Die Hersteller von Solarwechselrichtern liefern sich ein globales Rennen. Fusionen ließen neue Giganten entstehen, die in neuen Erdteile expandieren.
Der weitere Ausbau der Photovoltaik auf allen Märkten hängt wesentlich von den Innovationen in der Leistungselektronik ab. Für kleine Hersteller wird es schwer, in der globalen Arena mitzuspielen. Mit Fusionen hat sich die Branche für das globale Wachstum neu aufgestellt. So machen beispielsweise SMA und Danfoss gemeinsame Sache. Dieser Deal wurde mittlerweile von den Kartellwächtern abgesegnet, nun gibt es kein Zurück. „Danfoss wird als Produktmarke verschwinden“, erläutert Susanne Henkel von SMA. Auf der Messe in München war der Danfoss MLX 60.0 (60 Kilowatt) bereits auf SMA umgespritzt, er firmiert nun als Sunny Tripower 60.000 TL. Der Vertrieb bei Danfoss wird beendet, er läuft fortan vollständig über den Branchenprimus aus Kassel, für alle Geräte und alle Märkte. Im Gegenzug hat Danfoss ein Fünftel der SMA-Aktien übernommen, die Forschungen werden gebündelt. Die Dänen wollen sich fortan auf Umrichter für die Antriebstechnik konzentrieren. Der Einkauf von Komponenten für beide Sparten – Solarwechselrichter und Antriebsumrichter – wird gebündelt. „Durch diese Synergien könnten beide Unternehmen ab 2015 jährlich zweistellige Millionenbeträge einsparen“, hofft Danfoss-Chef Niels Christiansen.
Spezialgerät für kleine Inseln
Mit dem Sunny Island 3.0/4.4 bringt ein kleiner Inselwechselrichter auf den Markt, auf den sich vor allem die Besitzer von Datschen, Bungalows und kleinen Einfamilienhäusern freuen dürfen. Er wurde für Anlagen mit zwei bis 13 Kilowatt optimiert. Aufgrund der politischen Debatten um die EEG-Umlage für den Eigenverbrauch wollen sich immer mehr Menschen in Deutschland vollständig vom Stromnetz abnabeln. Der kleine Sunny Island dürfte aber auch gut in sonnigen Regionen Afrikas, Asiens und Südamerikas laufen, wo die Netze nur lückenhaft ausgebaut sind.
Außerdem präsentierte SMA den neuen Sunny Tripower 20.000 TLE für gewerbliche Anlagen sowie eine sehr leistungsfähige Containerstation für den Mittelspannungsanschluss von Solarparks. Der Sunny Central 2475 beinhaltet vier Zentralwechselrichter in einer kompakten Station, „entsprechend hoch ist die Leistungsdichte“, wie Roland Grebe bestätigt, Technikchef von SMA. Dieser Gigant geht in einer Testanlage im Juli im Betrieb, er wird ab Jahresende verfügbar sein, inklusive Transformator und Schaltanlage für die Mittelspannung.
Verheiratet haben sich auch ABB und Power One. ABB war bisher vor allem in der Umrichtertechnik für Windanlagen und in der klassischen Energietechnik tätig, bis hinauf zur Hochspannung. Mit der Übernahme von Power One ist das Solargeschäft nun auf einen Schlag sehr stark, zudem kann es sich auf den globalen Vertrieb von ABB stützen. Auch in diesem Fall gab der kleinere Partner nach: Power One wird als Marke verschwinden. Doch der Vorteil liegt auf der Hand: Die Vertriebsstrukturen der beiden Unternehmen ergänzen sich gut. „Der deutschsprachige Markt ist rückläufig“, sagt Gerhard Schackert, der früher den europäischen Vertrieb bei Power One verantwortete. Ab sofort ist er für ABB unterwegs. „Viele Hersteller weichen in Wachstumsmärkte aus.“
Für die Expansion gerüstet
Sein Boss ist Alex Levran, der bei ABB Power Conversion das globale Solargeschäft leitet, als Vizepräsident. „Der Markt in der EU ist um die Hälfte geschrumpft, zugleich hat sich der weltweite Zubau verdoppelt“, analysiert der erfahrene Manager. „Wir verzeichnen sehr starkes Wachstum in den USA, in China, in Afrika, Indien und Japan. In den USA haben wir einen Marktanteil von 18 Prozent. Demnächst werden wir auch die Nummer Eins auf dem indischen Markt. Ohne die Allianz von ABB und Power One hätten wir nicht in diese neuen Märkte gehen können.“
So gelang beispielsweise der Sprung nach China und Japan. Im brasilianischen Sao Paolo wurde eine neue Fabrik für Wechselrichter gebaut, um den Markt in Südamerika zu bedienen. Alle Zeichen stehen auf Expansion, doch Alex Levran weiß: „Der Markt ist sehr volatil, es herrscht ein hoher Preisdruck.“ So klingt es fast beruhigend, als er hinzufügt: „Uns helfen der gute Ruf und die Bankability von ABB.“
Auf der Intersolar zeigte ABB unter anderem das neue Energiespeichersystem React, das speziell für Hauseigentümer und kleine Firmen entwickelt wurde. Es besteht aus einem einphasigen Wechselrichter (4,6 Kilowatt) und einer Lithium-Ionen-Batterie mit zwei Kilowattstunden nutzbarer Kapazität. Das System wird im Laufe des Jahres lieferbar sein.
Bei der dritten Fusion waren die Partner noch ungleicher: Die kleine, edle Wechselrichterschmiede Refusol aus Metzingen wurde von Advanced Energy übernommen, einem großen Hersteller aus den USA. Die Frischvermählten müssen ihre Beziehung erst noch auswürfeln, zumindest der Anfang ist gemacht. Auch bei dieser Liaison geht es in erster Linie um den Vertrieb. Die Amerikaner waren bislang auf dem europäischen Markt sehr blass geblieben, nun füllt Refusol diese Lücke. Zudem könnten die Amerikaner von der Expertise der deutschen Tochter in der Leistungselektronik für kleinere und mittlere Dachanlagen profitieren. An der Ostküste, in den so genannten Neuengland-Staaten, entsteht derzeit ein Solarmarkt, der Deutschland nicht unähnlich ist. Auch in Kalifornien wächst die Zahl der Solardächer mit Eigenverbrauch. (Heiko Schwarzburger)
Lesen Sie den ausführlichen Bericht im photovoltaik-Magazin. Die kommende Ausgabe erscheint am 10. Juli 2014.