Kaum ein Exponat hat auf der Intersolar so viel Aufmerksamkeit erregt wie die schwarz glänzende Limousine auf dem Freigelände. Im vergangenen Jahr war der Tesla noch ein Exot. Doch nun hat der US-amerikanische Hersteller den Sprung über den großen Teich gewagt. Die Familienversion wird auch in Deutschland vertrieben. Und große Jungs wollen spielen: Zahlreiche Besucher der Messe nutzten die Chance, um das beeindruckende Kraftpaket mit 85 Kilowatt Motorleistung auszuprobieren. Eine Batterieladung reicht rund 500 Kilometer weit, die Füllung kostet etwa sieben Euro. Wenn der Kunde preiswerten Sonnenstrom vom eigenen Dach tankt.
Boxenstopp am Messestand
Peter Furter aus der Schweiz ist in der Softwarebranche tätig. Weil er sich persönlich für die Energiewende engagiert, hat er privat in Photovoltaik investiert. Außerdem ist er Abonnent unserer Zeitschrift. Auf der Intersolar kam er zum Boxenstopp und einen erfrischenden Cocktail an unseren Messestand. Furter fährt einen Tesla S in der Komplettausstattung, für den er immerhin 125.450 Schweizer Franken hingeblättert hat. „Eine S-Klasse oder E-Klasse von Mercedes kostet 66.000 Franken“, rechnet er vor. „Aber ich habe eine Tabelle aufgestellt, in der ich alle Kosten gegenüberstelle. Ein voll ausgestatteter Tesla ist eindeutig billiger. Generell kann gesagt werden, dass der Break-even nach sechs bis acht Jahren erreicht ist.“
Der Mercedes schluckt rund zehn Liter auf 100 Kilometer. Der Liter kostet rund 1,60 Franken. Bei einer jährlichen Laufleistung von 40.000 Kilometern ergeben sich in acht Jahren rund 51.200 Franken. Der Strombedarf des Tesla hingegen summiert sich nur auf 10.080 Franken. Furter hat eine Vollladung alle 400 Kilometer gerechnet, mit einer Schnellladestation.
Sogar die elektrischen Ladeverluste hat er einkalkuliert. Für den Strompreis setzt er Ökostrom aus Wasserkraft und Sonnenstrom an. Für Schmierstoffe (Motorenöl, Getriebeöl, Bremsöl, Hydrauliköle) braucht der Mercedes rund 8.000 Franken, bei mehr als 300.000 Kilometern Laufleistung in acht Jahren. Alle 2.000 Kilometer muss er dafür an die Boxen. Der obligatorische Ölservice wird mit 4.800 Franken veranschlagt. Der Fünf-Jahres-Service von Mercedes kostet über die betrachteten acht Jahre rund 12.000 Franken. Beim Tesla kosten die Durchsichten nur 1.840 Franken.
Halbe Kosten für den Unterhalt
So geht es weiter: Die Bremsbeläge für den Mercedes kosten 4.800, für den Tesla 1.850 Franken. Für Reifen setzte Hurter 16.000 Franken für den Mercedes (17-Zoll-Reifen) an, immerhin 23.200 Franken für den Tesla. Denn das Elektrofahrzeug braucht 21-Zoll-Sportreifen von Michelin. Die Steuern für den Mercedes belaufen sich auf 3.600 Franken, der Tesla als Elektroauto wird in der Schweiz nur halb so stark besteuert.
Die Versicherung für den Tesla kostet insgesamt 16.000 Franken, für die S-Klasse aus Stuttgart muss der Halter 24.000 Franken berappen. Speziell für den Tesla kommt eine mobile Ladestation mit Steckerset hinzu, dreiphasig für 32 Ampere. Sie ist im Fahrzeug nicht enthalten, denn das Auto wird mit einem Lader für elf Kilowatt geliefert. Der Extralader kostete zusätzlich 2.410 Franken.
Und für 7.550 Franken hat sich Peter Furter eine zusätzliche Stromtankstelle in die Garage eingebaut, mit dreiphasigem Drehstrom (32 Ampere), dazu der erforderliche Kabelkanal für eine 40 Meter lange Zuleitung, Metallkasten, Steckdose, Zähler, Sicherungen und Installation.
Vielfahrer werden begünstigt
Betrachtet man nur die Betriebskosten der Fahrzeuge, ist der Tesla im Unterhalt nur halb so teuer wie der Mercedes. Furter ist Vielfahrer, der gern mal über die Autobahn sprintet. „Zwar reicht die Batterieladung dann nur für 300 Kilometer“, erzählt er grinsend. „Doch mit dem Tesla kann ich natürlich super profitieren, weil die Kosten für Benzin mittlerweile dermaßen hoch sind, das sich das Stromauto immer mehr lohnt.“ Er tankt an seinem Haus, das komplett mit Solarmodulen eingedeckt ist. „Besser gehts nicht“, urteilt er.
Seine Solaranlage ist mit Optimizern von Tigo ausgestattet. Das sechs Grad geneigte Norddach wurde mit drei Strings zu je elf Modulen belegt, insgesamt knapp acht Kilowatt. Die Leistungsoptimierer tracken jedes Modul im Punkt der Maximalleistung, als Wechselrichter wurde ein Solarmax MT-2 von Sputnik Engineering installiert. „Auch habe ich einen speziellen String erstellt, mit Modulen um die Terrasse, an der Westfassade und auf dem Dach. Ich sehe genau, wann welche Module welchen Ertrag bringen und ob die Anlage läuft“, berichtet er. Dieser vierte String liegt auf dem zweiten Eingang des Wechselrichters, er leistet 4,235 Kilowatt. Insgesamt wurden 51 kristalline Hit-Module von Panasonic verbaut, die an guten Tagen zwischen 44 und 65 Kilowattstunden bringen.
Ein Stromspeicher für den Keller
Weil Peter Furter so viel unterwegs ist, lässt er sich das Monitoring per E-Mail schicken. Jeden Tag meldet die Anlage ihre Erträge, auch Fehler werden sofort angezeigt. „So mache ich keinen Blindflug und habe alles im Griff, ohne Aufwand“, freut sich Furter.
Für nächstes Jahr plant er einen Stromspeicher in seinem Keller, der 25 bis 30 Kilowattstunden aufnehmen soll. „Damit will ich schlechte Tage überbrücken, auch für den Winter“, stellt er in Aussicht. „Bis Ende 2015 will ich autonom sein. Noch läuft die Heizung mit Öl, aber das soll bald eine Luft-Wasser-Wärmepumpe übernehmen.“
Solarworld
Sonnenstrom für die Elektrolimousine
Alle Eigentümer eines Model S werden von Tesla in Deutschland mit einer Prämie von bis zu 250 Euro pro Jahr unterstützt, wenn sie ihr Haus und das Auto mit Ökostrom versorgen. Das entspricht in etwa den Stromkosten eines Tesla S für 5.000 Kilometer. Wenn man davon ausgeht, dass eine Kilowattstunde Ökostrom in Deutschland etwa 25 Cent kostet, zahlt ein Besitzer des Model S ungefähr 21,25 Euro für eine volle Ladung des Fahrzeuges (Antriebsleistung: 85 Kilowatt, Reichweite: 502 Kilometer). Mit einer Photovoltaikanlage sinken die Kosten deutlich, denn der Solarstrom vom eigenen Dach ist günstiger als Strom aus der Steckdose. Zusätzlich ermäßigt Solarworld den Preis für die ersten 25 ihrer Sun Carports für Tesla-Kunden von 4.000 Euro auf 2.500 Euro.
Tesla Motors
Patente freigegeben
Der amerikanische Autohersteller Tesla hat alle Patente an die Öffentlichkeit übergeben. Damit will der Pionier die Elektromobilität weltweit voranbringen. Firmenchef Elon Musk stellte in Aussicht, dass Tesla keine Patentrechtsklage führen werde, wenn Konkurrenten die Technologie nutzen. Allerdings sei Voraussetzung, dass die Unternehmen in „guter Absicht“ handelten. Die Netzgemeinde ist sich einig, dass Rüstungsunternehmen nicht profitieren dürften. Tesla hat nicht nur Elektrofahrzeuge, sondern auch eine leistungsfähige Schnellladestation entwickelt. Sie wird als Supercharger bezeichnet. Die Fahrer eines Tesla können dort kostenlos tanken. Nun will die Firma eine Akkufabrik bauen. Mittelfristig sollen im Jahr 500.000 Autos verkauft werden.