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Tesvolt Energy

Händler im Wettbewerb

Nach drei bis fünf Jahren ist das Geld meist wieder verdient. Für viele Unternehmen klingt das nach einer ziemlich attraktiven Investition. Das Start-up Tesvolt Energy hat dafür nun eine eigene Software entwickelt. Sie steuert die Batteriespeicher im Pool so, dass diese den höchstmöglichen Erlös erwirtschaften. Gleichzeitig werden die Batterien möglichst schonend betrieben. Das erhöht die Lebensdauer des Systems. Es befinden sich bereits Batteriespeicher mit einer Gesamtkapazität von 100 Megawattstunden in der Pipeline.

Energiehandel vor dem Stromzähler

Mit immer mehr Ökostrom im Stromnetz braucht das Energiesystem künftig jede Pufferleistung, die verfügbar ist. „Gewerbe- und Industrieunternehmen haben ein enormes Potenzial, mit Batteriespeichern die dringend benötigten Flexibilitäten ans Netz zu bringen“, weiß Daniel Hannemann, Mitgründer und Chef von Tesvolt. Die neue Ausgründung trete nun mit einem neuen Geschäftsmodell an, das Gewerbe und Industrie eine sehr lukrative Möglichkeit biete, im Bereich vor dem Stromzähler am Energiehandel teilzunehmen.

Tesvolt Energy konzentriert sich dabei auf Batteriespeicher ab 100 Kilowattstunden bis zehn Megawattstunden. Alle Puffer werden in einem Pool aggregiert, so bilden die vielen dezentralen Speicher im Verbund ein virtuelles Kraftwerk. Die neue Ausgründung des Gewerbespeicherherstellers Tesvolt arbeitet dafür mit den drei Tradern Enspired, Entrix und The Mobility House zusammen.

Enspired, Entrix, TMH im Wettbewerb

Der Clou: Die Händler stehen im Wettbewerb untereinander. „Der Energiehändler, der die höchsten Erlöse bei schonendster Fahrweise des Speichers schafft, darf die meisten Batteriesysteme in unserem Pool bewirtschaften“, sagt Sebastian Kratz. Er ist der neue Managing Director bei Tesvolt Energy. Hersteller Tesvolt stellt zeitgleich auch einen neuen Outdoor-Speicher vor: den Forton mit bis zu 15.000 Zyklen sowie einem flexiblen Finanzierungskonzept. Auf einer Road­show bis Ende März werden der neue Speicher sowie die neuen Businessmodelle mit dem Energiehandel in elf Städten vorgestellt.

Auch andere Firmen arbeiten daran, sowohl die Rentabilität des Energiehandels als auch den Zustand der Akkus in großen Batteriespeichern zu optimieren. Volytica Diagnostics kombiniert künftig die Batterieanalysesoftware mit der KI-gesteuerten Echtzeithandelslösung für Batteriespeichersysteme der Firma Enspired. Angebotene Batteriegarantien von Herstellern konzentrieren sich derzeit in erster Linie auf die Sicherheit der Speicher, vernachlässigen dabei jedoch oft das Ertragspotenzial. In der Regel sichern diese Garantien eine Restkapazität von 60 bis 80 Prozent über mehrere Jahre zu.

Allerdings sind sie an strenge Betriebsbedingungen geknüpft, wie maximale Ladezyklen, Lade- und Entladeraten (C-Rate) und Betriebstemperaturen. Eine Nichteinhaltung dieser Bedingungen kann die Degradation beschleunigen und beeinträchtigt sowohl die Leistung als auch die Wirtschaftlichkeit.

Handel und Ladezustand im Blick

Volytica und Enspired wollen es Betreibern künftig ermöglichen, Batterien kommerziell optimal zu nutzen, während sie gleichzeitig regulatorische Anforderungen erfüllen – und dabei die Degradation auf ein Minimum reduzieren. Diese erweiterte Batterie-Trading-Lösung verwendet präzise Batteriedaten anstelle herkömmlicher Näherungswerte und ermöglicht so die Optimierung von Handelsstrategien und der Batterieauslastung zur Maximierung der Erträge.

Gewerbe und Industrie können künftig beim Energiehandel hohe Erlöse erwirtschaften. Sie benötigen dafür nur eine ausreichende Kapazität an ihrem Netzanschlusspunkt. Denn Preise von null oder darunter treten an der Strombörse immer häufiger auf. An Pfingsten und Ostern sind negative Preise fast schon so etwas wie Normalität. Dann trifft eine hohe Solarstromproduktion auf einen durch die Feiertage niedrigen Strombedarf in der Industrie. Ein Mismatch.

Funktioniert der Strommarkt noch?

Im Grundsatz zeigen negative Preise nur, dass der Strommarkt funktioniert. Sie senden ein Signal, den Verbrauch in diese Zeiten zu verlagern. Da in den letzten Jahren der Zubau der Solarstromanlagen rasant voranging, während es bei flexiblen Verbrauchern und Speichern vergleichsweise schleppend lief, gibt es auch häufiger negative Preise.

Der Trend der letzten Jahre zeigt das: Im Jahr 2023 lag der Strompreis am Day-Ahead-Markt in 260 Stunden bei null oder darunter, 2024 waren schon im Oktober 440 Stunden erreicht. Stationäre Batteriespeicher boomen hierzulande. Branchenvertreter erwarten, dass der Zubau von Großspeichern in den nächsten Jahren noch an Fahrt aufnehmen wird. Sie gehen anhand von aktuellen Marktprognosen davon aus, dass es in den nächsten zwei Jahren zu einer Verfünffachung der installierten Kapazität großer Batteriespeicher kommen wird.

Auch der Zubau an gewerblichen Speichern wuchs um 26 Prozent im Vergleich zum Jahr zuvor. Dadurch stieg die Zahl der Gewerbespeicher, die insgesamt installiert sind, innerhalb nur eines Jahres um mehr als 60 Prozent. Inzwischen sind über 38.000 Speicher mit einer gesamten Speicherkapazität von fast 1,4 Gigawattstunden in den Gewerbe- und Industriebetrieben installiert.

Speicher mit 2,3 Gigawattstunden

Die stärkste Wachstumsdynamik allerdings besteht derzeit bei Großspeichern mit jeweils einer Kapazität von über einer Megawattstunde. Der BSW-Solar hat etwa 100 solcher Großspeicher gezählt, die im vergangenen Jahr ans Netz angeschlossen wurden. Zusammen können diese immerhin rund 0,8 Gigawattstunden zwischenlagern. Das entspricht einer Verdopplung des Zubaus im Vergleich zum Jahr 2023, als Großspeicher mit einem Volumen von 0,3 Gigawattstunden gebaut wurden. Damit hat sich die installierte Großspeicherkapazität auf fast 2,3 Gigawattstunden erhöht.

Doch bisher hält eine Staumauer aus technischer Komplexität und Regularien diesen Speicherzubau noch zurück. Das technische Dilemma: Die Speicher sollen auf den Strommarkt reagieren, sie sollen systemdienlich arbeiten. Das unterscheidet sich vom sogenannten netzdienlichen Betrieb – und kann manchmal sogar den gegenteiligen Effekt haben. Wenn die Speicher nämlich je nach Preissituation sehr große Leistungen ein- oder ausspeisen, können sie damit das Netz durchaus an seine Grenzen bringen.

Stellenweise müsste das Netz ertüchtigt werden, um diese Strommengen durchleiten zu können. Dafür stellen die Netzbetreiber den Speicherbetreibern sogenannte Baukostenzuschüsse in Rechnung. Das macht viele große Speicherprojekte unwirtschaftlich. Ob diese Praxis rechtens ist, verhandelt gerade der Bundesgerichtshof. Wenn es gelingt, eine regulatorische Lösung für dieses Problem zu finden, wird die Speicherleistung noch rasanter steigen. Bis dahin sollen auch kleinere Speicher ihren Beitrag leisten dürfen – denn das hilft der Energiewende insgesamt.•

Gewerbe und Industrie können künftig beim Energiehandel hohe Erlöse erwirtschaften.

Foto: Achim Banck

Gewerbe und Industrie können künftig beim Energiehandel hohe Erlöse erwirtschaften.
Spedition Lutter ist ein Referenzkunde von Tesvolt.

Foto: Andreas Keuchel

Spedition Lutter ist ein Referenzkunde von Tesvolt.

NGEN Group

Großspeicher mit 24 Megawattstunden startet in Österreich

Der Name ist Programm, könnte man sagen: Ngen steht nämlich für Next Generation. Die Firma aus dem österreichischen Klagenfurt hat einen großen Netzspeicher mit 24 Megawattstunden innerhalb von nur sieben Monaten geplant, gebaut und nun in Betrieb genommen.

Mit einer Leistung von zwölf Megawatt und einer Kapazität von 24 Megawattstunden soll die Anlage helfen, das Stromnetz zu stabilisieren und mehr Ökostrom zeitlich zu puffern. Der Großspeicher in Fürstenfeld ist mit sechs Tesla Megapacks 2XL ausgestattet – also dem Gewerbespeicher des US-Unternehmens. Die Anlage wurde nach Aussagen der Firma Ngen in Rekordzeit geplant, gebaut und in Betrieb genommen, sagt Geschäftsführer Roman Bernard nicht ohne Stolz.

Die neue Anlage wird besonders in Spitzenzeiten, wenn die Stromnachfrage das Angebot übersteigt, als Puffer dienen und so auch die Versorgungssicherheit verbessern. Die Bedeutung des Projekts reicht für die Firma über die Region hinaus. Fürstenfeld sei nur ein Anfang. In der ganzen DACH-Region und darüber hinaus sollen demnach künftig große Strompuffer entstehen. Ein Trend, den man hierzulande gut beobachten kann.

Foto: NGEN GmbH

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