Mit dem Jahresbeginn 2021 haben die Preise für Heizöl ordentlich angezogen. Daran ist weder der Flockdown schuld, noch der Lockdown – sondern die CO2-Steuer. Im vergangenen Frühjahr hatte die Bundesregierung beschlossen, die klimaschädlichen Emissionen mit einem Preis zu versehen.
Weil ein Schritt nach vorn in der Großen Koalition immer auch ein halber Schritt rückwärts ist, wurde der Preis für die Tonne Kohlendioxid zunächst auf 25 Euro festgesetzt. Schrittweise wird diese Steuer jeweils zum Beginn der nächsten Jahre erhöht, bis sie 2035 bei 55 Euro je Tonne liegt. Danach wird der Preis abhängig von den jährlichen Emissionen fixiert.
Staatliche Daumenschrauben wirken
Und tatsächlich: Zum Jahresbeginn kletterten die Preise für Heizöl bundesweit um rund 20 Prozent. Neben der CO2-Abgabe spielte dabei auch die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 Prozent auf 20 Prozent eine Rolle.
Kostete der Liter Heizöl Ende 2020 durchschnittlich 45 Cent, stieg der Preis zum Anfang 2021 auf 54,13 Cent. Die CO2-Abgabe macht darin 6,7 Cent aus, die höhere Mehrwertsteuer 2,43 Cent.
Opec drosselte die Förderung
So weit, so gut. Doch Anfang Februar kam die Meldung, dass die Ölpreise weltweit anziehen. Innerhalb einer Woche war der Anstieg des Preises für Rohöl der Sorte Brent, das Barrel legte um rund zwei US-Dollar auf knapp 58 Dollar zu.
Das ist erstaunlich, weil aufgrund der Pandemie der globale Ölbedarf eher rückläufig ist. Doch damit die Preise nicht ins Bodenlose sinken, hatte sich die Opec im Herbst geeinigt, die Ölmengen zu drosseln.
Das trifft Erzeugerstaaten wie Saudi-Arabien, Russland oder Iran hart. Denn ihre Haushalte hängen wesentlich von den Petrodollars oder Petrorubeln ab, die aus den ölhungrigen Industrienationen in die Schatzkammern der Diktaturen fließen.
Bleibt der Ölpreis hoch, wird der ökonomische Druck aufrechterhalten, in die Energiewende zu investieren. Und weil es offensichtlich kein Niedrigpreisgeschäft mit Öl mehr gibt – die Nachfrage dürfte auch langfristig geringer als die Förderkapazitäten – wird dieser Druck eher wachsen als schwinden. Soll heißen: Eine Rückkehr zur billigen, schmutzigen Ölwelt wird es nicht mehr geben.
Spritpreise klettern auch
So steigen nicht nur die Preise für Heizöl, sondern auch für den Sprit an den Tankstellen. Auf diese Weise wird der Betrieb von Autos mit Verbrennungsmotoren noch unwirtschaftlicher, beschleunigt sich die Nachfrage nach E-Autos, die mit Sonnenstrom oder Windkraft laufen.
In dieser Branche – die noch ganz am Anfang steht – können die Anbieter von Ladestrom zu niedrigen Preisen hingegen ordentliche Geschäfte machen, weil der Ladepreis pro Kilowattstunde wesentlich über die Marktanteile entscheidet. Anbieter von Ionity muten ihren Kunden achtzig Cent und mehr pro Kilowattstunde zu. Solche Abzocke hat keine Zukunft, das wird die Marke Ionity auf lange Sicht schwer schädigen.
Preisvorteile an die Kunden weitergeben
Denn der ökonomische Vorteil der E-Autos ruht auf zwei Säulen: geringere Kosten in der Anschaffung und geringere Kosten für die gefahrenen Kilometer, sprich: den Ladestrom, den Sprit in elektrischer Form.
Die Schwierigkeiten der Ölbranche öffnen den Anbietern von Ladenetzen lukrative Geschäfte, wenn sie den ökonomischen Vorteil von preiswertem Strom aus Photovoltaik und Windparks an ihre Kunden weitergeben. Nicht vollständig, aber maßvoll genug, um jetzt ein echtes Massengeschäft aufzubauen.
Von der Telekommunikation lernen
Sich breit machen und im Kampf um preiswerte, saubere Energie die Nase vorn haben, indem man die Kunden nicht übermäßig abzockt – mit dieser Strategie waren Vodafone und andere Unternehmen der damals jungen Mobilfunkbranche erfolgreich. Sie setzten sich gegen die Telekom durch, den Platzhirsch der terrestrischen Telefonie.
Die Telekom mit ihren überzogenen Tarifen hatte keine Chance gegen die neuen Player der Mobilfunkbranche. Seinerzeit ging es um Datenmengen und Datenströme, heute geht es um elektrische Energie und Leistung.
Das Ende des Ölzeitalters kündigt sich an
Das Ende des Ölzeitalters kündigt sich an, weil es kein Massengeschäft mehr gibt, das niedrige Preise erlaubt. Auch gibt es kein Geschäft im oberen Preissegment mehr, weil jeder Cent mehr die sauberen Alternativen begünstigt – die wiederum immer preiswerter in den Markt drängen.
Der Trend ist klar erkennbar: Mit Öl ist auf lange Sicht kein Geschäft mehr zu machen. Die Selbstzerfleischung der Produzenten untereinander und Spekulationen an den Rohstoffbörsen werden die Energiewende eher beschleunigen als behindern, denn sie treiben die Preise weiter nach oben.
Ein bisschen ist die Stimmung in der Opec wie auf der Titanic: Je größer die Schlagseite, umso rauschender der Tusch der Bordkapelle. Und der Letzte macht das Licht aus.