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Speicheranbieter setzten 2024 weniger um

Im Jahr 2024 haben die Hersteller und Anbieter von Energiespeichern deutlich weniger Umsatz erwirtschaftet als noch ein Jahr zuvor. Das geht aus den Branchenzahlen hervor, die 3 Energie Consulting im Auftrag des Bundesverbandes Energiespeicher (BVES) ermittelt hat. So sank der Umsatz über alle Segmente und alle Technologien – inklusive Wärmespeicher – hinweg um 23 Prozent von 16,1 auf 12,5 Milliarden Euro.

Weniger Heimspeicher gebaut

Einen Grund für den Umsatzrückgang sieht der BVES unter anderem in den gesunkenen Preisen für Speicher. Aber auch die Nachfrage im Heimspeichersegment ist um 39 Prozent gesunken. Hier sind es vor allem die Wärmespeicher, die aufgrund der Zurückhaltung beim Neubau und dem rückläufigen Absatz von Wärmepumpen, die mit Speichern kombiniert werden, den Umsatz gedrückt haben. Hier sank der Umsatz von 7,3 auf nur noch 4,0 Milliarden Euro.

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Bei den Stromspeichern war zwar auch ein Rückgang zu verzeichnen, der sich mit der ebenfalls rückläufigen Nachfrage nach Photovoltaikanlagen deckt. Doch hier mussten die Anbieter nur ein Minus von einer Milliarde Euro hinnehmen. Die Umsätze sanken von 3,8 auf 2,8 Milliarden Euro – ein Rückgang um gut 26 Prozent.

2023 war das Jahr der Energiekrise

Urban Windelen, Bundesgeschäftsführer des BVES, sieht die Entwicklung zwar mit etwas Sorge, allerdings nicht als dramatisch an. „Das Jahr 2023 war aufgrund der Energiekrise ein herausragendes Jahr. Jetzt ist der Markt wieder in einer Normalisierung angekommen“, sagt er. „Denn die Energiepreise sind wieder gesunken und der Anreiz der Eigenversorgung mit Strom ist etwas zurückgegangen.“ Er betont, dass der Markt im Vergleich zu 2022 sogar gewachsen ist.

Markt für Gewerbespeicher geht langsam los

Leider kann der Ausbau von Speichern in Industrie und Gewerbe die Rückgänge bei den Heimspeichern nicht ausgleichen. Doch trotz einer Marktkonsolidierung konnte dieses Segment eine leichte Steigerung von 1,3 auf 1,4 Milliarden Euro verzeichnen. Der Treiber ist hier vor allem das Ziel der Gewerbe- und Industriebetriebe, die Energiekosten zu senken, durch Erhöhung des Eigenverbrauchs von selbst produziertem Sonnenstrom und die Kappung von Lastspitzen, um Netzkosten zu sparen. „Es ist ein wichtiges Signal, dass der Zubau in diesem Segment endlich losgeht“, betont Urban Windelen.

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Elektrifizierung braucht Speicher

Er führt die gestiegene Nachfrage auch auf die fortschreitende Elektrifizierung und die Sektorkopplung zurück. „Denn wir sehen immer größere Elektroflotten in den Gewerbebetrieben. An dieser Stelle kommt die Frage nach einer Ladeinfrastruktur auf. Diese kann nur durch Speicher eine entsprechende Leistung bereitstellen“, erklärt der BVES-Chef. „Außerdem werden inzwischen fast alle Schnellladestationen mit Pufferspeicher errichtet, um die Ladeleistung garantieren zu können.“

Mehr Großspeicher gebaut

Doch nicht nur im Gewerbe, sondern auch bei den großen Speicherprojekten kommt der Markt langsam in Schwung. Hier ist der Umsatz von 755 Millionen Euro auf 1,367 Milliarden Euro gestiegen – ein Wachstum um gut 80 Prozent, wenn auch auf niedrigem Niveau. Hier machen sich die neuen Möglichkeiten bemerkbar. So sind inzwischen für fast alle Speicher die Anforderung der Ausschließlichkeit gefallen. Das bedeutet, dass sie nicht mehr nur Ökostrom aufnehmen und ins Netz einspeisen dürfen. Die Anlagen können jetzt auch Netzstrom zwischenlagern und zu einem späteren Zeitpunkt wieder einspeisen.

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Speicher vielfältig nutzen

Doch Jörg Blaurock von 3 Energie Consulting sieht in diesem Arbitragehandel nicht die alleinige Zukunft, auch wenn das Potenzial groß ist. „Der Mulituse-Einsatz ist das Geschäftsmodell, das kommen wird“, betont er. Vor allem die sogenannte Co-location, also die Kombination von Großspeichern mit Solarparks oder Windkraftanlagen, hat ein riesiges Potenzial.
Im vergangenen Jahr wurde auch deutlich, dass der Trend im Segment der Großspeicher hin zu mehr Volumen bei gleichbleibender Leistung geht. „Wir sehen, dass die Entwicklung von Ein- auf Zwei-Stunden-Batterien geht. Es gibt auch schon die ersten Speicher, die vier oder sogar acht Stunden Strom mit voller Leistung einspeisen können“, sagt Urban Windelen.

18 Gigawatt bis 2030 notwendig

Der gestiegene Zubau von Großspeichern kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch viele Baustellen offen sind, um ausreichend Speicherkapazität für die Energiewende bereitzustellen. Der BVES rechnet damit, dass bis 2030 etwa 18 Gigawatt Speicherleistung am Netz sind. Derzeit liegt die Leistung bei 1,8 Gigawatt. Um diese Verzehnfachung zu erreichen, müssten jedes Jahr zwei bis 2,5 Gigawatt Großspeicherleistung errichtet werden. „Dies ist technologisch umsetzbar“, weiß Urban Windelen.

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Keine Projekte über 2029 hinaus geplant

Er verweist aber auf die Hürden, die noch im Wege stehen. „So läuft im September 2029 die Befreiung der Speicher von doppelten Netzentgelten aus. Entsprechend wird derzeit über das Jahr 2029 kein Projekt geplant“, sagt er. Dazu kommt noch, dass die Speicher zwar inzwischen als Projekte von überragendem öffentlichem Interesse eingestuft sind. Das bedeutet, sie haben Priorität gegenüber anderen Projekten. „Doch dies muss sich bei den Genehmigungsbehörden in den Kommunen noch durchsetzen“, weiß Urban Windelen. Denn viele Kommunen sind weiterhin nicht bereit, den Speicherzubau zu unterstützen.

Anschlussregeln unklar

Auch bei den Netzbetreibern sind noch einige Baustellen offen. Hier kritisiert der BVES-Chef vor allem die unterschiedlichen Verfahren beim Netzanschluss und vor allem die willkürliche Festlegung von Baukostenzuschüssen für Netze, die ohnehin errichtet werden, sowie flexible Netzanschlussvereinbarungen. „Es war seit vielen Jahren zu erwarten, dass die Energiewende Speicher braucht. In diesen vielen Jahren hätten die Bundesnetzagentur und die Netzbetreiber schon einheitliche Verfahren entwickeln können“, kritisiert Urban Windelen. „Doch das wurde nicht gemacht.“

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Viele Projekte angemeldet

Entsprechend sind die Aussichten für den weiteren Zubau unterschiedlich. Denn viele Projektierer melden schon mal System bei den Netzbetreibern an, weil sie nicht wissen, welches der Projekte überhaupt einen Netzanschluss bekommt. „Die Projektierer müssen an jeden Netzbetreiber zunächst eine Anfrage für den Netzanschluss schicken und bekommen vielleicht mehrere Monate später eine Antwort. Deshalb schicken sie mehrere Anfragen“, weiß Urban Windelen. Dies verzerrt aber die Zubauaussichten für die kommenden Jahre. (su)