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2025 – Mehr Rückenwind für Erneuerbare!

Beinahe ist die Meldung im Lärm und Getöse der Silvesternacht untergegangen. Um sechs Uhr am Neujahrsmorgen hat die Ukraine die Durchleitung von russischem Erdgas beendet. Der Vertrag mit Gasprom aus dem Jahr 2019 lief aus und wurde – wenig überraschend – nicht verlängert.

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Flüssiggas kommt aus dem Westen

Nun kommt russisches Erdgas nur noch über eine Pipeline nach Europa, genauer gesagt: in die Türkei und zum Balkan. Turk Stream verläuft auf dem Grund des Schwarzen Meeres, diese Route wurde 2020 in Betrieb genommen. Rund die Hälfte der Gasmenge (31.5 Milliarden Kubikmeter im Jahr) ist für den türkischen Markt gedacht, die Hälfte für den Südosten Europas.

Deutschland und der Westen des Kontinents sind von russischem Gas unabhängig. Der schnelle Ausbau der Flüssiggas-Terminals an den deutschen Küsten hat die Lieferkette gen Westen verlagert.

Aus der Traum vom billigen Gas

Wirtschaftsminister Robert Habeck (B90/Grüne) ist für teure Investitionen in Wilhelmshaven, Brunsbüttel oder Mukran kritisiert worden. Doch Fakt ist, dass wir das Gas künftig deutlich preiswerter bekommen als aus Russland. Denn die trügerische Illusion von Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) ist geplatzt: Russland war keine Quelle von billigen Energieträgern. Mit der Invasion in der Ukraine im Februar 2022 wurde offensichtlich, wie teuer uns dieser Import zu stehen kommt.

So geht die Gasbranche einem ähnlichen Ende entgegen wie die Atomkraft. Der Rückbau der Atommeiler in Deutschland kostet rund 50 Milliarden Euro. Hinzu kommen etwa 20 Milliarden Euro für den Rückbau des früheren Uranbergbaus der Wismut in Sachsen und Thüringen.

Markus Söder – letzter Taliban der Atomkraft

Nicht eingerechnet sind Kosten für die jahrzehntelange Versorgung von Patienten mit Strahlenkrebs, verursacht durch den Bergbau und die Emissionen von Radon aus den früheren Uranminen. Nicht eingerechnet ist der Anteil Deutschlands an den Schutzmaßnahmen in Tschernobyl – und wer weiß, was in Saporischschja noch auf uns zukommt.

Vier Gigawatt Atom gegen 473 Gigawatt Erneuerbare

Im Jahr 2023 wurden weltweit rund 473 Gigawatt erneuerbare Energien neu installiert. Nach Angaben der Irena waren es 346 Gigawatt Photovoltaik, 116 Gigawatt Windkraft, sieben Gigawatt Wasserkraft, vier Gigawatt Bioenergie und 200 Megawatt Geothermie.

Das bedeutet: Allein in diesem Jahr wurden 473 Megawatt mehr erneuerbare Energien installiert, als die Atomkraft zusammen genommen in 70 Jahren erreicht hat. 2023 hat die Atomwirtschaft weltweit nur noch vier Gigawatt aufgebaut.

Seit Angela Merkel hat sich der Wind in Deutschland gedreht: Eine Umfrage von Forsa im Dezember 2024 ergab, dass 76 Prozent der Deutschen mehr Solarenergie wünscht. Immerhin 70 Prozent fordern den Ausbau der Windkraft, zwei Drittel wollen mehr Wasserstoff, und zwar grünen Wasserstoff aus erneuerbaren Energien. Nur noch 29 Prozent laufen dem Geschrei von Friedrich Merz (CDU) und Markus Söder (CSU) hinterher, die eine Renaissance der Atomkraft beschwören. Nur 13 Prozent sehen eine Zukunft im Erdgas, fünf Prozent in der Kohle.

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Starker Rückenwind für 2025

Mit diesem Rückenwind starten wir ins neue Jahr 2025. Doch ein Selbstläufer sind die erneuerbaren Energien längst noch nicht. Gerade die Solarbranche befindet sich in einer Phase dynamischer Veränderungen: zwischen beschleunigtem Wachstum und regulatorischen Herausforderungen. „Wir sind stark aufgestellt, müssen aber weiter zupacken!“, urteilt Joachim Goldbeck, Präsident des Bundesverbands der Solarwirtschaft.

Konkret für große Solarparks zieht er eine positive Bilanz über die vergangen zwei Jahre. „Trotz häufigerer Phasen negativer Strompreise im Jahr 2024 ist das Interesse weiterhin groß“, sagt er. „Der Markt ist dynamisch und einfallsreich. Als Resonanz auf zunehmende Ausfallzeiten mündet das Interesse mehr und mehr in alternative Vermarktungsmodelle.“

PPA gewinnen an Bedeutung

Soll heißen: Direkte Lieferverträge (PPA) werden immer wichtiger, die Branche nabelt sich von Ausschreibungen und Einspeisevergütungen ab. Hinzu kommen immer mehr große Speicherbatterien am Netz, um die Vermarktung des Stroms aus Solarparks und Windparks zu verbessern.

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Große Hoffnungen setzt die Solarwirtschaft auf das angekündigte Solarpaket II. „Es könnte ein entscheidender Impuls für den Ausbau von Anlagen bis 50 Megawatt sein, besonders in der Agri-PV“, hofft Goldbeck. Auch Repowering bietet neue Möglichkeiten: „Die neuen Regelungen zu flexibleren Reparaturen stärken Effizienz und Nachhaltigkeit, insbesondere bei Anlagen mit niedrigen Wirkungsgraden, wie zum Beispiel mit älteren Dünnschichttechnologien. Damit lässt sich das Potenzial vorhandener Flächen optimal ausschöpfen.“

Chaostage sind noch nicht vorbei

Allerdings steht die Solarbranche weiterhin unter Druck durch volatile Preise, hohe Zinsen und politische Unsicherheiten. In Deutschland steht eine Bundestagswahl an, in den USA übernimmt Donald Trump erneut das Oval Office.

Offenbar sind die Chaostage noch nicht vorbei, nicht für unsere junge Branche. „Unternehmen mit schlanken Strukturen und innovativen Ansätzen werden sich behaupten“, prognostiziert Goldbeck. „Solar bleibt ein treibender Faktor – und wir müssen uns jetzt für die Märkte der Zukunft positionieren.“

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Schlüssel für Deutschlands Industrie

Trotz politischer Turbulenzen sieht Joachim Goldbeck die Solarenergie fest als Basis für eine saubere, kostengünstige und resiliente Energieversorgung. Er ist sich sicher: „In fünf Jahren wird sichtbar, dass wir entscheidend zur Zukunftsfähigkeit der deutschen Industrie beitragen.“ Und: „Solarenergie ist nicht nur eine Investition in die Umwelt, sondern in die industrielle Stärke Deutschlands. Wir gehen entschlossen in die Zukunft, um diese Dynamik weiter voranzutreiben.“

So bleibt die Aufgabe 2025 eine ähnliche wie im vergangenen Jahr: Ärmel hochkrempeln, denn jede Kilowattstunde Sonnenstrom zählt. 2024 haben wir die Grenze von 100 Gigawatt installierter Solarleistung in Deutschland geknackt. Bis Ende November 2024 wurden rund 15,7 Gigawatt neu zugebaut. Es gibt viel Anlass für Optimismus. Allein Euphorie wäre verfrüht. Denn klar ist: Uns Photovoltaikern wird nichts geschenkt, auch 2025 nicht.

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