Am Beispiel des derzeit im Bau befindlichen Atomreaktors Hinkley Point 3 haben Londoner Forscher errechnet, dass der Zubau von Stromspeichern erheblich billiger wird als ein neues Atomkraftwerk. Für den Preis, den der neue Reaktor verschlingt, kann die sieben- bis zwölffache Speicherleistung errichtet werden.
Für die Kosten, der der Bau des Atomreaktors Hinkley Point verschlingt, könnten Speicher mit der mehr als der sechs- bis zwölffachen Leistung errichtet werden. Das haben Forscher des Imperial College in London herausgefunden. Derzeit werden die Baukosten für den neuen Atomreaktor in Westengland auf 19,6 Milliarden Pfund (22,24 Milliarden Euro) taxiert. Der Reaktor wird eine Leistung von 3,2 Gigawatt haben. Für diesen Preis könnten bis 2025, dem jetzt vorgesehenen Inbetriebnahmetermin für Hinkley Point 3, Speicher errichtet werden, die, wenn sie einmal geladen sind, ihren Strom mit einer Leistung zwischen 21 und 41 Gigawatt ins Netz einspeisen.
Speicherkosten sinken weiter
Wie viel Speicherleistung für 19,6 Milliarden Pfund errichtet werden kann, hängt von der Entwicklung der Kosten für die System ab. Um diese zu berechnen, haben die Forscher ein neues Programm entwickelt, das in mehreren Szenarien die Entwicklung der Speicherpreise abbildet. Diese Szenarien orientieren sich an der Nachfrage nach Speichersystemen. „Denn je mehr sich eine neue Technologie etabliert, desto mehr Geräte werden produziert und damit fallen die Kosten als Resultat einer Aufskalierung der Produktion, der Verbesserung der Herstellungsverfahren und der technologischen Weiterentwicklung“, erklären die Londoner Forscher. Dies habe sich bei den Ökostromanlagen bewahrheitet und die Forscher erwarten jetzt, dass die Speichertechnologien eine ähnliche Lernkurve beschreiten wie die Solarmodule sie einst vorgezeichnet haben.
Beziehung zwischen Installationszahlen und Speicherpreisen
Allerdings räumen sie auch eine gewisse Unsicherheit bei der Berechnung der Kostendegression ein. Schließlich kann niemand wissen, wie sich die Nachfrage konkret entwickelt, vor allem weil der Markt für Speichersysteme noch jung ist. Deshalb haben die Forscher die derzeit installierte Kapazität und Leistung von Speicherbatterien bestimmt. Dem haben sie die Preisentwicklung der verschiedenen Batterietechnologien über die Zeit gegenübergestellt und so eine Beziehung zwischen den steigenden Installationszahlen und den sinkenden Kosten hergestellt. Daraus können sie einen Trend berechnen, wie sich die Kosten in den kommenden Jahren abhängig von den weiteren Installationszahlen entwickeln. „Mit diesem Analysetool können wir berechnen, wann Stromspeicher wettbewerbsfähig werden und herausfinden, in welchen Bereichen sich die Investitionen lohnen“, erklärt Oliver Schmidt vom Zentrum für Umweltpolitik am Imperial College. „Damit minimieren wir die Unsicherheiten für die Investoren und die Politik.“
Ein Rest an Unsicherheit bleibt
Wie groß die Unsicherheit solcher Berechnungen bleiben, zeigt das Beispiel der Elektromobilität. Die Forscher gehen davon aus, dass die steigende Nachfrage nach Elektroautos die Kosten für die Speicherbatterien drastisch senken wird. Doch bisher sind die Autos noch nicht wettbewerbsfähig. Das werden sie frühestens im Jahr 2022, so die Berechnung der Londoner Forscher. Entwickelt sich die Nachfrage langsamer, könnte es aufgrund der dann flacheren Lernkurve auf bis 2034 dauern, bis die Elektroautos mit einem Benzinauto konkurrieren können. Allerdings haben die Forscher hier die gegenwärtigen Ölpreise angesetzt, die sich in den kommenden Jahren eher nach oben entwickeln werden. Das wiederum treibt die Nachfrage nach Elektroautos, die so um so schneller preiswerter werden. Das entscheidende Ergebnis ist aber, dass ein großer Unsicherheitsfaktor bleibt. Immerhin differieren die Angaben um zwölf Jahre. (su)