Auch wenn Varta den geplanten Börsengang aufgeschoben hat, will der Anbieter von Stromspeichern Geld einsammeln. Vor allem bei Mikrobatterien, Heimspeichern und Power Packs wird investiert. Auch Zukäufe sind geplant.
Varta aus Ellwangen war kein Speicherpionier, nicht bei den stationären Solarakkus. Bis 2015 hatte das Unternehmen die beiden Speichersysteme Varta Home und Varta Family im Markt, beide im Premiumsegment angesiedelt.
Mit dem neuen Varta Element kommen nun die Stückzahlen, weil er preislich attraktiver und besser als Einstiegsmodell geeignet ist. Seit der Intersolar im Juni zieht der Markt auch für Varta deutlich an. „Unser Ziel ist es, in Europa zu den drei wichtigsten Anbietern zu gehören“, sagt Herbert Schein selbstbewusst, Geschäftsführer der Varta AG. Die Firma ist die Dachgesellschaft für Varta Storage (Heimspeicher) und Varta Microbattery (Mikrobatterien). „Wir erwarten in beiden Marktsegmenten enorme Zuwächse und Chancen.“
Fertigung auf vollautomatisierten Linien
Varta ist eine traditionsreiche Marke im Batteriegeschäft, kann auf mehr als 125 Jahre Firmengeschichte zurückblicken. „Wir produzieren weltweit rund 900 Millionen Mikrobatterien im Jahr, vor allem für Hörgeräte, schnurlose Kopfhörer, Uhren oder Heizkostenverteiler“, erläutert Herbert Schein. „Dieses Geschäft ist global sehr stark gewachsen, weil die Menschenimmer älter werden. Wir fertigen die Lithiumzellen und Zink-Luft-Zellen auf vollautomatisierten Linien. Das bedeutet, wir vereinen eine hohe Kompetenz in der Elektrochemie der Batterie mit einzigartiger Kompetenz in der Fertigungstechnik. Denn die wichtigsten Maschinen konstruieren und bauen wir selbst.“ Etwa 50 Millionen Euro will Varta in eine neue, vollautomatisierte Fabrik für Mikrobatterien investieren.
Energieversorgung ohne Kabel oder Schnüre
Varta Storage fertigt und vertreibt die Heimspeicher, mit den drei Produkten Element, Home und Family. Die Zellen kauft Varta bislang in Asien ein. „In diesem Tochterunternehmen bündeln wir auch alle Aktivitäten bei den sogenannten Power Packs“, erklärt Schein. „Das sind autonome Energiezellen, wie sie für humanoide Roboter, schnurlose Geräte in der Kommunikationstechnik oder in der Medizintechnik benötigt werden. Die Energieversorgung der Roboter und Geräte wird künftig schnurlos erfolgen, deshalb erwarten wir bei den Power Packs deutliche Zuwächse.“ Man braucht sie bei Oktokoptern, für die Heckenschere im Garten oder für viele, viele andere Anwendungen.
Bereits in 75 Ländern aktiv
Auch im Segment der stationären Heimspeicher will Varta deutlich wachsen: „Das könnten wir durch Zukäufe von Kapazitäten machen. Auch werden wir Geld in voll automatisierte Batteriefabriken für Heimspeicher und Power Packs investieren. Daran erkennen Sie, dass wir auch in diesem Wachstumsfeld unsere beiden wichtigsten Stärken ausspielen wollen: Kompetenz in der Chemie und in der Fertigung.“
Varta ist bereits in 75 Ländern mit einem Vertriebsnetz aktiv. Es geht darum, die Speicherprodukte automatisiert zu fertigen, mit höchster Präzision und Qualität, aber zu geringen Kosten. „Nur dann können wir die Märkte weiter öffnen, mit sinkenden Preisen. Es geht darum, unsere Werke in Nördlingen, Shanghai, Rumänien und Indonesien auf weitgehend automatisierte Prozesse umzustellen. Um solche Skaleneffekte zu erreichen, müssen wir unsere Marktanteile steigern.“ (Heiko Schwarzburger)
Das vollständige Interview lesen Sie in der nächsten Ausgabe der Fachzeitschrift photovoltaik, die am 15. Dezember 2016 erscheint. Abonnenten können den Artikel und zahlreiche Produktneuheiten nach dem Erscheinen auch online lesen – im Abobereich unserer Webseite.