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“Wir wandeln uns zum Systemlieferanten“

In letzter Zeit scheint sich der Wettbewerbsdruck für Wechselrichter zu verschärfen, denn neue Anbieter drängen ins Geschäft. Wie wirkt sich die Konkurrenz auf SMA aus?

Jürgen Reinert: Der Preiskampf ist stark aufgeflammt. Aus Asien kommen viele preiswerte Wechselrichter, die aber nicht immer die Funktionalitäten bieten, wie sie in den Normen gefordert sind. Wir verfolgen dagegen eine klare Strategie und betrachten immer das Gesamtsystem, um den Kunden die für ihre Anforderungen passenden Lösungen zu liefern. Wir wandeln uns vom Anbieter von Wechselrichtern zum Systemlieferanten.

In welchem Marktsegment ist der Preiskampf am stärksten spürbar?

Bei den Anlagen zwischen einem und 100 Megawatt. Das sind nicht die ganz großen Solarparks, sondern die kommerziellen Freiflächensysteme, wo die Zentralwechselrichter mit Stringgeräten konkurrieren.

Und wo zwei DC-Systeme konkurrieren: mit 1.000 Volt oder 1.500 Volt aus den Solarstrings …

Dort können wir echte 1.500 Volt anbieten, weil wir zwei IGBT mit jeweils 1.200 Volt in Reihe schalten. Auf diese Weise bilden wir das volle Spannungsfenster ab. Zudem weisen unsere IGBT eine höhere Festigkeit gegen die Höhenstrahlung auf. Das erlaubt es uns, die Zentralwechselrichter bis in größere Höhen zu installieren, auch über 2.000 Meter. Deshalb sind unsere IGBT langlebiger als die Bauelemente anderer Anbieter.

Welche Eigenschaften stehen bei der Weiterentwicklung Ihrer Produkte im Mittelpunkt?

Zum einen müssen die Wechselrichter eine sehr gute Qualität haben, trotz des scharfen Preiskampfes. Daran machen wir keine Abstriche. Und man muss die Systeme leicht erweitern können, egal ob im Hausmarkt oder bei den Freilandanlagen. Das Energiemanagement und die Sicherheitsfunktionen sind integriert, ebenso die Fähigkeit, Speichersysteme einzubinden. Wir entwickeln nicht viele zusätzliche Komponenten um den Wechselrichter herum, sondern integrieren diese Funktionen in die Systeme, über alle Leistungsklassen hinweg, was für die Kunden einen klaren Preisvorteil bringt.

Sie bieten sowohl Stringwechselrichter als auch große Zentralwechselrichter an. Müssen Sie sich nicht irgendwann entscheiden?

Wir bleiben Vollsortimenter, um dem Kunden möglichst umfassende Lösungen zu bieten. Er entscheidet, welche Lösung er nutzen will. So haben wir beispielsweise den Stringwechselrichter STP 60 mit einer passenden Mittelspannungsanbindung für die dezentrale Verschaltung eines Solarparks im Angebot. Aber wir bieten auch eine Mittelspannungslösung, die bis zu fünf Megawatt mit einer Containerstation mit Zentralwechselrichter abdeckt. Solche Systeme sind sehr schnell zu installieren. Die Installationskosten zu senken ist eine wichtige Aufgabe für unsere Ingenieure.

SMA verfügt über langjährige Erfahrung im Solargeschäft und ist mittlerweile in allen Regionen der Welt präsent. Das könnte Fluch und Segen zugleich sein, denn der globale Vertrieb ist sehr aufwendig, oder nicht?

Es ist gerade unsere Stärke, dass wir in allen Regionen, in allen wichtigen Märkten präsent sind. Nicht nur mit Vertriebs-, sondern auch mit Servicemitarbeitern. Natürlich müssen wir uns den Gegebenheiten des Marktes immer wieder anpassen. Das gilt auch für neue Produkte. Wir wollen die verschiedenen Bedürfnisse unserer Kunden in allen Regionen zu günstigen Kosten bedienen. Darauf liegt ein Schwerpunkt unserer Forschung.

Ihr Unternehmen kommt aus der Leistungselektronik, der Schlüsselkomponente für die Anbindung von Speicherbatterien. Steigen Sie auch in die Batteriefertigung ein?

Nein, wir suchen unser Heil nicht darin, eigene Speicherzellen oder Batteriemodule zu bauen. Die Entwicklung in dieser Branche ist so schnell, dass wir als unabhängiger Systemlieferant damit Schritt halten wollen. In kurzer Zeit haben sich die Kapazitäten der Lithiumzellen nahezu verdoppelt. Sie haben völlig andere Abmaße und Verschaltung im Speicher. In dieses Geschäft steigen wir nicht ein. Auch ist der Zugang zu den wachsenden Speichermärkten manchmal einfacher, wenn man regional starke Marken nutzt.

Wo sehen Sie die Schnittstellen zu den Batterien?

Unsere Strategie ist es, die am Markt verfügbaren Batterien einzubinden. Deshalb sind wir mit den wichtigsten Anbietern vernetzt, um die Systeme gemeinsam weiterzuentwickeln. Unser Ziel ist es, dass die Leistungselektronik mit den jeweils besten Stromspeichern in den verschiedenen Märkten kompatibel ist und den Eigenverbrauch sowie die Netzdienlichkeit optimiert.

Welche Unterschiede fallen Ihnen in den verschiedenen Speichermärkten auf?

Vergleichbare Häuser in den USA, Japan und Deutschland werden mit verschiedenen Speichergrößen bestückt. Denn der Stromverbrauch bestimmt auch die Größe einer stationären Speicherbatterie. So bauen die Amerikaner eher größere Kapazitäten ein, in Deutschland sind diese derzeit noch deutlich kleiner, auch wenn bei uns der Trend gleichfalls zu größeren Batterien geht. Das ist im Wesentlichen eine Folge des Preisverfalls bei den Lithiumbatterien.

Welche Neuheiten haben Sie in Vorbereitung?

Im Herbst werden wir in Las Vegas einen neuen Stringwechselrichter mit 50 Kilowatt AC-Leistung vorstellen. Er ist für gewerbliche Aufdachanlagen gedacht und wird viele Funktionen integrieren, die bislang separat zugeschaltet werden mussten. Im dritten Quartal kommt der neue Sunny Boy für den privaten Endkunden auf den Markt, der drei bis fünf Kilowatt leistet. Es wird das Anlagenmonitoring integrieren. Der Betreiber oder der Installateur erhalten eine Nachricht aufs Handy oder per E-Mail, wenn das Gerät eine Störung meldet beziehungsweise gewechselt werden muss. Innerhalb von drei Tagen bekommt der Betreiber das Austauschgerät geliefert, ohne dass er etwas tun muss. Das garantieren wir, dafür übernehmen wir die Kosten. Das Austauschgerät steht dann schon beim Kunden, sodass es der Installateur nur noch aufhängen und anschließen muss. Falls das Ersatzgerät nicht innerhalb der vorgesehenen Zeit geliefert wird, übernehmen wir auch die Kosten für den zusätzlichen Ertragsausfall. Das nennen wir Smart Connected. Die erforderlichen Kommunikationssysteme wie WLAN oder Ethernet sind integriert.

Wann kommt dieser Service auch für größere Geräte?

Zunächst rollen wir ihn im Heimsegment aus, später dann auch für gewerbliche Systeme. Jetzt ist die Kommunikationstechnik so weit ausgereift, dass wir solche Angebote aus technischer Sicht sehr einfach umsetzen können.

Wenn die smarten Wechselrichter am Stromnetz hängen, verarbeiten sie viele Daten. Was machen Sie damit?

Wir nutzen sie zur Bereitstellung präziser Erzeugungs- und Verbrauchsdaten für die optimale Netzintegration von Photovoltaikstrom. Netzbetreiber und andere Akteure der Energiewirtschaft können dadurch beispielsweise erheblich Kosten für Regelenergie sparen und Strom besser vermarkten. Selbstverständlich achten wir bei der Bereitstellung der Daten jederzeit darauf, unsere Kunden zu schützen. Rückschlüsse auf einzelne Anlagen sind nicht möglich. Mitte Juni haben wir den Probebetrieb mit dem Netzbetreiber Tennet begonnen, ab August soll der Regelbetrieb laufen. Unsere Partnerschaft mit Tigo Energy ist ein weiterer wichtiger Schritt, um das Monitoring auf die Modulebene auszuweiten und damit den Eigenverbrauch und den Nutzen für das Stromnetz zu optimieren.

Also kommt mehr Elektronik ins Modul?

Genau. Mit Tigo haben wir eine optimale Zusammenarbeit, um die notwendige Elektronik in die Anschlussdose des Solarmoduls zu bringen. Das MPP-Tracking verbleibt im Wechselrichter. Die minimal notwendige Modulelektronik sitzt im Deckel der Dose. Die Bauelemente haben wenig Stress und Verluste. Damit können wir je nach Wunsch des Kunden den Ertrag optimieren, die Betriebszustände bis ins einzelne Modul verfolgen oder die Sicherheitstechnik integrieren, etwa um das Modul im Notfall abzuschalten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Lösungen müssen die Optimierer von Tigo nicht an jedem Modul angebracht werden, sondern nur an den Modulen, an denen dies sinnvoll und gewünscht ist. Das bringt einen erheblichen Kostenvorteil.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

www.sma.de

EES Award

Jury kürt den Batteriewechselrichter für Hochvoltspeicher von SMA

Die Jury des diesjährigen EES Award hat den neuen Batteriewechselrichter für Hochvoltbatterien von SMA ausgezeichnet, der im Frühjahr erstmals präsentiert worden war. Die Preisverleihung fand in München auf der Intersolar/EES Europe statt.

Der neue Batteriewechselrichter wurde speziell für private Haushalte entwickelt. Er leistet 2,5 Kilowatt und ist außerordentlich kompakt. Das Gerät ist mit der Tesla Powerwall und anderen Hochvoltbatterien kompatibel.

Der Batteriewechselrichter wird für AC-gekoppelte Heimspeicher verwendet, deren Spannung mehrere Hundert Volt (DC) beträgt. Er wiegt nur neun Kilogramm, ist trafolos und erzielt einen Wirkungsgrad von 97 Prozent. Das erlaubt Systemwirkungsgrade (mit Batterie) von weit über 90 Prozent. Auch der Preis überzeugt: Zähler und Batteriewechselrichter sind für rund 1.000 Euro erhältlich. Der Smart Energy Manager und der Sensor für den Hauszähler sind darin jedoch nicht enthalten.

Der Sunny Boy Storage eignet sich besonders für die Nachrüstung von Heimspeichern. Das Gerät ist innerhalb von 30 Minuten eingebaut und betriebsfertig. Anwender können zusätzlich über das Onlineportal Sunny Places ihre Energieflüsse und Einsparmöglichkeiten per App abrufen. Darüber hinaus lässt sich das System mit dem Sunny Home Manager bei Bedarf in ein umfassendes Energiemanagement einbinden.

www.ees-europe.com

Dr. Jürgen Reinert

war zwölf Jahre lang in Schweden bei einem Hersteller von Umrichtern für elektrische Antriebstechnik tätig, bevor er 2011 zu SMA kam. Dort verantwortete er drei Jahre lang das Geschäftsfeld der großen Freiflächenparks. Seit 2014 ist er im Vorstand von SMA, seit Januar 2016 verantwortet er die Ressorts Operations und Technologie.

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