Jede Solarbatterie ist zugleich ein elektrischer Verbraucher, wie der Wechselrichter auch. Wie hoch der Strombedarf für die Verluste und die Systemsteuerung ist, lässt sich nur schwer beziffern. Die Auskünfte der Hersteller sind mager. Aber die Kunden fragen nach – immer häufiger.
André Jödicke aus Berlin ist stolzer Besitzer eines Solargenerators und eines Stromspeichers. In seiner Freizeit dokumentiert er über Exceltabellen und Grafiken die Solarerträge seiner Dachanlage, die Eigenstromversorgung im Haus und den Eigenverbrauch des Speichers – inklusive Wandlungsverlusten und Erhaltungsladungen.
Der Hausherr eines freistehenden Einfamilienhauses besitzt seit Februar 2015 einen Solarstromspeicher, eine Sonnenbatterie Classic: Bruttokapazität: 4,5 Kilowattstunden, Nutzkapazität: 3,2 Kilowattstunden, maximale Ladeleistung: 2,4 Kilowatt, Batterietyp: Lithium-Eisenphosphat.
Umstellung auf Eigenverbrauch
Die Batterie wurde nachgerüstet, die Photovoltaikanlage läuft seit Oktober 2011 (monokristalline Module, 3,3 Kilowatt Leistung). Der prognostizierte Ertrag: 2.780 Kilowattstunden im Jahr. Das war eine zuverlässige Prognose, denn 2015 lieferte der Generator 2.690 Kilowattstunden. Ursprünglich speiste der Generator voll ins Stromnetz, an der Nordseite des Hauses hängt noch der alte Wechselrichter (mit Trafo). Module und Wechselrichter stammen von Solarworld.
Beim Besuch der Anlage im Berliner Südosten wurde zunächst klar: Technisch gesehen laufen Solargenerator und Sonnenbatterie einwandfrei. Es gab keine Ausfälle, lediglich durch die Nachrüstung der Batterie wurde dem Eigenverbrauch Vorrang eingeräumt. Jetzt gehen nur noch die Überschüsse ins Stromnetz, werden dort zu den Tarifen von 2011 vergütet.
Mittlerweile lässt André Jödicke den Geschirrspüler und die Waschmaschine per Zeitschaltung am Mittag laufen, wenn die höchsten solaren Gewinne zu erwarten sind. Er erhöht die Eigenstromversorgung und verringert den Strombedarf durch technische Maßnahmen im Haus. So hat die Zu- und Abluftanlage sparsame Gleichstrommotoren. Aktueller Strombedarf für zwei Personen im Jahr: rund 1.400 Kilowattstunden.
Eine Batterie angeschafft
Autonomie, Unabhängigkeit auch bei Netzausfall: Die Idee kam dem Ingenieur, als er den Roman „Blackout“ gelesen hatte. „Seit 2014 haben wir uns dann mit der Frage befasst, wie wir unsere Solaranlage auf Inselbetrieb umstellen können“, erinnert er sich. „So kamen wir auf einen inselfähigen Batteriespeicher.“
Und so kam er auf die Sonnenbatterie, seinerzeit dem Markt für Lithiumspeicher weit voraus. Die Batterie hat einen Wirkungsgrad von 94 Prozent, die Installation erfolgte völlig problemlos.
In seinem Job hat der stolze Batteriebesitzer viel mit Zahlen zu tun, mit harten Fakten, wie man so schön sagt. Aufmerksam wurde er, als der Stromverbrauch im Gebäude gleichblieb, obwohl der volljährige Sohn auszog. Nun setzte Jödicke den spitzen Bleistift an und fragte nach: „Für uns war es überraschend, dass es in den Nachtstunden Erhaltungsladungen für die Batterieanlage gab“, nennt er ein Beispiel. „Natürlich zog der Speicher diesen Strom aus dem Netz, dafür mussten wir zahlen. Warum nicht mit Sonnenstrom laden? Wir hatten dann dem Installateur vorgeschlagen, diese Erhaltungsladungen, wenn sie technisch notwendig sind, doch am Tage durchzuführen.“
Aufladung in der Nacht?
Bei der Batterieanlage wurde mehrfach eine Erhaltungsladung beobachtet. Wenn der Akku längere Zeit bei der Mindestentladetiefe von 30 Prozent verblieben war, erfolgte eine Aufladung auf 100 Prozent. Das hatte beispielsweise zur Folge, dass der Speicher am Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, mit Netzstrom gefüllt war und keinen Solarstrom mehr aufnehmen konnte. In der Anlagendokumentation findet sich dazu keine Erklärung.
Nach einigem Hin und Her zwischen ihm, seinem Installateur und dem Hersteller gehörten die nächtlichen Erhaltungsladungen auf magische Weise der Vergangenheit an. „Vermutlich hat man uns ein Update aufgespielt, aber eine Bestätigung habe ich dafür nie erhalten“, meint Jödicke. „Zumindest gibt es keine nächtlichen Beladungen mehr.“ (Dittmar Koop und Heiko Schwarzburger)
Den vollständigen Report zum Eigenstrombedarf eines stationären Speichers lesen Sie in der nächsten Ausgabe der Fachzeitschrift photovoltaik, die am 15. September 2016 erscheint. Abonnenten können den Report und zahlreiche Produktneuheiten nach dem Erscheinen auch online lesen – im Abobereich unserer Webseite.
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