Die Traunsteiner Immobilienentwicklung Greenrock Management hat das Projekt W11 Stadtterrassen Traunstein gebaut. Die 30 Wohneinheiten erstrecken sich über vier Wohnhäuser. Der Fokus bei diesem bereits fertiggestellten Objekt liegt auf Ein- und Zweizimmerwohnungen mit großen Terrassen und Balkonen. Außerdem hat das Unternehmen großzügige Penthouse-Wohnungen, vier Gewerbeeinheiten und eine Tiefgarage mit 57 Stellplätzen realisiert.
Effizienzhaus KfW 40 plus
Das Gebäude ist ein Effizienzhaus gemäß KfW 40 plus, hat also im Vergleich zum Mindeststandard einen um 60 Prozent niedrigeren jährlichen Primärenergiebedarf. Um von der Kreditanstalt für Wiederaufbau gefördert zu werden, muss das Gebäude außerdem Strom auf Basis erneuerbarer Energien erzeugen sowie über ein stationäres Batteriespeichersystem, eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und eine Visualisierung der Stromerzeugung und des Stromverbrauchs verfügen.
Für die Stromerzeugung schreibt die Förderrichtlinie einen jährlich zu erzeugenden Ertrag von mindestens 500 Kilowattstunden je Wohneinheit zuzüglich zehn Kilowattstunden je Quadratmeter Gebäudenutzfläche vor. „Die Dachfläche allein reichte nicht aus, um diesen Ertrag mit Solarmodulen zu erzeugen“, erklärt Simon Heigenhäuser, der das Projekt bei dem Solarprojektierer Maxsolar verantwortet.
Viele Flächen genutzt
Deshalb hat Maxsolar die Solarmodule nicht nur auf den Dächern, sondern auch über den Balkonen und den Terrassen der Wohnungen installiert. Weil die Fassadenmodule die äußere Architektur nicht beeinflussen durften, wurden sie in Richtung Innenhof geplant.
Auf den Stehfalzdächern hat Maxsolar 132 monokristalline Halbzellenmodule von Q Cells mit Schletter-Klemmen vom Typ Rapid 16 befestigt. Die 330-Watt-Module sind nach Nordost, Nordwest, Südost und Südwest ausgerichtet.
Über den Balkonen und Terrassen wurden 21 monokristalline Solargläser vom Typ Aleo Elegante mit Befestigungssystemen der Gruber Metallbau Industrie GmbH montiert. Die 190-Watt-Module sind ebenfalls nach Nordost, Nordwest, Südost und Südwest ausgerichtet. Insgesamt 47.55 Kilowatt Solarleistung wurden installiert.
Verschaltung mit DC-Optimierern
Mit der 3D-Simulation mit dem Auslegungstool PV-Sol von Valentin Software gelang es, die Anlage trotz der unterschiedlichen Neigungen und Ausrichtungen optimal auszulegen und Ertragseinbußen durch Verschattungen zu vermeiden. „Wir haben den Gebäudeplan zugrunde gelegt und mithilfe einfacher geometrischer Körper das Gebäude nachgebaut, die Verschattung simuliert und eine Ertragsprognose generiert“, erläutert Heigenhäuser.
Außerdem hat sein Team die Module mit Leistungsoptimierern von Solaredge ausgestattet. „Dadurch konnten wir je ein bis zwei Module zusammenschalten und die Aufdach- und Fassadenmodule gemeinsam verschalten, ohne dass es zu Ertragsverlusten kommt.“
Großer Spielraum bei den Strings
Weil lediglich für jeweils ein bis zwei Module der MPP generiert wird, konnte Maxsolar unterschiedlich ausgerichtete Module ohne Auswirkungen auf den Gesamt-MPP und den Gesamtertrag in einem Strang verschalten.
Mit Erfolg: Die Prognose ergab einen Ertrag von 46.660 Kilowattstunden pro Jahr. Mit der selbst erzeugten und gespeicherten Energie können die Hausbewohner ihren kompletten Energiebedarf decken. Außerdem spart die Solaranlage jedes Jahr 27.996 Kilogramm Kohlendioxid ein. Die Kosten für die Photovoltaikanlage, den Speicher und die Ladeinfrastruktur haben sich nach Angaben von Heigenhäuser nach sieben bis zehn Jahren amortisiert.
Gegen Brände gesichert
Mit Generatoranschlusskästen mit mehreren Überspannungsschützen an der Außenhaut des Gebäudes haben die Experten den Brandschutz sichergestellt. „Mit den Generatoranschlusskästen können wir vermeiden, dass DC-Überspannungen in das Gebäude gelangen“, erklärt Heigenhäuser. Das war notwendig, weil die beiden Wechselrichter (Solaredge SE16K, Solaredge SE27.6K) im Keller untergebracht sind und der DC-Abstand zwischen dem Gebäudeeintritt und dem Wechselrichter maximal zehn Meter betragen darf.
Weil die Dächer lediglich über den unteren Gebäudeteil miteinander verbunden sind, konnten die Installateure die Stränge nicht über der Dachhaut verbinden, sondern mussten die DC-Kabel durch das Gebäude legen und separat absichern. „Das führte zu einem hohen Verkabelungsaufwand und vielen Absprachen mit Solaredge“, berichtet Heigenhäuser.
Stromspeicher mit 50 Kilowattstunden
Die Schnittstelle zur Brandmeldezentrale der Feuerwehr sorgt dafür, dass die Photovoltaikanlage im Fehlerfall DC-seitig abschaltet. Solare Überschüsse speichert ein Akku mit rund 50 Kilowattstunden Kapazität, den Maxsolars Schwesterfirma Smart Power in einem der Kellerräume errichtet hat. Das intelligente Energiemanagementsystem sorgt dafür, dass das Netz entlastet wird und die Lastspitzen begrenzt werden. Dadurch lassen sich erhebliche Kosten einsparen, denn die Strompreise richten sich nach der höchsten in einem Jahr bezogenen Spitzenlast.
Weil die KfW-Förderrichtlinie vorschreibt, dass netzgekoppelte Photovoltaikanlagen maximal 60 Prozent der installierten Leistung einspeisen dürfen, hat Maxsolar am Netzanschlusspunkt ein Netzanalysegerät montiert. Über das Energiemanagementsystem gibt das Gerät die Signale an den Anlagenregler aus.
Bei Projekten der Firma Greenrock Management erhält jeder Wohnungskäufer auf Wunsch eine eigene Wallbox für sein Elektroauto in der Tiefgarage.
Elektroautos in der Tiefgarage
Während das Standardpaket drei Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten zu 22 Kilowatt enthält, passt Maxsolar die Säulen individuell an den jeweiligen Kundenbedarf an. Wegen der konstanten Innentemperaturen kann das Passivhaus auf eine konventionelle Heizung verzichten. Der geringe Restwärmebedarf wird von einer Luft-Wasser-Wärmepumpe gedeckt. Im Sommer kühlt sie optional den Fußboden, weil der Prozess der Wärmepumpe umgekehrt werden kann.
Dezentrale Lüftung
Dezentrale Lüftungssysteme ersetzen die verbrauchte Luft durch Frischluft von außen. Wärmetauscher speichern die in der Abluft enthaltene Wärme, sodass man rund 80 Prozent der Wärmeenergie zurückgewinnen kann. Weil die Dämmung und die energetisch optimierten Unterkonstruktionen den höchsten Standards entsprechen, sinken die Betriebskosten um rund 50 Prozent.
Für weitere Kostensenkungen sorgt der Immobilienentwickler Greenrock mit einem Mieterstrommodell. Mit dem Mieterstrom können die Mieter rund 40 Prozent ihrer Stromkosten einsparen.