Die Bögen lassen sich fest installieren oder beweglich auf Schienen.

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