Die Stadtwerke Oranienburg hatten die Bundesnetzagentur (BNetzA) am 9. April über einen Kapazitätsengpass zum vorgelagerten Netz der Edis Netz informiert. Da die Auslastung in den Wintermonaten voraussichtlich an der Grenze liegen wird, wurde von den Stadtwerken Oranienburg ein kurzfristiger Anschlussstopp verhängt. Als Grund wurde der in den letzten Jahren stark gestiegenen Bedarf an Anschlusskapazität genannt. Die neuen Bedarfe gehen insbesondere auf Industrie, Gewerbe und neue Baugebiete zurück. Der Ausbau oder Anschluss von Wärmepumpen oder Wallboxen spielt laut BNetzA nur eine untergeordnete Rolle.
BNetzA: Netzausbau zu spät geplant
Die Stadtwerke Oranienburg Bundesnetzagentur haben der BNetzA bestätigt, dass die neuen Bedarfe viel zu spät erkannt und damit auch zu spät an den vorgelagerten Netzbetreiber kommuniziert wurden. Der Stromnetzengpass in Oranienburg ist nach Einschätzung des Forums Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) zudem ein Einzelfall. „In Oranienburg wurde zu spät damit begonnen, den Netzausbau zu planen. Über das bestehende Umspannwerk kann jetzt nicht mehr genügend Leistung zur Verfügung gestellt werden und der Bau eines neuen Werks dauert“, erklärt Frank Borchardt, Senior Projektmanager Metering und Digitalisierung beim VDE FNN.
Der Experte weist darauf hin, dass es keine Option ist, Neuanschlüsse generell nicht mehr zu genehmigen. Seit Januar sind Netzbetreiber verpflichtet, alle Wallboxen und Wärmepumpen anzuschließen. Der verhängte Anschlussstopp geht auf ein erfreuliches, starkes Wachstum der Stadt Oranienburg in Kombination mit einer um Jahre verspäteten Planung der Stadtwerke Oranienburg zurück. Die Problematik ist damit der individuellen Situation vor Ort geschuldet. Der Vorgang zeigt, wie wichtig eine vorausschauende Netzplanung ist. Diese sei auch in den gesetzlichen Grundlagen vorgegeben.
Digitalisierung statt nur Netzausbau
Die Planung muss immer auch eine Prognose der Last- und Einspeisezuwächse vor Ort umfassen. Dazu gehört ein frühzeitiger und regelmäßiger Austausch mit dem vorgelagerten Netzbetreiber, aber auch mit kommunalen Behörden, die für neue Baugebiete und Gewerbeansiedlungen zuständig sind. Mittelfristig wird ein im Bau befindendes neues Umspannwerk die wachsenden Bedarfe der Stadt Oranienburg sicherstellen. Aus Sicht der BNetzA müssen allerdings unmittelbar kurzfristige Lösungen gefunden werden.
Im Zuge der Energiewende allein auf den Netzausbau zu setzen, hält VDE FNN jedoch für einen falschen Weg. Denn der Ausbau dauert in Deutschland zu lange. Kurz- und mittelfristig muss das Stromnetz so gut wie möglich digitalisiert werden: „Mit der intelligenten Steuerung verschaffen wir uns Zeit, bis die Stromnetze ausreichend ausgebaut sind“, sagt Borchardt. (nhp)
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