Die Innovationskraft der deutschen Beamten ist kaum zu bremsen, nicht einmal durch Corona. Im Entwurf zum EEG 2021 schlägt das Kabinett dem Bundestag allen Ernstes vor, dass die Vergütung für Solargeneratoren mit mehr als 100 Kilowatt wegfällt, wenn die Strompreise am Spotmarkt der Börse in Leipzig länger als eine Stunde unter null Cent – also ins Negative – purzeln.
Ein launischer Kommentar
Mehr launisch als poetisch heißt es im Entwurf, dass die Anlagenbetreiber gefälligst „eigene Wege“ finden sollen, um damit umzugehen. Sie könnten beispielsweise „Technik einsetzen, die eine stetigere Stromproduktion ermöglicht.“ Was hat das mit den negativen Strompreisen zu tun? Was hat das mit diesem unsinnigen Paragrafen zu tun? Konnte mir bislang noch niemand erklären.
Doch die Folgen sind klar: Der Paragraf 51 des EEG, der durch diese neue Formulierung deutlich verschärft wird, macht die Refinanzierung von Solaranlagen zum Glücksspiel.
Unwägbares Risiko für die Banken
Nach Schätzungen von Torsten Szielasko von der Firma Gaia – einem Projektierer von Wind- und Solarprojekten – wird der Anteil der vergütungslosen Tage dadurch von neun auf mehr als zwölf Prozent im Jahr erhöht. Somit kann niemand mehr den monetären Solarertrag aus der Vergütung auch nur halbwegs seriös schätzen.
Die Sache ist insofern eine doppelte Sauerei, weil der normale Anlagenbesitzer auf den Handel an der Strombörse keinerlei Einfluss nehmen kann. Er wird gar nicht zugelassen, denn in Leipzig sind die großen Energieversorger – die meist auch die großen Direktvermarkter sind – unter sich.
Träge Brenner mit Kohle und Uran
Das Risiko, dass die Preise unter null Cent pro Kilowattstunde rutschen, entsteht ja nicht durch die erneuerbaren Energien. Die Preise sacken durch, weil die Großkraftwerke den fluktuierenden Energien rein regelungstechnisch nicht hinterherkommen.
Zur Erinnerung: Die erneuerbaren Energien decken in Deutschland bereits mehr als die Hälfte des Strombedarfs. Sie sind mittlerweile der technische Standard, nicht die abgeschriebenen Dreckschleudern. Die erneuerbaren Energien bestimmen die Regelgeschwindigkeit des Gesamtsystems, nicht die trägen Brenner mit Kohle oder Uran.
Der Saurier wird gefüttert
Da wird auf politischem Wege ein Wettbewerbsnachteil für die veralteten Großkraftwerke eliminiert, um die schnellen, dezentralen Erzeuger aus dem Geschäft zu drücken. Oder zumindest ihre Wirtschaftlichkeit zu erschweren. Die Beamten um Peter Altmaier (CDU) füttern die Saurier, hegen und pflegen sie, obwohl der Komet schon im Anflug ist.
Obwohl schon klar ist, dass die intelligente Ratte – smart, erneuerbar und dezentral – viel größere Überlebenschancen hat. Und nebenbei viel mehr Jobs schafft, als die alte Energiewirtschaft.
Den Paragrafen 51 abschaffen
Der Paragraf 51 gehört abgeschafft. Denn er ist Ausdruck des alten Energiesystems, das negative Preise nicht kannte und darunter leidet. Dieses Leid wollen die Beamten des BMWi minimieren, indem sie die Risiken der intelligenten, erneuerbaren Ratte aufbürden.
Ich finde negative Preise super. Ich als Stromkunde möchte Geld bekommen, wenn zu viel Strom im Netz ist und ich ihn verbrauche. Warum eigentlich nicht? Die erneuerbaren Energien – und Millionen Stromkunden – hätten mit einem solchen Modell eindeutig weniger Probleme als RWE.
Wollen wir die Modernisierung der Stromversorgung beschleunigen? Wollen wir, dass die Zivilisation trotz der drohenden Klimaveränderung eine Zukunft hat? Dann sollten wir die Beamten um Peter Altmaier ordentlich auf Trab bringen: Kürzen wir ihnen die Bezüge und Pensionen, wenn die Strompreise unter Null fallen! Offenbar sind sie das größte Risiko für saubere und preiswerte Energie!