Stromspeicher sind das neue Lebenselixier der Photovoltaik. Die in Deutschland installierten Speichersysteme haben sich innerhalb nur eines Jahres auf über 20.000 verdoppelt. Als Treiber dieser Entwicklung gilt vor allem der Preisrutsch bei den Akkus, aber auch der Wunsch vieler Bürger nach mehr Unabhängigkeit vom Energieversorger. Das erklärt Carsten Körnig, Chef des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar): „In Deutschland kostet der Solarstrom aus der eigenen Photovoltaikanlage schon heute nur die Hälfte im Vergleich zum Preistarif des Energieversorgers.“
Autarke Versorgung
Mithilfe eines Stromspeichers wird das Maß an Energieautarkie erhöht. „Der wachsende Speichermarkt spiegelt sich auch auf der gleichzeitig mit der Intersolar Europe stattfindenden EES Europe wider“, betont Körnig. Die EES ist die internationale Fachmesse für Batterien und Energiespeichersysteme. Das bedeutet konkret, dass rund 300 der insgesamt 1.000 Aussteller auf der Intersolar Speicherhersteller sind. Die Speicherhalle B1 war entsprechend gut besucht und die Aussteller zufrieden.
Der Grund: Nach aktuellen Erhebungen des BSW-Solar und der Intersolar Europe haben sich die durchschnittlichen Systemkosten für Solarstromspeicher in Eigenheimen binnen der letzten zwölf Monate durch Skaleneffekte und technischen Fortschritt um rund 26 Prozent reduziert. Intelligente Solarstromspeicher stehen in immer mehr Kellern. Die Vorteile liegen auf der Hand: „Die zeitliche Entkoppelung von dezentraler Produktion und lokalem Verbrauch von Ökostrom steigert die Unabhängigkeit, entlastet die Stromnetze und stabilisiert die eigenen Energiekosten“, sagt Körnig.
Immer mehr Kaufinteresse
Das Interesse der Haushaltskunden an Speichern nimmt zu. Dies macht sich auch beim Index von Solarcontact bemerkbar, der von der DAA Deutsche Auftragsagentur aus Hamburg erstellt wird. Der Index erreichte Mitte Mai mit 123 Punkten den Höchststand in diesem Jahr.
Das Interesse an neuen Installationen einer Solaranlage bei Privatkunden verharrt dagegen bei 93 Punkten. Der Index stützt sich dabei auf die Nachfrage aller Gewerke rund um Solaranlagen im Internet. Ein Wert von 100 bedeutet, dass die Anfragen genau dem Durchschnitt der zurückliegenden zwölf Monate entsprechen. Die Speichernachfrage liegt also 23 Prozent über dem Jahresschnitt.
Rentabel ohne Zuschuss
Deshalb sei davon auszugehen, dass nicht nur bei Neuinstallation einer Solaranlage der Kauf eines Speichers in Betracht komme, sondern auch Stromspeicher zur Ergänzung bestehender Anlagen installiert würden, erklärt DAA-Chef Philipp Schormann. Damit ergebe sich eine neue Triebfeder des Photovoltaikwachstums.
Denn heute rechnen sich die ersten Lithiumspeicher schon ohne staatliche KfW-Förderung. Der neu präsentierte DC-Speicher My Reserve von Solarwatt verfügt über 4,4 Kilowattstunden Kapazität und kostet 5.499 Euro, netto sind das 4.621 Euro. Hinzu kommen natürlich die Montagekosten. Lesen Sie dazu auch den Bericht über den EES-Gewinner ab Seite 70.
Aber Vorsicht ist bei den Zahlen und Werten aus dem Datenblatt angebracht, warnen die Experten vom Karlsruher Institut für Technologie. Es gibt beispielsweise keine einheitlichen Kriterien für die Bewertung der Zyklenanzahl bei Lithiumspeichern – im Gegensatz zu Bleispeichern.
Ein Mercedes im Keller
Die Powerwall von Tesla wird von vielen heiß erwartet. Ein Placebo des Speichers hängt zumindest bei Heckert Solar, Solaredge und Fronius auf den Messeständen. Aber Tesla ist nicht der einzige Autobauer, der in den Keller der Häuslebauer vordringt. Auch Daimler stellt einen stationären Lithiumspeicher auf der Intersolar vor. Für Gewerbe- und Industriekunden gibt es ebenfalls ein größeres Modell. Den Vertrieb soll der Energieversorger EnBW übernehmen.
Der stationäre Speicher ist bereits bestellbar und soll ab Herbst ausgeliefert werden. Bis zu acht Lithiumakkus mit je 2,5 Kilowattstunden lassen sich zu einem Stromspeicher mit 20 Kilowattstunden kombinieren. Die industriellen Batteriemodule haben eine Kapazität von 5,9 Kilowattstunden. In Deutschland gefertigte Lithium-Ionen-Batterien haben Zukunft, ist sich Daimler-Manager Harald Kröger sicher. Einen Preis für die Speicher wollte der Autobauer auf Nachfrage auf der Intersolar nicht verraten. Ein Billigheimer aus dem Hause Mercedes ist allerdings nicht zu erwarten.
Installateure gesucht
Dabei sucht EnBW vor allem den Schulterschluss mit dem Handwerk in den Regionen. Ein Starterpaket bietet je nach Bedarf eine Beratung, eine Photovoltaikanlage, einen Mercedes-Speicher und Energybase als zentralen Energiemanager. Energybase wurde dabei im Innovationscampus des Versorgers entwickelt. Es ist eine zentrale Plattform, die sämtliche Geräte eines Haushalts steuert: die Photovoltaik auf dem Dach, den Ladepunkt für das Elektroauto, die Schnittstelle zur Haustechnik und jetzt den Energiespeicher im Keller.
Ein Trend ist klar: Die Heimspeicher sind mit immer weniger Kapazität zu haben, und werden auch physisch immer kompakter. Exemplarisch sieht der Besucher diese Entwicklung beim Hersteller Knubix aus Bodnegg.
Der Speicher für Einsteiger
Nach Knut 3.3 und Knut Basix kommt nun der Piccolino. Er hat ein Holzgehäuse und ist für den klassischen Einsteiger gedacht. Das einphasige, AC-gekoppelte Gerät hat 2,5 Kilowatt Leistung und eine Nettokapazität von 4,4 Kilowattstunden. Der Speicher kostet netto 5.900 Euro und ist ab September lieferbar.
„Mit einer intelligenten Leistungselektronik amortisiert sich der Kauf zusammen mit einer Anlage mit fünf Kilowatt nach weniger als sieben Jahren – auch ohne Speicherförderung“, rechnet Knubix-Geschäftsführer Markus Michelberger vor. Die Firma arbeitet eng mit Forschern des Fraunhofer-Instituts zusammen. „Mit einer AC-Ausgangsleistung von maximal 2,5 Kilowatt lässt sich so übers Jahr ein Anteil von bis zu 60 Prozent Eigenverbrauch erzielen“, sagt Michelberger. Unter anderem vertreibt auch Energieversorger Eon den Knut-Speicher.
Einer der größten Hersteller von Lithiumbatterien für den Heimkeller ist Sonnenbatterie aus Wildpoldsried. „500 Speicher pro Monat könnte die Firma derzeit produzieren“, verrät Geschäftsführer Christoph Ostermann. Das macht also 6.000 Stück pro Jahr. Neben dem eigenen Vertrieb verkaufen auch RWE, Vaillant und Solarworld die Sonnenbatterie-Speicher.
Keine einheitlichen Prüfkriterien
Die Zelle kommt von Sony. Die Lithium-Eisenphosphat-Technologie gilt als relativ sicher und langlebig. Die Asiaten testen sie schon seit vielen Jahren in ihren Labors.
10.000 Zyklen garantiert der Hersteller. Wobei 5.000 Zyklen für den Betrieb eines Solarspeichers über die Lebensdauer von 15 Jahren eigentlich ausreichen. Sonnenbatterie stellt in diesem Jahr die fünfte Generation ihres Speichers vor. Die Version mit elf Kilowattstunden kostet 11.300 Euro netto und kann vollständig entladen werden.
Der Energieversorger RWE stellt ebenfalls einen eigenen Speicher vor: den Storage Flex. „Bewusst wurde ein bodenstehendes Gerät entwickelt“, sagt Arndt Neuhaus, Vorstandsvorsitzender der RWE Deutschland. An seiner Seite steht Norbert Verweyen, Geschäftsführer bei RWE Effizienz, bei der Enthüllung des Speichers. „Die Einbauhöhe ist ein Thema bei den Installateuren, deshalb bieten wir einen Flachbau an“, erklärt Neuhaus. Das Gerät ist 112 Zentimeter lang und nur 90 Zentimeter hoch.
Der Konzern kauft den Speicher bei Sonnenbatterie als White-Label-Produkt ein. Dementsprechend sind hier ebenfalls Zellen von Sony verbaut und 10.000 Zyklen garantiert. Die Kapazität kann in zwei Schritten von 3,9 bis 7,8 Kilowattstunden erweitert werden. Die kleinste Kapazität des Lithiumspeichers kostet netto 7.000 Euro ohne Installation. Das heißt: Der Preis pro nutzbarer Kilowattstunde liegt bei 1.400 Euro. Die anvisierten Stückverkäufe verrät RWE nicht.
Geld verdienen mit Regelenergie
„Das Gerät ist für die Optimierung des einzelnen Gebäudes konzipiert“, sagt Neuhaus. „Dennoch ist das Gerät auch schwarmfähig.“ Mit der Netztochter von RWE laufen deshalb bereits diverse Tests.
Mit der Teilnahme am Regelenergiemarkt werden auch kleine Speicherbetreiber künftig Geld verdienen – oder eben Stromkosten einsparen. Der Ökoenergieanbieter Lichtblick und die Deutsche Energieversorgung beispielsweise bieten diese Optionen bereits an.
Marktübersichten
Kleine Speicher im Fokus
- Hersteller und Produkte im Überblick
- Angaben zur Nutzkapazität (kWh)
- Elektrische Anschlussart (DC, AC)
- Zelltyp, Gewicht und Zyklenzahl
- Notstromfähigkeit (ja, nein)
- Sicherheitszertifikate
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Deutsche Energieversorgung
Kostenlosen Strom obendrauf
Deutsche Energieversorgung (DEV) aus Leipzig macht auf der Intersolar ein Angebot, das man kaum ablehnen kann. Beim Kauf eines Senec-Speichers bekommt der Käufer ab Januar 2016 mindestens 80 Vollladungen kostenfreien Strom im Jahr als Bonus. Dieses Angebot gilt für fünf Kalenderjahre. Damit führt DEV das Vermarktungsmodell der Stromtankstellen von Tesla nun auch bei stationären Stromspeichern ein. Im Klartext: Der Speichernutzer kann seine Stromkosten durch Sonnenstrom und Bonusstrom auf nahezu null Euro reduzieren.
Neuerdings bietet DEV neben Bleispeichern auch Lithiumspeicher in vier Größen an. Die AC-geführten Speicher mit fünf und 7,5 Kilowattstunden Kapazität sind ab sofort verfügbar. Ab August folgen Modelle mit zehn und 15 Kilowattstunden. Die Zellen kommen laut Unternehmensangaben aus Japan.
Sonnenbatterie
Den Markt in den USA erschließen
Sonnenbatterie, der Hersteller von Lithiumbatterien aus dem bayerischen Wildpoldsried, eröffnet in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia einen neuen Entwicklungsstandort für Stromspeicher. Das Entwicklerteam soll bis Ende des Jahres auf rund 15 Mitarbeiter anwachsen. An dem neuen Standort erfolgen Produktentwicklung, Tests und Zertifizierung von Speichersystemen für den US-Markt. Im Frühjahr hatte der Batteriehersteller das Entwicklungszentrum vom schweizerischen Wechselrichterhersteller Solarmax übernommen. Neben dem US-Hauptsitz in Los Angeles ist die Sonnenbatterie nun mit einem weiteren Standort in den USA vertreten.
„Wir sehen ein sehr hohes Potenzial für die Sonnenbatterie in den USA, da es bisher keine vergleichbaren Speichersysteme am Markt gibt“, sagt Sonnenbatterie-Geschäftsführer Christoph Ostermann und ergänzt: „Bei den typischen Anwendungen wie Peak-Shaving oder dem täglichen Eigenverbrauch im Zusammenspiel mit Back-up-Power kommt es auf eine sehr robuste, aber auch wirtschaftliche Batterietechnik an, welche die Sonnenbatterie mit einer Lebensdauer von 10.000 Ladezyklen problemlos zur Verfügung stellt.“
Das neue Entwicklungszentrum in Atlanta gehört zur Strategie des Unternehmens, neue Märkte im Ausland zu erschließen. Die ersten Produkte sollen im Sommer vor Ort verfügbar sein, teilt Sonnenbatterie mit. Ähnlich wie in Deutschland hat das Unternehmen in den USA bereits ein landesweites Vertriebsnetz. Erst vor Kurzem hatte Sungevity, einer der größten US-Installateure, seine Zusammenarbeit mit Sonnenbatterie verkündet.