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Energiewende geht auch ohne Speicher

Für die nächsten Jahre ist der Einsatz von Stromspeichern im Netz noch nicht notwendig, um die volatile Erzeugung aus Photovoltaik und Windkraft auszugleichen. Es gibt genügend andere Möglichkeiten. Ihre Verbreitung wird aber unter anderem von Elektroautos vorangetrieben werden.

Die Integration von erneuerbaren Energien ins Stromnetz kommt für die nächsten 20 Jahre auch ohne Speicher aus. Das gilt sogar, wenn der Ausbau der Erzeugungsanlagen so weitergeht wie bisher. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Agora Energiewende. Das Papier haben Wissenschaftler der Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher (FENES) der OTH Regensburg in Zusammenarbeit mit den Instituten für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft (IAEW) sowie Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe an der RWTH Aachen und dem Beratungs- und Forschungsunternehmen ef.Ruhr in Dortmund erstellt. „Die zum Ausgleich der wetterabhängigen Stromproduktion benötigte Flexibilität im Stromsystem kann weitaus günstiger bereitgestellt werden“, bewertet Agora Energiewende die Ergebnisse. So könne zum Beispiel durch eine flexible Fahrweise von fossilen Kraftwerken, durch aktives Lastmanagement bei industriellen Stromverbrauchern sowie durch Stromhandel mit Nachbarstaaten die volatile Stromerzeugung ausgeglichen werden. „Die Energiewende muss nicht auf Speicher warten“, betont Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Für die nächsten 15 bis 20 Jahre – das heißt bis zu einem Anteil von 60 Prozent erneuerbaren Energien – haben wir noch genügend andere, günstigere Flexibilitätstechnologien zur Verfügung.“

Elektroautos treiben Speichermarkt

Die Speichertechnologien sind aber trotzdem notwendig. Denn die Energiewende macht bei der Stromproduktion und Stromverbrauch nicht halt. „Die Märkte für neue Speichertechnologien wie Batterien, Power-to-Heat oder Power-to-Gas werden vermutlich dennoch dynamisch wachsen – aufgrund eines steigenden Bedarfs aus den Bereichen Verkehr, Wärme und Chemie“, erklärt Graichen. Vor allem im Verkehrssektor werden die Stromspeicher eine bedeutende Rolle spielen. Davon könne wiederum das Stromsystem profitieren, weil beispielsweise Batterien in Elektroautos als Zusatznutzen dem Stromsektor kostengünstig Flexibilität bereitstellen können. Der Einsatz in Elektroautos kann außerdem durch den vermehrten Absatz zu Skalierungseffekten bei den Herstellern führen. Das wirkt sich wiederum auf den Preis der Technologien aus, was wiederum für die Einbindung in das Stromnetz von Bedeutung ist. Das sollte man bei der Planung im Auge behalten. „Noch sind neue Stromspeicher teuer. Das kann sich aber auch schnell ändern“, betont Graichen. „Speicher müssen deswegen schon jetzt gleichberechtigten Zugang zu den Märkten erhalten. Das gilt zum einen bei Märkten für Flexibilität, wie dem Regelleistungsmarkt oder einem zukünftigen Kapazitätsmarkt. Dies gilt aber auch im Verteilnetz, wo Speicher ein Element im Baukasten der Netzbetreiber sein können.“

Verschiedene Szenarien berücksichtigt

Die Studie unterscheidet in Lang- und Kurzzeitspeicher und variiert den Speicherzubau in jeweils drei Szenarien. Die Szenarien bilden das voraussichtliche Stromsystem der Jahre 2023 und 2033 ab, außerdem das Stromsystem bei einem 90-prozentigen Anteil erneuerbarer Energien. Detailliert wurde neben dem Einsatz von Speichern zum Ausgleich von Stromerzeugung und -nachfrage auch ihr Einsatz für Systemdienstleistungen betrachtet. Dabei wurde auch die Verteilnetzebene eingehend analysiert. Hierbei zeigte sich, dass bereits heute einige Anwendungen existieren, bei denen Batteriespeicher kosteneffizient eingesetzt werden können. Diese Nischenanwendungen werden jedoch auch langfristig nur ein beschränktes Marktvolumen erreichen. (su)