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Mit Speichern durchgestartet

Zülpich ist ein Nest im Rheinland, auf dem Weg von Bonn oder Köln, wenn man in die Eifel fährt. Der Marktplatz ist klein, das Städtchen auch, typisch für diese Gegend, wo eine Kommune fast nahtlos in die andere übergeht. Am Ortsrand beginnen Felder, die neue Firmenzentrale von Priogo hebt sich mit modernen Gebäuden gegen die Landschaft ab. Vor mehr als einem Jahr ist das Unternehmen vom Marktplatz in Zülpich ins Gewerbegebiet an den Rand gezogen. Um mehr Platz zu haben: für mehr Produkte, mehr Kunden, sprich: für Wachstum.

Priogo gehörte zu den Pionieren der solaren Energiewende im Rheinland. Am Anfang standen regenerative Heizungen, vor allem Solarthermie und Pelletkessel. Mittlerweile liegt der Schwerpunkt auf Photovoltaik, selbstredend mit Stromspeichern, und Wärmepumpen. „Das vergangene Jahr hat uns nach schwieriger Zeit wieder Aufwind gegeben“, schätzt David Muggli ein, Gründer und Vorstandschef der Priogo AG. „Wir haben unsere Kompetenzen in der Photovoltaik vertieft, zugleich konnten wir von unseren Erfahrungen im Heizungsbau profitieren. Denn immer häufiger wollen die Kunden eine komplette Lösung. Die Sektorkopplung, von der alle reden, kommt voll bei uns an.“ Sektorkopplung meint die Elektrifizierung auch der Wärmeversorgung und der Mobilität durch preiswerten Sonnenstrom.

Strom, Wärme und Autos koppeln

Der Preisverfall bei Solarmodulen und Wechselrichtern spielte Installateuren wie Priogo 2016 in die Hände. So wurde es ein gutes Jahr, endlich wieder nach der schweren Krise der Photovoltaikbranche. Mancher Installateur ging in die Knie, musste Insolvenz anmelden. Priogo hat sich behauptet und noch immer 23 Leute im Betrieb. „Wir haben frühzeitig erkannt, dass Stromspeicher die Photovoltaik beflügeln werden“, sagt Muggli. „Sie bieten ganz neue Möglichkeiten, die Bedürfnisse der Kunden zu befriedigen.“

So hat der Installationsbetrieb im Jahresverlauf von Frühjahr 2016 bis zum Frühjahr 2017 schon mehr als 100 Tesla-Heimspeicher eingebaut, Marke Powerwall. Das erste Gerät kam Ende April 2016 von Solaredge, es wurde im Wohnhaus eines Bankiers in Bonn installiert. „Wir hatten den Tesla zunächst nicht aktiv in der Vermarktung“, erzählt Sebastian Poensgen, neben David Muggli der zweite Vorstand. „Beim ersten Gerät war ich sogar skeptisch. Aber die Version mit 6,4 Kilowattstunden hat sich sehr gut bewährt. Und mit dem Tesla 2 wird es 2017 sicher noch besser.“

Kaum Probleme beim Speicheranschluss

Probleme mit der Speichertechnik gab es bislang nicht, höchstens einmal mit dem Batteriewechselrichter von SMA oder mit der Zuschaltbox von Solaredge. Beide Komponenten werden für den Tesla gebraucht, denn die Amerikaner liefern nur die eigentliche Hochvoltbatterie. „Die Anschlussprobleme waren marginal, das passiert am Anfang gelegentlich“, berichtet Poensgen weiter. „Der Vorteil bei Tesla ist, dass es keine langen Lieferzeiten wie bei anderen Herstellern gibt. Wir kaufen diese Batterien über den Großhandel, bei Baywa oder Krannich.“ Die Händler übernehmen auch die Reklamationen, sollte es Probleme mit der Batterie aus den Staaten geben.

Auf einer Baustelle im benachbarten Euskirchen erläutert er die Vorzüge des Tesla-Speichers, verschweigt aber auch die Nachteile nicht. „Der Tesla-Speicher wiegt 97 Kilogramm und wird an der Wand hängend montiert“, sagt er. „Von allen Speichern, die wir verbauen, lässt er sich am schlechtesten installieren. Man muss die Kiste auf die Frontseite drehen, den Speicher verdrahten und dann in einem Ritt anhängen.“ Dafür hat die Batterie aber keine Griffmulden, auch für zwei Monteure ist sie sehr unhandlich. Hinzu kommen die erforderlichen Komponenten von Solaredge wie der Sensor oder weitere Geräte. „Das müssen die Installateure können.“

Powerwall ist unhandlich

Im Haus werkelt Elektroanlagenmonteur Robert Tetzel (22), der bei der Priogo AG für die Installation der Tesla-Speicher zuständig ist. „Für diese Batterie wären Tragegriffe wichtig“, meint er. „Das Gerät lässt sich nur sehr schlecht transportieren. Man muss Haken oder Holzgriffe selbst flexen.“

Erschwerend bei diesem Gebäude ist, dass Tetzel die Tesla-Batterie nicht mit der Transportkiste montieren kann, wie von Tesla empfohlen. Sie passt nicht durch die Treppe und in den Keller. Zudem befinden sich alle Kabelanschlüsse unten, sodass der Installateur wie in einer Autowerkstatt unter den wandhängenden Speicher kriechen muss. Anschlüsse an der Seite oder oben wären deutlich einfacher. Tetzel hat schon mehr als zwei Dutzend Tesla-Speicher selbst aufgebaut, jede Woche kommen ein oder zwei Batterien hinzu. Insgesamt dauert die Installation rund 40 Minuten, plus die Konstruktion eines ausreichend stabilen Gerüsts für die Wandaufhängung.

Tesla hat die nächste Generation seiner Powerwall bereits angekündigt. Wann sie kommt, ist noch offen. Die DC-Batterien lässt Tesla auslaufen, das neue Modell soll ein AC-Speicher mit integriertem Batteriewechselrichter sein. Zur Intersolar hat Tesla immerhin 120 Quadratmeter Standfläche gebucht, dann wissen wir mehr.

Wärmepumpe ohne Pufferspeicher

Das Wohnhaus in Euskirchen stammt aus den 60er-Jahren, es wird komplett saniert. Aufs Dach kommen CIS-Solarmodule von Solar Frontier. Immer zwei Module werden mit einem Duo-Leistungsoptimierer von Solaredge verschaltet. Die Gesamtleistung der Photovoltaikanlage beträgt 9,9 Kilowatt, aufgeteilt auf zwei Dächer. Der Wechselrichter und das Interface für den Speicher kommen ebenfalls von Solaredge.

Der Tesla-Speicher hat eine Kapazität von 6,4 Kilowattstunden, er wird mit maximal 3,3 Kilowatt beladen. Stichwort Sektorkopplung: Ergänzt wird die Haustechnik durch eine Erdwärmepumpe von Vaillant (Green IQ: 8,9 Kilowatt) mit zwei Bohrungen auf je 100 Metern Tiefe. Die Räume werden ohne Pufferspeicher mit Wärme versorgt, ein kleiner Puffer im Rücklauf der Heizung reicht aus. Flächenheizungen versorgen die Wohnräume im Winter, im Sommer unterstützen sie die Kühlung. Zudem wird das Haus mit kontrollierter Lüftungstechnik ausgestattet. Warmes Trinkwasser (62 Grad Celsius) wird in einem 175-Liter-Speicher erzeugt: im Sommer durch Sonnenstrom (E-Patrone) und im Winter durch die Wärmepumpe. „Wir legen alle Wärmepumpen monovalent aus“, erklärt Sebastian Poensgen. „Einen Elektroheizstab brauchen wir dafür nicht. Über die Wärmepumpe und die Photovoltaik haben wir für die Bereitstellung der Wärme einen großen Hebel, das ist ökonomisch sehr interessant.“

Die Zukunft liegt im Gesamtsystem

Das Beispiel zeigt: Die Zukunft der Installateure liegt im Gesamtsystem der Haustechnik. „Die Sektorkopplung nehmen wir sehr ernst“, sagt Poensgen. „Sie wird für die Zukunft der Handwerksbetriebe sehr, sehr wichtig sein.“ Dabei spielt die Photovoltaik eine entscheidende Rolle: „Wir bevorzugen Ost-West-Dächer oder Dächer nach Nord-Südwesten. Wir haben aber auch schon ein steiles Norddach genutzt. Alles, was Leistung bringt, wird belegt.“

Wie bei thermischen Systemen der Pufferspeicher, so ist der Stromspeicher das Herz einer elektrischen Selbstversorgungsanlage. Insgesamt hat Priogo im Jahr 2016 rund 150 Speicher installiert. Die Tesla-Powerwall (350 bis 4.590 Volt DC-Spannung) lässt sich als System von Solaredge installieren, allerdings nur mit dem einphasigen Wechselrichter. Inklusive Modbus-Zähler und anderen Komponenten ist dieses Speichersystem für 5.500 Euro netto zu haben, macht 860 Euro je Kilowattstunde.

Alternativ kann man die Powerwall an den neuen Batteriewechselrichter von SMA hängen, der die Batterie AC-seitig einbindet. Von Vorteil ist der relativ hohe Ladestrom von 3,3 Kilowatt.

Spielzeug und Statussymbol zugleich

Priogo bietet seinen Kunden auch den My Reserve 800 von Solarwatt aus Dresden an. Dieser Speicher lässt sich viel einfacher und schneller installieren, denn jedes Modul (Steuerelektronik, Batterien) wiegt höchstens 25 Kilogramm. Doch der Sachsenspeicher hat eine Ladeleistung von nur 1,5 Kilowatt.

Der größte Speicher, den Priogo bislang installiert hat, war ein zweimal voll ausgebautes Hauskraftwerk von E3/DC mit zweimal 13,8 Kilowattstunden Kapazität. „Der E3/DC ist teurer als die beiden anderen Speicher, den kann man nicht über die Wirtschaftlichkeit verkaufen“, meint Sebastian Poensgen. „Aber der Solarwechselrichter steckt im Speicherschrank des Hauskraftwerks mit drin. Also rechnen wir den Wechselrichter aus dem Speicher raus, weil er ja schon bei der Solaranlage eingepreist ist.“

Sinkende Preise bei Stromspeichern

Ein S10 All in One kostet 11.000 Euro (4,6 Kilowattstunden: zwei Batteriemodule). Das macht rund 2.500 Euro je Kilowattstunde. Bei Hauskraftwerken mit doppelter Kapazität (9,2 Kilowattstunden: vier Batteriemodule) sinkt der Preis auf 1.300 Euro je Kilowattstunde. „Obwohl der Tesla und der My Reserve preiswerter sind, geht der E3/DC wie geschnitten Brot“, bekennt er. „E3/DC macht ein gutes Lead-Marketing. Wir haben dreimal so viele Anfragen wie für Solarwatt. Dreiphasiger Anschluss und Notstrom sind sehr wichtige Kriterien. Für unsere Kunden ist dieser Speicher Spielzeug und Statussymbol zugleich.“

Als Beispiel nennt Poensgen ein Privathaus, in dem vier Menschen wohnen. Der Stromverbrauch liegt bei 12.000 Kilowattstunden im Jahr: „Mit 30 Kilowatt Photovoltaik, einem voll ausgebauten Hauskraftwerk mit 13,8 Kilowattstunden und einem Zusatz-Wechselrichter von Solaredge schafft die Anlage noch im September eine Autarkie von 90 Prozent.“

Einkauf mit starken Marken

Den My Reserve verbaut Priogo in kleineren Anlagen, weil dieser DC-Speicher bislang nur einen Solarstring der Solaranlage nutzen kann. Er ist auf 16 Ampere beschränkt. „Besser wäre es, wenn wir alle Strings in den Speicher führen könnten“, schlägt Poensgen vor. „Oder man lädt den Speicher mit AC und geht DC raus zur Entladung.“

Generell ist Priogo bestrebt, seinen Einkauf auf starke Partner zu stützen. „Wir wollen keinen Gemischtwarenladen aufbauen, auch nicht bei den Speichern“, sagt Firmenchef David Muggli. „Derzeit zieht die Marke Tesla noch, aber vielleicht nehmen wir bald einen anderen Speicher in die Vermarktung, etwa von LG mit zehn Kilowatt. Der hat mehr Leistung als der Tesla und ist auch eine Hochvoltbatterie.“

Für den Installateur haben die Speicher jedoch einen zweiten Effekt, der nicht zu unterschätzen ist: Die Batterien laufen im Monitoring der Hersteller, bei Solaredge oder SMA. „Der Kunde kann alle Betriebsdaten einsehen, da gibt es keine Geheimnisse mehr“, erklärt Sebastian Poensgen. Seit 2012 bietet Priogo seinen Solarkunden prinzipiell die Wartung der Generatoren und neuerdings der Stromspeicher an. Insgesamt hat die Zülpicher Firma rund 15 Megawatt in der Betriebsüberwachung. „Im Batterieportal von Solaredge bekommen unsere Kunden die Daten und die Auswertung beispielsweise direkt aufs Handy. Das ist für die Weiterempfehlung extrem wichtig.“

Betriebsüberwachung nutzen

Die meisten Stromspeicher hat Priogo mit den Komponenten von Solaredge installiert. Bis zu sechs Tesla-Speicher können die Experten koppeln. „Das Portal von Solaredge erlaubt es, bestimmte Speicherprofile zu hinterlegen“, erklärt Poensgen. „Neuerdings bietet es auch die Back-up-Funktion an. Dann reserviert der Speicher einen Teil seiner Kapazität für den Notstrom.“

Weil Priogo auch in der Photovoltaik oft die DC-Optimierer von Solaredge verbaut, sind viele Generatoren in der Betriebsüberwachung. Bis 100 Kilowatt Anlagenleistung ist das Monitoring für die Kunden kostenfrei. „Ab 100 Kilowatt reichen wir die Kosten aus dem Monitoringportal an die Kunden weiter.“ Zunehmend werden Altanlagen nachträglich ins Monitoring übernommen. „Bei ihnen können wir über die Portale analysieren, welcher Speicher sich für den Eigenverbrauch seines Nutzers lohnen könnte.“

So hat Priogo im Dezember 2015 die Bestandsanlage eines Obi-Marktes (263 Kilowatt) mit Überwachung ausgerüstet, um die Betriebsdaten zu erfassen. Der Stromverbrauch des Marktes summiert sich auf 400.000 Kilowattstunden im Jahr. „Daraus ermitteln wir die erforderliche Speicherkapazität und die Ladeleistung, um den optimalen Gewerbespeicher auszuwählen. Derzeit fragen viele Gewerbekunden nach der Überwachung, um später Speicher nachrüsten zu können.“

Kleine Ladesteckdosen installiert

Neu ist das Geschäftsfeld Elektromobilität. „Die Solarkunden beschäftigen sich auf einmal mit ihrem Stromverbrauch. Denn sie sehen die Werte aus ihrem Haus auf dem Überwachungsportal“, erzählt Poensgen. „Man sieht zum Beispiel genau, wann das Elektroauto an der Ladesäule tankt. Dann geht der Stromverbrauch in einem steilen Peak hoch. So ein Monitoringportal ist ein regelrechter Trainer für Energieeffizienz.“

Priogo baut möglichst kleine Ladesäulen ein, um sanfte Verbrauchskurven zu erreichen. „Ladesäulen spielen eine immer wichtigere Rolle. Aldi hat zum Beispiel alle Parkplätze vor seinen Supermärkten damit ausgerüstet. Ladesäulen bieten Hotels Vorteile im Wettbewerb um Gäste. Für Privatkunden ist der Preis oft noch abschreckend.“

Das betrifft nicht allein die Ladebox. Der gleichstromsensitive FI-Schutzschalter kostet den Kunden 450 Euro, „das ist der Overkiller“, wie Poensgen sagt. „Aber den Schutzschalter muss man bei genereller Anwendung für viele verschiedene Autotypen unbedingt haben. Ohne ihn funktioniert die Ladetechnik nur bei einigen Autos sicher.“

Wann kommt die Brennstoffzelle?

Was kommt als Nächstes? Blockheizkraftwerke und Brennstoffzellen – da sind sich David Muggli und Sebastian Poensgen sicher. Priogo hat schon einige klassische BHKW gebaut. „Jetzt warten wir darauf, dass die Brennstoffzellen technisch ausgereift und preislich interessant sind“, wie Sebastian Poensgen verrät. „Wir haben einige Projekte in der Schublade, die wir sofort bauen könnten.“

Immerhin hat er die Sache schon mal durchgerechnet: „Eine Brennstoffzelle könnte den Stromspeicher mitfinanzieren. Das macht die Einspeisevergütung von drei Cent je Kilowattstunde möglich.“

Die Rückkehr der kleinen Solarparks

Zwar nicht neu, aber doch ein neuerliches Standbein fürs Photovoltaikgeschäft werden Freilandparks bis 750 Kilowatt. Sie dürfen nach dem EEG 2017 ohne Ausschreibung errichtet werden. „Aufgrund der sinkenden Preise für Solarmodule und Wechselrichter können wir solche Anlagen für 700 bis 750 Euro je Kilowatt bauen, anschlussfertig wohlgemerkt“, gibt Poensgen einen Ausblick. „Damit erreichen wir bei Volleinspeisung eine Rendite von vier bis sechs Prozent. Vorausgesetzt, das Grundstück ist preiswert. Mit Eigenverbrauch wäre die Rendite noch höher.“

www.priogo.com

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