Verbraucherschützer und 60 Prozent der Deutschen sprechen sich gegen den Zwangseinbau intelligenter Stromzähler aus. Und nur jeder Dritte ist der Meinung, dass er mit einem Smart Meter Energiekosten spart.
Das geht aus einer repräsentativen YouGov-Umfrage unter 2.019 Bürgern im Auftrag des Ökoenergieanbieters Lichtblick hervor. Damit erhalten die Pläne der Bundesregierung, Stromkunden in Zukunft zum Einbau von Smart Metern zu verpflichten, einen erheblichen Dämpfer. Nachdenklich stimmt dagegen, dass laut der Umfrage 90 Prozent der Deutschen nichts mit dem Begriff „Smart Meter“ anfangen können.
„Die Verbraucher haben zu Recht erhebliche Zweifel, ob ihnen intelligente Zähler helfen, Strom und Geld zu sparen“, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei Lichtblick. Es sei kein Wunder, dass eine große Mehrheit den Regierungsplänen mit Skepsis begegnet. Demanch werden Smart Meter für Haushalte zusätzlich zwischen 20 und 60 Euro pro Jahr kosten. „Allerdings wäre es klüger, sie nur dort zu installieren, wo Verbraucher von ihrem Einsatz profitieren und Energieunternehmen sie im Rahmen von Geschäftsmodellen ohnehin anbieten“, betont Lücking.
Ab 6.000 Kilowattstunden Verbrauch
Hintergrund: Ab 2017 will die Bundesregierung Stromkunden mit einem Verbrauch von mehr als 6.000 Kilowattstunden pro Jahr schrittweise zu dem Einbau intelligenter Zähler verpflichten. Diese Regelung betrifft zunächst kleine und mittelständische Unternehmen sowie Haushalte mit einem überdurchschnittlichen Stromkonsum. Ab 2020 können auch Verbraucher mit einem durchschnittlichen oder geringen Verbrauch unter 6.000 Kilowattstunden von der Regelung betroffen sein. Denn laut Gesetz kann dann der örtliche Messstellen-Betreiber, in der Regel das lokale Stromnetz-Unternehmen, die Haushalte zum kostenpflichtigen Einbau eines Smart Meters verpflichten.
Trotz der Kritik zu den Smart-Meter-Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums hat das Kabinett den Gesetzentwurf „Digitalisierung der Energiewende“ beschlossen. Dieser sieht vor, dass alle Haushalte mit intelligenten Zählern, den Smart Metern, ausgestattet werden können, ohne dass Verbraucher zustimmen oder ablehnen können. „Die Zwangsmodernisierung der Verbraucherhaushalte mit Smart Meter geht zu weit“, sagt so Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv).
Fehlende smarte Tarife
Der vzbv kritisiert, Smart Meter würden bei durchschnittlichen Haushalten vor allem zusätzliche Kosten verursachen. Ein Nutzen ist hingegen bislang aufgrund fehlender Tarife und offener Fragen bei der Visualisierung des Verbrauchs nicht gesichert. Auch die Energiewende wird der Smart Meter-Einbau bei Verbrauchern nicht voranbringen – zu kleinteilig und unflexibel sind die anfallenden Verbräuche. Darüber hinaus hatte der vzbv immer wieder kritisiert, dass mit Smart Metern massenhaft sensible Daten gesammelt werden könnten. (Niels H. Petersen)