Die Gesamtlänge der Autobahn auf Kölner Stadtgebiet beträgt rund 90 Kilometer. Sie versiegelt zirka drei Quadratkilometer Boden. Die zusätzliche Nutzung dieser Fläche zur Produktion von Solarstrom böte allein in Köln ein Potenzial von etlichen Gigawattstunden pro Jahr.
Zehntausende Haushalte versorgen
Das entspricht dem Energiebedarf zehntausender Haushalte. „Die Suche innerhalb der Stadt nach für Photovoltaik geeigneten Dächern, Wiesen oder Seen läuft sehr schleppend“, kritisiert Karina Syndicus, Ratsfrau von GUT Köln. „Das ist viel zu schleppend für die Erreichung der Klimaziele. Wenn die Ausrufung des Klimanotstandes ernst gemeint war, müssen wir auch bei einer Infrastruktur wie der Autobahn bereit sein für einen Paradigmenwechsel. Wir können uns in Köln nicht zurücklehnen und warten, bis Schleswig-Holstein genügend Windräder ins Wattenmeer gesetzt hat.“
Viele Ideen kombinieren
Das Fraunhofer-Institut forscht bereits an dieser Option. Eine Testinstallation ist für die Rastplatzzufahrt Hegau Ost an der A81 im Landkreis Konstanz geplant. Hier sollen unter anderem die Beständigkeit gegen Hagelschlag oder Schneelast getestet werden. „Diesen Schritt könnten wir theoretisch überspringen“, meint Thomas Schmeckpeper, Mitinitiator des Kölner Sonnendecks. „Mit dem Einsatz von Stahlseilen als Tragelemente und einem ausfahrbaren Mechanismus inklusive Garagierung lässt sich der Einsatz der Photovoltaikmodule je nach Wetterlage steuern. Die einzelnen Komponenten dazu wurden bereits erprobt, zum Beispiel in der Agriphotovoltaik oder über Kläranlagen.“
Er verweist auf bifaciale Module. Sie sind lichtdurchlässig und haben einen höheren Wirkungsgrad, da sie das Licht von beiden Seiten aufnehmen können. „Das verhindert auch einen kontrastreichen Schattenwurf auf die Fahrbahn im Sinne der Verkehrssicherheit“, regt Schmeckpeper an. „Man muss diese Komponenten nur miteinander verbinden.“
Enorme Potenziale
Die Elektrifizierung des Verkehrs ist beschlossene Sache und schreitet voran. Das Bundesverkehrsministerium plant den Ausbau von LKW-Oberleitungen für Autobahnen auf insgesamt 4.000 Kilometern. Zusätzlich sieht der Bundesverkehrswegeplan 2030 zahlreiche Sanierungs- und Ausbauprojekte für die Autobahn vor - auch im Kölner Stadtgebiet (zum Beispiel A57 und A4).
Die Integration von Solaranlagen bietet ein hohes bauliches und energetisches Potenzial. Positive Nebeneffekte für die Autobahn sind weniger direkte Sonneneinstrahlung auf die Fahrbahn und Fahrzeuge sowie erhöhter Lärmschutz. „Natürlich sind wir als Kommune nicht Bauherrin der Autobahn“, sagt Tom Geffe, Vorsitzender von GUT Köln. „Aber wir sind massiv betroffen von ihren Auswirkungen. Ob Rückstaus, Lärm, Abgase und Feinstaub oder emotional geführte Diskussionen bei Ausbauprojekten wie der Rodenkirchener Brücke: Wir müssen diese Infrastruktur gesamtheitlich und neu denken und hier als Stadt auch unsere Impulse und Bedarfe in Richtung Gesetzgeber formulieren. Das Sonnendeck ist ein erster Vorschlag und wir freuen uns, wenn weitere Kommunen, aber auch Forschungseinrichtungen und Ingenieurbüros den Gedanken aufgreifen und ihn weiterspinnen.“ (HS)
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