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Pendeln via Lufttaxi bald serienreif

Pendeln via Lufttaxi, lautlos und sauber. An dieser Vision arbeiten viele Firmen rund um den Globus. Auch Forscher in Aachen um Pionier Günther Schuh haben hehre Pläne: In fünf Jahren soll bereits der Serienbetrieb starten.

Abgehoben ist die Idee in jedem Fall. Und wieder einmal hat ein gewisser Günther Schuh seine Finger mit im Spiel, der Professor aus Aachen. Seit einigen Jahren lautet seine Mission: Ein bezahlbares Elektroauto soll auf die Straße kommen. Er ist quasi unser Elon Musk, das Pendant zum Tesla-Gründer. Jetzt kommt eine weitere und in diesem Kontext sehr passende Komponente hinzu, die bezahlbare Zubringerfliegerei in innerstädtischen Gebieten.

„Ein Produktionskonzept wie bei dem Elektroauto E-Go reduziert die Herstellkosten signifikant gegenüber anderen zivilen Flugzeugen“, frohlockt Schuh, der nun auch Geschäftsführer der neuen Flugfirma E-Sat ist. Ziel sei es, dass das Silent Air Taxi später im Serienbetrieb so günstig ist wie ein Bahnticket erster Klasse. Das ist die Vision. Vier Jahre Vorbereitung waren nötig, zahlreiche Patentanmeldungen wurden eingereicht und mehrere strategische Kooperationen besiegelt.

Jungfernflug 2022 geplant

Am Ende steht die Gründung eines neuen elektrohybriden Flugzeugbauers. Durch den hybriden Antrieb und ein strömungsmechanisch optimales Boxwing-Konzept kann das Flugtaxi kostengünstig die Straßen entlasten und die individuelle Reisezeit reduzieren. 1.000 Flugkilometer mit 300 Kilometer pro Stunde soll ein Pilot mit vier Passagieren fliegen. Das Silent Air Taxi soll am 2022 erstmals abheben und bereits zwei Jahre später am Flugplatz Aachen-Merzbrück in Serie produziert werden.

Landesvater Armin Laschet (CDU) freute sich bei der Präsentation im Sommer 2019 auf die nächste Innovation alternativer Mobilität „made in Nordrhein-Westfalen“. Dafür wird eine Start- und Landebahn von rund 400 Meter Länge benötigt – damit werden im Grunde 95 Prozent aller deutschen Flughäfen und -plätze nutzbar.

Dabei scheint die Idee eines Flugtaxis regelrecht zu boomen: Der Fahrdienst Uber hat bereits vor über einem Jahr auf einer Konferenz in Los Angeles ein eigenes Konzept vorgestellt. Ab 2023 will die Firma einen Hybrid aus Flugzeug und Helikopter einsetzen. Es gibt Dutzende weitere Unternehmen, die an Flugtaxis tüfteln. Auch ein Start-up aus Bruchsal bei Karlsruhe will da mitmischen. Volocopter hat für September den Testbetrieb für ein Lufttaxi angekündigt.

12,7 Millionen Euro für den Umbau

Die innovative Luftmobilität soll sich bei E-Sat konsequent an den Bedürfnissen der Kunden orientieren: kürzere Reisezeiten, Pünktlichkeit und Flexibilität versprechen sich die Professoren Peter Jeschke und Frank Janser, ebenfalls Geschäftsführer beim Start-up. Fünf Gründer sind es insgesamt. Das Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen fördert den Ausbau zum Forschungsflughafen mit vier Millionen Euro. Insgesamt wird der Standort Merzbrück für mehr als 12,7 Millionen Euro weiterentwickelt.

In einem bevölkerungsstarken und verkehrsreichen Land wie Nordrhein-Westfalen sei es richtig, mit dem Luftraum die dritte Dimension der Mobilität mitzudenken, sagt Hendrik Wüst, Verkehrsminister in NRW. Eine neue Perspektive für die Region in der Post-Kohle-Ära zu entwickeln, sei wichtig und immer im Interesse der Landesregierung.

„Wir wollen, dass die Mobilität der Zukunft in Nordrhein-Westfalen erforscht und entwickelt und am besten auch produziert und eingesetzt wird. So leisten wir auch einen Beitrag für die Entwicklung des Rheinischen Reviers und können den Menschen in der Region eine neue Perspektive geben“, hofft zumindet NRW-Verkehrsminister Wüst.

Erst E-Go, dann das Air Taxi

Die Hochschule in Aachen entwickelt sich immer mehr zum Antreiber einer Verkehrswende. Nachdem die Auslieferung der ersten Elektroautos E-Go Life vor wenigen Wochen startete, soll das Silent Air Taxi ein weiterer Meilenstein werden. Ein Netzwerk von über 50 Experten entwickelt das leise Kleinflugzeug gemeinsam mit Konzernen der deutschen Luftfahrtbranche, darunter MTU Aero Engines.

Es sei nicht schwierig, ein Elektroauto zu bauen, sagte Professor Schuh vor wenigen Monaten auf einer Tagung. Die Herausforderung sei es, einen kostengünstigsten Stromer auf den Markt zu bringen. Mit dem Streetscooter hat er schon gezeigt, wie es geht. Nun soll auch der Gast im Flugtaxi zu Preisen der Deutschen Bahn befördert werden – wenn auch zu gehobenen Preisen erster Klasse. (Niels H. Petersen)

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