Die Bauwerkintegration der Photovoltaik (BIPV) ist schon seit vielen Jahren ein Thema in der Architekturbranche. Zwar steigt die Nachfrage. Doch von einem Durchbruch ist man immer noch weit entfernt, obwohl sich vor allem eine jüngere Architektengeneration aufgemacht hat, den Klimawandel in ihren Arbeiten zu berücksichtigen.
Fassaden müssen energiepositiv sein
Doch auch diese Architektengeneration kann nicht über den Schatten springen, den die Bürokratie wirft. Das zeigte sich auch auf dem diesjährigen Symposium Solares Bauen, das der Schweizer Branchenverband Swissolar in Zürich organisiert hat. „Architekten erkennen, dass Fassaden energiepositiv sein müssen“, sagt Adrian Berger, Architekt des Mehrfamilienhauses Solaris in Zürich. Das Gebäude ist ein echter Leuchtturm. Unweit des Zürichsees hat Adrian Berger mit Projektpartnern ein neues Konzept umgesetzt und das Gebäude komplett mit Solarmodulen eingekleidet.
Das Gebäude wurde 2017 fertig. „Damals, vor sechs Jahren hatte ich gesagt, jetzt geht es los“, sagt Berger mit Blick auf die Stimmung in der BIPV-Branche. „Doch heute würde ich das genauso wieder sagen.“ Der Durchbruch ist ausgeblieben. Es gibt viele Projekte im Städtebau. Diese gelten aber immer noch als Politprojekte.
Prozesse standardisieren
Eine Herausforderung sind die Hürden, mit denen die Architekten immer noch kämpfen. Diese sind vielfältig und nicht nur administativer Natur. „Es ist vieles machbar, aber es gibt kaum standardisierte Prozesse und Systeme“, benennt Nadia Vontobel eine von ihnen. Die Züricher Architektin hat in der Südschweiz ein Einfamilienhaus errichtet, das selbst im Winter mehr Energie erzeugt als vor Ort verbraucht wird. Das geht mit einer intelligenten Anlagensteuerung, der Nutzung des Solarstroms für Wärme und Mobilität und dem richtigen architektonischen Konzept.
Sektorenkopplung und Stromvertrieb vor Ort
Hier spielt natürlich auch die Sektorenkopplung eine zentrale Rolle, wie sie Nadia Vontobel umgesetzt hat. Doch selbst dann bleibt bei ihrem Gebäude noch Sonnenstrom übrig – selbst im Winter. Denn die solare Gebäudehülle produziert 681 Prozent des Jahresbedarfs im Haus. Deshalb muss es eine Lösung für den Vertrieb und die Vergütung der Stromüberschüsse geben, so dass die Netzeinspeisung nicht zum Hindernis wird.
Gebäude müssen klimaneutraler werden
Dann werden solche Projekte wirtschaftlich und auch umgesetzt. Denn eine Absenkung von Umweltstandards als Antwort auf die Baukrise ist überhaupt nicht notwendig, wenn der Betrieb des Gebäudes mit im Blick bleibt. Im Gegenteil: Angesichts der Klimakrise ist es dringend notwendig, dass die Gebäude klimaneutraler werden – sowohl mit Blick auf das Baumaterial als auch beim Betrieb.
Wie das geht, erfahren Sie in der nächsten Ausgabe der photovoltaik, die am 19. Oktober 2023 erschient. Schwerpunkt ist das Thema BIPV und die Nutzung des Stroms vor Ort. Falls Sie noch kein Abo haben, können Sie hier reinschnuppern. (su)