Die Speichertagung von PV Austria war in diesem Jahr so gut besucht wie nie zuvor. Die Teilnehmer bekamen praktisches Wissen an die Hand und konnten sich über die neusten technologischen und rechtlichen Entwicklungen auf diesem Gebiet informieren. Zudem wurde erklärt, wie die neue Speicherförderung funktioniert.
Österreich rüstet sich für den Speicherboom. Zumindest ist das Thema so interessant für die Photovoltaikbranche, dass es mehr als 400 Teilnehmer auf die diesjährige Speicherkonferenz nach Wien zog. „Es ist die größte Speichertagung, die wir bisher durchgeführt haben“, freut sich Hans Kronberger, Präsident des Bundesverbandes PV Austria.
Der Grund für das starke Interesse am Speicher ist neben der allgemeinen Marktentwicklung, die neue bundesweite Förderung, die im kommenden Jahr beginnt und bis Ende 2019 läuft. Insgesamt stehen sechs Millionen Euro für jedes der beiden Jahre zur Verfügung. Die Bundesregierung unterstützt der Speicherzubau mit einem Investitionszuschuss von 500 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität, wenn mindestens 0,5 Kilowattstunden pro Kilowatt installierter Leistung errichtet werden. Der Deckel liegt bei zehn Kilowattstunden Gesamtspeichervolumen. Zudem fördert die Bundesregierung nur maximal 30 Prozent der Investitionskosten.
Die Systeme in er Realität testen
Zusätzlich hat das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) eine Roadmap für den Speicherzubau angekündigt. „Diese Speicherroadmap, die vom Klima- und Energiefonds initiiert wurde, steht kurz vor der Fertigstellung und die ersten Ergebnisse liegen bereits vor“, erklärt Michael Hübner vom BMVIT. „Es geht darum, Speicher in Reallaboren zu testen und zu sehen, wie die Technologie in das bestehende System integriert werden kann“, sagt er mit Blick auf ein Projekt mit einem Quartiersspeicher in Heimschuh in der Steiermark, das vor zwei Wochen begonnen hat. „Wir stoßen mit der Photovoltaik irgendwann an die Grenzen unseres Stromsystems und dann brauchen wir die Speicher“, ergänzt Bettina Bergauer vom Bundesumweltministerium. „Ob es dann die beste Lösung ist, dass jeder seinen eigenen Speicher im Keller hat oder ob Quartierslösungen mit gemeinsamer Speichernutzung besser sind, wird sich noch herausstellen.“ Deshalb fördert das Bundesumweltministerium über den Klima- und Energiefonds (KLIEN) die Erstellung von solchen Quartierskonzepten im Rahmen der Unterstützung von Klima- und Energiemodellregionen.
Sektorkopplung steht an
Doch nicht nur die elektrochemischen Speicher – im Keller oder in der Nachbarschaft – standen auf dem Programm der Speichertagung. „Denn die Energiewende bedeutet auch, dass der Anteil des Stroms am Gesamtenergieverbrauch steigen wird“, erklärt Hans Kronberger mit Blick auf die Sektorkopplung. „In Zukunft wird intelligente Raumwärme und Elektromobilität gefragt sein.“ Wie das funktioniert, wurde auf der Konferenz anhand von zwei Praxisbeispielen demonstriert. So hat Martin Wieger die Ergebnisse aus seinem absolut energieautarken Gebäude vorgestellt. Hier ging es darum, eine ganze Reihe von unterschiedlichen Wärmespeichern zu testen. Das Ergebnis: Alle Technologien eignen sich grundsätzlich für unterschiedliche Anwendungen und eine saisonale Speicherung ist mit den getesteten Technologien nicht möglich.
Elektroheizung im Mehrfamilienhaus
Die funktioniert allerdings mit der Stromheizung, und zwar wirtschaftlich. So hat in der Steiermark der Eigentümer eines Mehrfamilienhauses sein Gebäude mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach und an der Fassade ausgestattet. Jede Wohn- und Gewerbeeinheit bekam einen Heizstab, einen Wärmespeicher und Infrarotdirektheizungen. Damit soll der gesamte Wärmebedarf gedeckt werden. Nach einem Jahr sind Eigentümer und Mieter zufrieden mit der Installation. Satte 67 Prozent des produzierten Solarstroms werden im Gebäude verbraucht. Die Solargeneratoren decken 46 Prozent des gesamten Energiebedarfs ab – inklusive des Stromverbrauchs, der immer noch aus dem Netz erfolgt. Damit erreicht das Gebäude auf der Wärmeseite einen solaren Deckungsgrad von etwa 86 Prozent. Insgesamt haben alle Mieter zusammen über das erste Betriebsjahr hinweg für die Wärmeversorgung nur 6.000 Kilowattstunden Strom aus dem Netz bezogen. Den Rest haben die Photovoltaikanlagen geliefert.
Aktueller Stand der Normung
Aber die elektrochemischen Speicher standen dann doch im Mittelpunkt des Interesses. Neben den technologischen Neuerungen waren es vor allem die praktischen Aspekte, die das Interesse der Teilnehmer weckte. So hat Christian Messner von Austrian Institute of Technology (AIT) den Effizienzleitfaden vorgestellt, über den einzelne Speicher vergleichbar werden. Es soll Installateuren und Kunden die Sicherheit geben, sich für das für den jeweiligen Anwendungsfall richtige Gerät zu entscheiden.
Die Sicherheit aus einem anderen Blickwinkel hat Thomas Becker von ATB Becker betrachtet. Er hat den aktuellen Stand der Entwicklung von Normen für Stromspeicher vorgestellt. „Speicher sind noch eine relativ junge Technologie und deshalb ist die Normung auf diesem Gebiet noch nicht so weit vorangekommen“, sagt er. Doch immerhin wurde im vergangenen Jahr mit der ÖVE R 20 schon ein erster Aufschlag gemacht. „Diese Norm löst aber nur ein Problem“, sagt Becker. „Wie kann der Installateur einen Speicher in eine Photovoltaikanlage und ein bestehendes Haussystem einbinden. Anforderungen an die Aufstellung des Speichers werden darin nicht geregelt.“ Das werde künftig in einer ÖTB-Richtlinie geregelt, kündigt Becker schon mal an. „Der erste Entwurf existiert bereits“, sagte er auf der Speicherkonferenz in Wien. (su)