Wird der SMA Sunny Home Manager durch die neuerdings integrierten Funktionen der Wechselrichter überflüssig?
Boris Wolff: Der Sunny Tripower X kombiniert Solarenergieerzeugung mit Funktionen des SMA Data Manager M powered by EnnexOS. Der Sunny Home Manager kommt im Heimbereich als Systemmanager für intelligentes Energiemanagement zum Einsatz. Daraus ergibt sich, dass sich die Funktionalitäten in den beiden Geräten applikationsbedingt noch unterscheiden. Ziel ist es, beide Anwendungen zu fusionieren. Wenn dies vollständig erfolgt ist, wird beim Einsatz eines Sunny Tripower X in den Heimanwendungen kein Sunny Home Manager mehr erforderlich sein.
Wie entwickelt sich die Nachfrage nach dem neuen Hybridwechselrichter Sunny Tripower Smart Energy?
Sie übertrifft deutlich unsere ursprünglichen Erwartungen. Auch die Nachfrage nach bestehenden Systemen und Lösungen hat in den vergangenen Monaten noch einmal zugelegt. Wären wir durch die derzeit sehr angespannte Versorgungslage bei elektronischen Bauteilen nicht erheblich eingeschränkt, könnten wir sehr viel mehr ausliefern.
Wie gehen Sie mit dem steilen Wachstum um?
Das ist echtes Wachstum, keine kurzfristige Erholung, die bald wieder abflaut. Und wir stehen noch immer am Anfang des Ausbaus der Photovoltaik, wenn man sich die globalen Märkte anschaut. Aber nicht nur die Photovoltaik wird weiterwachsen. Speicher, E-Mobilität, Energiemanagement und Power-to-Gas sind weitere Wachstumsfelder mit viel Potenzial, in denen sich SMA bereits positioniert hat.
Was tut SMA, um die sehr hohe Nachfrage zu bedienen?
Es ist uns bewusst, dass die aktuell teilweise sehr langen Lieferzeiten für unsere Kunden sehr unangenehm sind, und wir tun alles in unserer Macht Stehende, um so viel und so schnell auszuliefern wie möglich. Um kurzfristige Entscheidungen treffen zu können, sprechen wir uns eng mit den Lieferanten der Prozessoren und Chips ab. Wir haben wieder Mengen bekommen, dazu war jedoch intensiver Austausch notwendig. Für solche Absprachen, die beinahe täglich stattfinden, und alle anderen notwendigen Schritte, um maximale Lieferfähigkeit zu gewährleisten, haben wir eine spezielle Taskforce gegründet.
Können Sie auf andere Bauteile ausweichen?
Alternativ haben wir natürlich die Möglichkeit, andere Bauteile zu qualifizieren, um unsere Einkaufsbasis zu verbreitern. Das geht aber nicht von heute auf morgen. Und wir werden unsere hohen Ansprüche an die Zuverlässigkeit nicht aufgeben. Bei der Qualität gibt es keine Kompromisse.
Die Industrie muss das Nadelöhr aufbohren, weil die Nachfrage weiterhin steigen wird. Welche Maßnahmen leiten Sie langfristig ein?
Mit unserer flexiblen Produktion in Kassel sind wir gut aufgestellt. 2021 haben wir über 13 Gigawatt Wechselrichterleistung ausgeliefert. Es sind aber problemlos bis zu 21 Gigawatt möglich. Durch die unzureichende Versorgung mit elektronischen Bauteilen können wir unsere Kapazitäten aktuell leider bei Weitem nicht auslasten.
Glauben Sie, dass die Chiphersteller mitziehen?
Ich erwarte, dass sie in Europa neue Werke aufbauen. Erste Projekte sind ja bereits in Planung beziehungsweise in der Umsetzung. Der Vorteil bei den Lohnkosten, den viele asiatische Anbieter einst nutzen konnten, ist geschrumpft. Zudem spielen die Frachtkosten eine wachsende Rolle. Es gibt auch die Einsicht, dass Europa unabhängig von den Verwerfungen der Weltpolitik werden muss. Das ist eine Lehre des Kriegs in der Ukraine, aber auch aus der Coronapandemie. Deshalb brauchen die Chipproduzenten kurze Wege zu ihren Kunden und starke Partner für Forschung und Entwicklung. Das können wir bieten.
Könnte es eine Renaissance der europäischen Halbleiterindustrie geben?
Teilweise ist dieser Trend bereits sichtbar. Wir als SMA haben stets großen Wert darauf gelegt, möglichst viele qualitativ hochwertige Komponenten aus Europa zu integrieren. Leider ist dies bisher aber noch nicht bei einer ausreichenden Anzahl an elektronischen Bauteilen möglich. Daher sind wir gegenüber Wettbewerbern, die in Asien oder den USA fertigen, wo die Versorgung mit Chips derzeit noch besser ist, aktuell im Nachteil.
Sie haben in München zur Messe den neuen EV Charger Business vorgestellt. Was kann diese Ladestation für kommerzielle Kunden, was der EV Charger für die privaten Kunden noch nicht konnte?
Die neue Wallbox bietet zwei Ladepunkte mit bis zu 22 Kilowatt Leistung, deren Stromflüsse über RFID- und OCCP-Schnittstelle in die gängigen Abrechnungssysteme eingebunden werden können. Zwei dieser Ladeboxen kann man Rücken an Rücken installieren, um vier Ladepunkte zu erhalten. Sie werden über unser Energiemanagementsystem EnnexOS angesteuert und eingebunden. Auf diese Weise erweitern wir unser Angebot für C&I-Kunden um Ladelösungen zum Beispiel für Fahrzeugflotten.
Mir scheint, dass Sie durch die E-Mobilität neue Kundengruppen ansprechen, die bislang durch die Solarsysteme nicht erreicht wurden. Stimmt das?
Das haben wir zur Messe in München sehr deutlich gesehen. Die Ladetechnik, vor allem in der gewerblichen Anwendung, wird sehr stark durch spezialisierte Händler und Projektierer nachgefragt. Auch Wohnungsbaugesellschaften spielen eine wachsende Rolle, um ein weiteres Beispiel zu nennen. Auch im kommerziellen Bereich gehören EV-Ladelösungen einfach zu einer zeitgemäßen Infrastruktur dazu. Sei es für firmeninterne Zwecke oder um für Kunden attraktiver zu sein.
Eine Frage zum Projektgeschäft, das sehr stark anzieht: Werden Großspeicher zum Standard bei den Solarparks?
In den USA und jetzt auch in Australien sind sie bereits Standard, dort ist die Ära der reinen Solarkraftwerke schon vorbei. Entweder werden die Speichersysteme zusammen mit der Solaranlage gebaut. Oder die Wechselrichter sind Storage-ready, um Speicherbatterien nachträglich zum Beispiel über DC-DC-Wandler einzubinden. In Australien wirken starke technische Anreize, aufgrund der schwierigen Netzbedingungen, des starken Zubaus von regenerativer Erzeugung und des Rückbaus konventioneller Kraftwerke.
Wird sich das international herumsprechen?
Wir sehen in Europa zeitlich verzögert einen ähnlichen Trend. Zumal unsere Wechselrichter unter anderem auch die Schwungmassen konventioneller Synchrongeneratoren ersetzen können, deren Trägheit für den Betrieb unserer Netze erforderlich ist. Stromspeicher mit oder ohne Photovoltaik werden das neue Normal.
Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.
Im Interview
Boris Wolff
Seit zehn Jahren bei SMA, ist Boris Wolff heute Executive Vice President für Global Sales, Service und Marketing des weltweit agierenden Unternehmens. Zuvor leitete er die Business Unit für Photovoltaikkraftwerke und Batteriespeicher. Vor seinem Eintritt bei SMA war er rund 15 Jahre in verschiedenen Funktionen bei ABB tätig.
SMA
EV Charger Business für E-Ladeparks
Der große Bruder des EV Chargers von SMA ermöglicht Betrieben mit Fuhrparks oder Flotten die Umstellung auf saubere E-Mobilität. Der SMA EV Charger Business sorgt dafür, dass E-Fahrzeuge mit Solarstrom geladen werden, wenn grüner Strom aus der firmeneigenen Solaranlage zur Verfügung steht. Kombiniert mit dem SMA Data Manager M vernetzt die Ladelösung bis zu 20 Ladepunkte und stimmt die Ladevorgänge aufeinander ab.
Der SMA EV Charger Business lädt mit zweimal bis zu 22 Kilowatt Leistung und wird als Wallbox oder zusammen mit einer Stele als Ladesäule installiert. Er verfügt wahlweise über zwei Ladekabel oder über zwei Steckdosen. Mit dem SMA Data Manager M kann die Ladelösung ins Sunny Portal (EnnexOS) eingebunden werden. Die ebenfalls über SMA erhältliche Coneva Smartbox Compact ermöglicht mit dem SMA EV Charger Business, dass vorwiegend Strom aus der eigenen Solaranlage zum Laden der Fahrzeuge genutzt wird – für bis zu 20 Fahrzeuge. RFID- und OCPP-Schnittstellen machen die Einbindung in ein bestehendes Backend möglich – beispielsweise für die Abrechnung von Ladevorgängen. Eine eichrechtskonforme Version des SMA EV Charger Business für den deutschen Markt ermöglicht zukünftig die genaue Abrechnung.
Die Ladelösung SMA EV Charger Business ist ab dem dritten Quartal 2022 zunächst in Deutschland bestellbar und ab dem vierten Quartal verfügbar. Weitere europäische Länder werden kurzfristig folgen.
https://www.sma.de/produkte/ladeloesungen-elektromobilitaet/sma-ev-char…
SMA
Neuer Sunny Tripower X integriert Teile des Energiemanagements
Der neue Sunny Tripower X erweitert ab sofort die SMA Energy Systems Home und Business. Der dreiphasige Solarwechselrichter beinhaltet einige Funktionen des SMA Data Manager M und wird über EnnexOS eingebunden. In gewerblichen und privaten Energiesystemen mit bis zu 135 Kilowatt Leistung übernimmt der Sunny Tripower X das Monitoring, die Steuerung und die netzkonforme Leistungskontrolle von bis zu fünf Wechselrichtern, realisiert deren Teilnahme am Energiemarkt und steuert zukünftig Speicher und Verbraucher.
Der Sunny Tripower X kommt in vier Leistungsklassen auf den Markt: für zwölf, 15, 20 und 25 Kilowatt. Installateure können bis zu fünf Wechselrichter einfacher parametrieren und in Betrieb nehmen. Nach der Installation übernimmt der Wechselrichter die netzkonforme Leistungsregelung des gesamten Systems.
Der Sunny Tripower X ermöglicht eine Überdimensionierung des Solargenerators um bis zu 150 Prozent und bietet mit drei unabhängigen MPP-Trackern und sechs Stringeingängen maximale Flexibilität beim Anschluss. Der Eingangsstrom von bis zu 24 Ampere pro MPPT erlaubt den Einsatz von leistungsfähigen Solarmodulen. Dank der digitalen Eingänge des Wechselrichters lässt sich ein vereinfachter Netz- und Anlagenschutz ohne zusätzliche Komponenten realisieren.
Der Lichtbogenschutz SMA Arcfix sorgt für höchste Systemsicherheit, die integrierte Software SMA Shadefix garantiert maximale Energieerträge bei leichten Verschattungen. Das Monitoring SMA Smart Connected minimiert Ertragsverluste.
https://www.sma.de/produkte/solar-wechselrichter/sunny-tripower-x.html
Krannich Solar
Neuer Hybridwechselrichter von SMA in Vertrieb aufgenommen
Der dreiphasige Hybridwechselrichter Sunny Tripower Smart Energy kann ab sofort im Krannich-Solar-Webshop bestellt werden. Zum Marktstart ist der Hybridwechselrichter mit den Batterien HVM/HVS von BYD verfügbar. Weitere Batteriehersteller werden folgen. Die Speichersets sind im Krannich-Webshop angelegt.
Der Hybridwechselrichter Sunny Tripower Smart Energy ist mit den Leistungen fünf, sechs, acht und zehn Kilowatt erhältlich. Er eignet sich besonders für Eigenheime. Mit zwei unabhängigen MPP-Trackern ist er für DC-gekoppelte Neuanlagen bestimmt, die einen Stromspeicher einbinden.
Zusammen mit der Hochvoltbatterie und integrierter Ersatzstromfunktion lässt sich das System erweitern. Es bindet auch Elektromobilität oder Wärmepumpen ein. Integrierte Services sind unter anderem die intelligente Batterienutzung durch prognosebasiertes Laden mit dem Sunny Home Manager und das automatische Monitoring SMA Smart Connected für schnellen Service im Fehlerfall.