Ein sattes Wachstum von 42 Prozent prognostizieren die Analysten von EuPD Research für den Heimspeichermarkt in diesem Jahr. Das bedeutet konkret: Nach 106.000 Installationen im vergangenen Jahr werden 2021 rund 150.000 neue Heimspeicherinstallationen erwartet.
Der Markt boomt. „Stetige Verbesserungen der Modultechnologien erlauben wachsende Energieausbeuten der Photovoltaikanlagen pro Quadratmeter Dachfläche. Insbesondere der Wachstumsschub der Elektromobilität erhöht zudem sprunghaft die Stromnachfrage der privaten Haushalte“, erklärt Martin Ammon, Geschäftsführer von EuPD Research, die gestiegene Nachfrage.
Notstrom ein wichtiger Faktor
Hieraus entsteht die Basis des Wachstumsmarktes für Heimspeicherinstallationen. Die steigende solare Leistung und der gleichzeitig wachsende Strombedarf müssten ökologisch und ökonomisch miteinander in Einklang kommen, sagt Ammon. Auch in den nächsten Jahren rechnet er mit Zuwächsen. „Einerseits zeigt der solare Kleinanlagenmarkt ein stabiles Wachstum. Andererseits wächst auch der Post-EEG-Markt, sodass es hier zunehmend Nachrüstungen mit Speichern geben wird“, begründet er.
Die Steigerung des Eigenverbrauchs von selbst erzeugtem Solarstrom sei dabei der wesentlichste Treiber der Heimspeicherinstallationen. Hierbei wirke der stetig steigende Strompreis für private Haushalte als zusätzlicher Stimulus. Auch Notstrom sei ein wichtiger Faktor beim Endkunden. „Zwar sind Stromausfälle in Deutschland äußerst selten, jedoch ist dieser Zusatznutzen ein Treiber für Speicherinstallationen. In Umfragen wird bei den Motiven auch immer wieder die gewünschte Autarkie vom klassischen Energieversorger angeführt“, betont Ammon. Und das obwohl in Deutschland kein privater Haushalt Angst vor einem Stromausfall haben müsste.
Sonnen und BYD vor E3/DC und Senec
Deutschland ist nach wie vor auch international einer der Kernmärkte für Heimspeicher. Die Attraktivität des deutschen Absatzmarktes spiegelt sich in der stetigen Erweiterung der Produktionskapazitäten der hier ansässigen Hersteller wie auch in neuen Markteintritten. Unter anderem sind hierzulande der chinesische Elektronikkonzern Huawei und auch das US-Unternehmen Enphase mit dem AC-Speicher Encharge neu auf dem Markt. Die Erhebung von EuPD zeigt, dass die Hersteller Sonnen und BYD sich auch im Gesamtjahr 2020 weiter etablieren konnten. Gemeinsam mit E3/DC und Senec formiert sich eine Vierer-Spitzengruppe an Anbietern, die einen großen Teil des Marktes auf sich vereint. Für neue Anbieter wird es immer schwieriger einzusteigen, auch weil die etablieren Hersteller immer mehr die Größenvorteile der Produktion nutzen können.
Die Berechnung der Marktanteile für Heimspeicher in Deutschland umfasst eine umfangreiche Anbieterbefragung, Installateurs- und Endkundenbefragungen sowie ergänzende Recherchen durch EuPD Research. Grundlegend besteht hierbei die Annahme, dass bei Anbietern mit vornehmlich dreistufigem Vertrieb im Jahr 2020 rund 15 Prozent der Speicher sich im Verkaufsprozess oder auf Lager befinden und somit noch nicht installiert wurden.
Batterie als Dreh- und Angelpunkt
Der neue CEO des Herstellers Sonnen sieht die Sonnenbatterie als Dreh- und Angelpunkt, um auch andere Produkte und Dienstleistungen zu vertreiben. „Die Batterie sorgt für eine konstante Stromversorgung mit sauberer Energie, sie kommuniziert über die App mit den Kunden und stimmt sich mit anderen Geräten wie zum Beispiel dem Charger ab“, erklärt Koch im Interview (Seite 14).
Die Batterie sei aber auch die Basis für das virtuelle Sonnen-Kraftwerk, in dem Tausende Heimspeicher regelmäßig Schwankungen im Stromnetz ausgleichen. Das geht über den reinen Eigenverbrauch hinaus, und der Kunde wird zusätzlich mit der Gewinnbeteiligung belohnt. „Insofern ist die Sonnenbatterie das Kernprodukt, mit dem unsere anderen Produkte und Services sehr eng zusammenhängen.“ Besonders gut entwickelten sich auch einige neue Märkte im Ausland wie Belgien, Dänemark und Spanien. Die Fertigung am Hauptstandort in Wildpoldsried will Sonnen sehr bald auf eine Kapazität von 10.000 Heimspeichern pro Monat ausbauen.
Fertigung der Salzwasserbatterie startet bald
Auch der österreichische Hersteller Bluesky Energy erwartet ein Wachstumsjahr. „Die neuen Speicher im Portfolio mit mehr Leistung werden sehr gut angenommen“, frohlockt Geschäftsführer Thomas Krausse. Neu ist seit diesem Jahr die heimische Fertigung des Batteriezellensystems für das Salzwassersystem. Im dritten Quartal sollen die ersten fertigen Zellen vom Band laufen. Die Fertigungskapazität sei für 100 Megawattstunden pro Jahr ausgelegt und Bluesky will nach dem Start schnell hochskalieren. „Derzeit sind die Auftragsbücher gut gefüllt“, sagt Krausse, „denn viele Installateure bevorzugen ein europäisches Produkt in ihrer Auswahl.“
Jede zweite Photovoltaikanlage wird inzwischen mit einem Speicher gekauft. Die treibenden Gründe sind nach wie vor die Absicherung gegen steigende Strompreise, aber auch Klimaschutz und Technologieaffinität sind Kaufmotive. Die Anschaffungskosten waren bislang jedoch deutlich höher als die Kosteneinsparung durch die Speicherung, auch deshalb gab und gibt es Förderprogramme für Strompuffer, die allerdings meist an bestimmte Anforderungen geknüpft sind.
Schallgrenze für Powerpakete bald erreicht
Neue Zahlen zeigen, dass die Preise weiterhin sinken, aber noch zu hoch für einen wirtschaftlichen Betrieb sind. Von 2018 auf 2019 sind die durchschnittlichen Kosten um knapp zehn Prozent gesunken. Nicht mehr rund 1.200 Euro, sondern rund 1.100 Euro pro Kilowattstunde Speicherinhalt müssen Anlageneigentümer im Schnitt ausgeben, haben Wissenschaftler um Jan Figgener vom Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe an der RWTH Aachen ermittelt.
Inzwischen gibt es bereits Systeme, die inklusive Leistungselektronik und Mehrwertsteuer unter 800 Euro pro Kilowattstunde Speicherinhalt kosten. Unterhalb dieser Schallgrenze sind die Powerpakete wirtschaftlich – vorausgesetzt, die Lebensdauer der Speicher beträgt 20 Jahre. Halten die Geräte, wie garantiert, nur zehn Jahre, rechnen sich die Speicher demnach nicht. Anders aussehen kann es bei Solarstromspeichern, die noch zusätzliche Aufgaben für den Betrieb des öffentlichen Stromnetzes übernehmen. Es ist immer auch eine Frage, welche weiteren Anwendungen der Speicher bedient und welchen Nutzen das für den Kunden hat. Wie bewertet man beispielsweise den wirtschaftlichen Nutzen einer Notstromfunktion?
Einen klaren Trend erkennt der EuPD-Marktforscher bei der steigenden Kapazität der Speicher. Denn mit den wachsenden Größen der Solarstromanlagen wachsen auch die Heimspeicher mit. Zudem nehmen die Anforderungen an die Leistung zu, da mit einem Stromer auch eine Wallbox versorgt werden muss. Für den Installateur seien die drei wichtigsten Gründe für die Wahl eines Speicheranbieters die Produktqualität, die Garantiebedingungen und die Verfügbarkeit.
Elektromobilität schiebt an
Gewerbespeicher definiert EuPD Research als Speicher ab einer Kapazität von 50 Kilowattstunden. Dieser Markt sei bislang noch relativ klein, besitze aber ein hohes Potenzial, meint Ammon. Denn neben dem Eigenverbrauch wirkt die Elektromobilität als starker Treiber. „Die deutlich steigenden Leistungen der Ladestationen müssen zunehmend durch Speicher gepuffert werden, um Netzinfrastruktur und Hausanschlüsse nicht zu überlasten“, verdeutlicht er.
Der Branchenverband BVES sieht ebenfalls eine positive Entwicklung. Über alle Technologien und Segmente sei der Umsatz der Energiespeicherbranche im Jahr 2020 um über zehn Prozent auf 7,1 Milliarden Euro gewachsen. Wachstumstreiber sind demnach die Trends zu Systemintegration, flexibler Sektorenkopplung und Elektromobilität insbesondere in den Bereichen Haushalt und Gewerbe.
Mehr als 300.000 Heimspeicher sind mittlerweile in den Haushalten installiert und sorgen für eine sichere Eigenversorgung mit grüner Energie in den Sektoren Strom, Wärme und Mobilität. Die Summe aller Hausspeicher stellt mitlerweile 2,3 Gigawattstunden Speicherkapazität bereit.
Und mehr Leistung ist gefragt. E3/DC aus Osnabrück hat das verstanden. Der Hersteller bereitet gerade einen Innovationsschub vor, verspricht Firmenchef Andreas Piepenbrink. „Anfang nächsten Jahres bringen wir eine echte Hochleistungsserie in den Markt. Diese neuen Hauskraftwerke bieten dann noch mehr Lade- und Entladeleistung“, sagt er im Gespräch (Seite 22). Im Spitzensegment erreicht der Speicher bis 30 Kilowatt Leistung im Not- und Ersatzstrom sowie im vollelektrischen Wohngebäude und im Gewerbe. Piepenbrink stellt in Aussicht: „Das Hauskraftwerk wird seine Leistung also nahezu verdreifachen.“
Denersol
Hohe Förderquoten bei Speicherprojekten erreichbar
Unternehmen können aktuell beim Bund oder in mehreren Bundesländern Fördergelder beantragen, wenn sie im Gewerbe- oder Privatsegment in einen Stromspeicher investieren möchten. Fast immer ist dabei die Speicherförderung an die Errichtung einer neuen Photovoltaikanlage gekoppelt, meist sind Leistungsgrenzen oder auch ein bestimmtes Verhältnis von Generatorleistung zu Speicherkapazität zu beachten. Die spezifische Förderhöhe unterscheidet sich je nach Förderprogramm und je nach Speichergröße.
Andere wichtige Kriterien sind weniger bekannt: Bei der Mehrzahl der Programme ist aktuell eine Zeitwertersatzgarantie von zehn Jahren für den Batteriespeicher vorgeschrieben. Der Hersteller (oder der Händler oder eine Versicherung) muss garantieren, dass bei Unterschreitung einer Restkapazität von meist 80 Prozent innerhalb dieser Zeit der Käufer das Recht hat, sich bei einer Rückgabe des Speichers den Restwert des Speichersystems auszahlen zu lassen. Als Beleg reicht eine Herstellererklärung, einige Förderprogramme haben auch eigene Vordrucke. Zur Ermittlung des zurückzuzahlenden Betrags wird dabei der jeweilige Zeitwert angesetzt.
Mithilfe der Förderung werden im Ergebnis durchaus Förderquoten von 40 Prozent und mehr erreicht, was die Amortisation des Speichers deutlich beschleunigt (siehe Grafik). Die Quote unterscheidet sich je nach Projekt und Programm eines Bundeslandes. Denersol zeigt die Einzelheiten zu den Voraussetzungen in einer übersichtlichen Tabelle und bietet einen aktuellen PDF-Leitfaden zum Thema Stromspeicher und solare Eigenversorgung und Elektrotankstellen.