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Forschungsprojekt entwickelt Lösung für gemeinsame Speichernutzung im Mehrfamilienhaus

Die Nutzung von Solarstrom, der in Speichern zwischengelagert wurde, ist bisher eine Domäne des Einfamilienhaussektors. Denn die Anforderungen für die gemeinschaftliche Nutzung von Stromspeichern durch die Bewohner von Mehrfamilienhäusern sind hoch. Um auch hier die Nachfrage anzustoßen, soll im Projekt Melani eine entsprechende technische und wirtschaftlich umsetzbare Lösung gefunden werden, mit der jede Wohneinheit im Mehrfamilienhaus auf den Speicher zugreifen und die entsprechenden Strommengen abgerechnet werden können. „Die günstige Stromerzeugung im Gebäude lohnt sich für alle – für die Bewohner, den Vermieter und den Klimaschutz“, erklärt Tim Meyer, Vorstand des Ökoenergieversorgers Naturstrom. „Dieser Nutzen lässt sich durch einen mit einem Energiemanagementsystem kombinierten Stromspeicher, auf den alle Wohnparteien zugreifen können, noch deutlich erhöhen.“

Lösung umfangreich im Feld testen

An dem Projekt sind neben Naturstrom auch der Leistungselektronikhersteller SMA, die Physikalisch-Technischer Bundesanstalt und das Elenia Institut für Hochspannungstechnik und Energiespeichersysteme der TU Braunschweig beteiligt. Außerdem bekommen die Projektpartner Unterstützung aus der Wohnungswirtschaft in Gestalt der Verbände GdW und VDIV sowie der Berliner Wohnungsgesellschaft Gewobag. In gut einem Jahr wollen die Beteiligten am Projekt eine technische Lösung entwickeln. Danach wird sie in einem Feldtest praktisch umgesetzt und erprobt. Hierfür suchen die Projektpartner schon jetzt nach einer passenden Immobilie.

Nutzungsdaten erheben

Vor allem die Abrechnung der Strommengen beim Zugriff mehrerer Wohnparteien auf einen gemeinsamen Stromspeicher ist eine Herausforderung. Denn es muss immer exakt bestimmt und abgerechnet werden, welche Strommengen durch welche Wohnpartei aus der häuslichen Stromerzeugungsanlage, dem Speicher oder aus dem öffentlichen Netz bezogen wurden. Diese Daten müssen eichrechtskonform erhoben werden.

Geeignete Messtechnik entwickeln

Außerdem brauchen die lokalen Stromnetzbetreiber diese Daten genauso wie die Stromanbieter, die den vor Ort erzeugten Strom, den gespeicherten Strom sowie Reststrommengen aus dem öffentlichen Netz an die Wohnparteien im Mehrfamilienhaus liefern. Auch weitere Stromanbieter müssen einen Teil der Daten bekommen. Denn nicht alle Bewohner eines Mehrfamilienhauses müssen an dem Projekt teilnehmen. Die Vorgabe der freien Wahl des Stromanbieters muss erhalten bleiben. „Die nötige Messtechnik zu entwickeln, eichrechtskonform auszugestalten und die Messwerte rechtssicher abzurechnen ist Kern des Projektes Melani“, beschreibt Hauke Witte die zentrale Aufgabe. Er ist bei Naturstrom für die Projektleitung zuständig. Dazu kommt natürlich nich die Sicherheit der Daten, die gewährleistet sein muss.

Geschäftsmodelle entwickeln

Doch nicht nur die technische Seite ist eine Herausforderung. Die Lösung muss auch wirtschaftlich umsetzbar sein, damit aus dem Ansatz ein Geschäftsmodell für die Investoren in die Solaranlagen und die Speicher oder einen beteiligten energiewirtschaftlichen Dienstleister entstehen kann. „Mit Melani erschließen wir den Geschosswohnungsbau für die Speichernutzung“, ist sich Tim Meyer von Naturstrom sicher. „Damit geht ein enormer Modernisierungsschub für die energetische Gebäudetechnik einher“, prognostiziert er. „Denn mit der Optimierung der lokalen Ökostromerzeugung, ihrer Speicherung, der Nutzung durch die Wohnparteien oder auch im Schaffen von Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge hält die Digitalisierung der Energiewende im Mehrparteienhaus Einzug. Wir schaffen die Grundlagen, damit künftig ein Großteil der Bevölkerung Teil einer digitalisierten Energiewende sein kann.“

Das Stromnetz entlasten

Entsprechend haben die Projektpartner auch den positiven Effekt auf das Stromnetz im Blick. Denn gerade in verdichteten urbanen Räumen sind solche netzdienlich arbeitenden und dezentralen Systeme notwendig, um den Ausbau der Verteilnetze zu verringern. Schließlich werden diese mit dem Umstieg auf Elektromobilität und elektrische Heizungen mehr belastet. Ein netzdienlicher Speicher kann hier für Ausgleich sorgen. Der Vorteil im Mehrfamilienhaus: Die Speicher sind in der Regel so groß und leistungsstark, dass sie besser für Netzstabilität sorgen können als ein kleiner Heimspeicher im Einfamilienhaus. (su)

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