Eine neue Stromtrasse soll Windstrom in rund acht Jahren gen Süden transportieren, um dort abgeschaltete Atommeiler zu ersetzen. Der genaue Verlauf der Trasse steht noch nicht fest. Solange Politiker aber nicht für das Projekt werben, legen die Netzbetreiber geplante Infoveranstaltungen für Bürger auf Eis.
Die Gleichstromverbindung Suedlink soll ab 2022 Windstrom über 800 Kilometer von Schleswig-Holstein bis in den Süden nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren. Die beiden Übertragungsnetzbetreiber Tennet und TransnetBW planen die so genannte HGÜ-Trasse gemeinsam. Die Kürzel steht für Hochspannungsgleichstrom-Übergtragung. „Die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Hessen werden im Jahr 2023 rund 30 Prozent ihres Jahresverbrauchs an Strom importieren müssen“, sagte Rainer Joswig, Geschäftsführer der TransnetBW. Die Windenergie, die den Strom aus Kernkraftwerken ersetzen soll, wird aber vor allem an den Küsten im Norden produziert. Sie müsse deshalb über hunderte Kilometer nach Süden transportiert werden. „Suedlink bildet damit das Rückgrat für eine sichere Stromversorgung im Süden Deutschlands“, erklärt Joswig.
Für die Akzeptanz der Stromautobahn müssen die Unternehmen, aber auch die Politiker auf Landes- und Bundesebene noch werben, wie die Netzbetereiber fordern. Bis dahin werden TenneT und TransnetBW die bereits geplanten Informationsveranstaltungen für Bürger und Gemeinden entlang des vorgeschlagenen Trassenkorridors aufschieben, teilen die Unternehmen mit. Ab 2018 soll der Bau planmäßig beginnen.
Korridor nicht in Stein gemeißelt
Suedlink besteht derzeit aus zwei einzelnen Abschnitten: Die Verbindungen von Wilster bei Hamburg nach Grafenrheinfeld bei Schweinfurt sowie eine Verbindung von Brunsbüttel nach Großgartach in Baden-Württemberg. Beide sind Teil des Bundesbedarfsplangesetzes, das die Grundlage für den bundesweiten Netzausbau bildet. TenneT und TransnetBW stellten „einen Vorschlag“ für einen möglichen für einen ersten Abschnitt von Wilster nach Grafenrheinfeld vor. „Der vorgeschlagene Korridor für Suedlink ist nicht in Stein gemeißelt“, betonte Hartman. „Wir stehen ganz am Anfang der Planungen, noch weit vor Beginn des Genehmigungsverfahrens.“
Der Antrag für das erste Vorhaben, die Verbindung Wilster nach Grafenrheinfeld, werde frühestens im April 2014 im Rahmen der Bundesfachplanung gestellt. Die Planungen für das zweite Vorhaben von Brunsbüttel nach Großgartach soll ebenfalls in 2014 starten.
Ein Forum der Deutschen Umwelthilfe hat dafür einen eigenen Netzplan entwickelt und für einer Woche an die Bundesregierung übergeben. Der Plan N 2.0 formuliert Politikempfehlungen für eine verbesserte und frühzeitige Bürgerbeteiligung in allen Phasen der Planung, für die technische Ausgestaltung des Netzum- und -ausbaus und für einen verbesserten Schutz des Wohnumfeldes zur Entlastung der Anwohner. Möglichkeiten den nötigen Netzausbaus zu reduzieren, werden ebenso behandelt, wie finanzielle Beteiligungen. Gegenstand der Empfehlungen sind sowohl die Übertragungsnetze als auch die Verteilnetze.
Akzeptanz und Erdkabel
Auch auf der Veranstaltung Zukünftige Stromnetze für erneuerbare Energien in Berlin betonten diverse Akteure die Bedeutung der Akzeptanz pro Netzausbau. „Energiewende wird es nicht ohne sichtbare Technik geben“, sagt Professor Jochen Kreusel vom Schweizer ABB-Konzern. „Das müssen wir den Menschen auch klar sagen.“
Immer wieder werden dabei auch Erdkabel als eine mögliche Lösung ins Spiel gebracht. Auf der Höchstspannungsebene von 380 und 220 Kilovolt beträgt ihr Anteil nach Daten des Branchenverbands BDEW aber derzeit nur 185 Kilometer oder 0,5 Prozent aller Kabelkilometer auf dieser Spannungsebene. Laut Übertragungsnetzbetreiber gibt es dort „technische Einschränkungen“ für den Einsatz. (Niels Hendrik Petersen)