Die Bahn kann viel Geld sparen, wenn sie entlang ihrer Schienenwege Photovoltaikanlagen installiert. Eine Berechnung für Großbritannien offenbart einen Gewinn von 30 Millionen Pfund pro Jahr.
Mit der Installation von Photovoltaikmodulen entlang der Schienentrassen könnten Eisenbahnen und Betreiber von Bahninfrastruktur viel Geld sparen. Das Londoner Beratungsunternehmen WPS hat es für die britische Bahn ausgerechnet. Am Ende steht ein Plus von jährlich 30 Millionen Pfund (gut 40 Millionen Euro) als Gewinn für Network Rail, dem Eigentümer und Betreiber der britischen Bahninfrastruktur.
Großteil als Fahrstrom nutzen
Die Berechnungen zeigen, dass der Bahnbetreiber eine Gesamtleistung von 2,44 Gigawatt erreichen könnte, wenn er nur die Hälfte seiner 17.732 Kilometer langen Schienenwege mit Solaranlagen flankiert. Die Bahn hat als Betreiber noch einen entscheidenden Vorteil: Sie kann den Strom direkt verbrauchen und muss sich nur noch Gedanken machen, einen Abnehmer für den überschüssigen Solarstrom zu finden oder zusätzliche Speicher zu installieren. Insgesamt haben die Londoner Analysten ausgerechnet, dass bei einer Bestückung der Hälfte der Schienentrassen mit Solaranlagen Network Rail etwa 40 Prozent ihres Strombedarfs für seine Züge decken könnte. Immerhin würden die Anlagen jährlich 1,95 Gigawattstunden Strom produzieren. Die Analysten haben dabei die Leistung der Module mit 275 Watt angesetzt. Allerdings kann die Bahn davon nur etwa 75 Prozent selbst verbrauchen. „Der Hauptgrund dafür liegt darin, dass die Module den meisten Strom etwa um ein Uhr Mittags produzieren, was nicht zum Verbrauchsprofil der Bahn passt“, schreiben die Autoren in ihrer Studie. Schließlich fahren die meisten Züge zu den Stoßzeiten um acht Uhr morgens und um sechs Uhr abends.
Attraktive Investitionsmöglichkeit
Zudem stehen am Anfang eines solchen Projekts eine üppige Investition von 2,9 Milliarden Pfund (etwa 3,9 Milliarden Euro). Dies kann die Bahn kaum selbst tragen. Es ist aber eine attraktive Investition für Drittanbieter. Denn allein im ersten Jahr würden die Anlagen Strom im Wert von 253 Millionen Pfund (317 Millionen Euro) produzieren. Dies würde eine Rendite für die Anlagen von immerhin gut acht Prozent bedeuten. Dabei legen die Autoren der Studie zugrunde, dass die Bahn drei Viertel des produzierten Stroms von den Anlageneigentümern für sechs Pence (8,1 Eurocent) pro Kilowattstunde kaufen würde. Den Rest würden die Anlagenbetreiber über Stromlieferverträge für mindestens 4,77 Pence (6,45 Eurocent) pro Kilowattstunde an Unternehmen verkaufen, die sich entlang der Bahntrassen angesiedelt haben.
Bahn braucht Mehrwert
Damit wäre nicht nur eine üppige Rendite möglich, sondern die Einnahmen auch zweifach gesichert. Denn zum einen würden die Anlagenbetreiber die Einspeisevergütung für Solarstrom bekommen und zum anderen haben sie mit der Network Rail einen festen Kunden, dem sie den Strom zu einem sehr günstigen Tarif verkaufen könnten. „Das ist eine Win-Win-Situation“, betonen die Autoren der Studie. „Die Investoren erhalten eine Rendite und Network Rail könnte Millionen Pfund an Stromkosten sparen und ihren CO2-Fußabdruck verkleinern, ohne einen Penny dafür auszugeben.“ Außerdem hat die britische Bahn 122.000 Hektar Land allein in England. Dazu kommt noch umfangreicher Grundbesitz in Schottland und Wales. „Unsere Bahn steht enorm unter Druck. Durch die sinkenden öffentlichen Investitionen und dem stetig wachsenden Nachfrage bekommt solch ein Mehrwert für die Bahn entscheidend“, sagt Julie Carrier von WSP. „Das erfordert Kreativität. Die Chancen sind also groß, wenn diese Flächen härter für das Unternehmen arbeiten.“ (su)