In Deutschland können Besitzer von Elektroautos ihre Fahrzeuge an mittlerweile 10.700 Stromtankstellen aufladen. Nachdem die Energiewirtschaft so in Vorleistung gegangen ist, fordert der BDEW nun die Autohersteller auf, mit entsprechenden Innovationen nachzuziehen, um den Markt für Elektroautos auch in Deutschland zu beleben.
In Deutschland gibt es inzwischen etwa 10.700 Ladepunkte an 4.730 öffentlich zugänglichen Ladesäulen für Elektroautos. Darunter sind immerhin schon 530 Schnelladesäulen, die den Strom mit einer Leistung von mehr als 22 Kilowatt in die Akkus der Elektroautos drücken. Das geht aus der jüngsten Erhebung der Zubauzahlen durch den Bundesverbrand der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor. Der Branchenverbrand hat dazu alle Ladepunkte erfasst, die von Energieunternehmen und weiteren Marktteilnehmern wie beispielsweise Parkhaus- und Parkplatzbetreiber errichtet wurden.
Zahlen sind nicht vergleichbar
Zum Vergleich: Am Ende des vergangenen Jahres hat der BDEW noch 7.470 öffentlche Ladepunkte an 3.206 Ladesäulen regisitriert. Allerdings ist ein direkter Vergleich mit den Zubauzahlen aus der Vergangenheit nicht möglich. Denn erstmals wurden auch Ladepunkte erfasst, die von Betreiber von Parkhäusern und Parkplätzen errichtet wurden. „Nimmt man die ursprüngliche Datenbasis zur Grundlage, ist in den letzten sechs Monaten ein Anstieg um 18 Prozent bis zum 30. Juni 2017 zu verzeichnen”, rechnet der Branchenverband vor. „Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll: Die Energiewirtschaft drückt beim Ladesäulenausbau aufs Tempo”, ergänzt Stefan Kapferer, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des BDEW. „Sie geht damit massiv in Vorleistung. Es ist jetzt an der Automobilindustrie, endlich attraktive Elektroautos auf den Markt zu bringen – attraktiv im Sinne einer hohen Reichweite zu einem bezahlbaren Preis.”
Allerdings ist nicht der Preis ausschlaggebend für die Kunden, sich für oder egen ein Elektroauto zu entscheiden. Vielmehr ist es die Angst, die Akkus nicht aufladen zu können. Um den potenziellen Elektromobilitsten diese Angst zu nehmen, müssen für eine Million zugelassener Autos mindestens 70.000 Ladepunkt und 7.000 Schnelladepunkte vorhanden sein. Dieses Verhältnis hat sich längst zu Gunsten der Ladeinfrastruktur verschoben. Denn den 10.700 Ladesäulen, die Ende Juni dieses Jahres installiert waren, stehen 50.970 Elektroautos gegenüber, die in Deutschland Ende 2016 zugelassen waren. Legt man die Marktdynamik der vergangenen Jahre zugrunde, steigt zwar bis Juni dieses Jahres die Zahl der insgesamt zugelassenen Elektroautos auf etwa 64.000 Fahrzeuge. Doch selbst dafür reicht die vorhandene Ladeinfrastruktur aus, um den Markt für Elektroautos nicht auszubremsen.
Fahrzeuge mit Stromnetz und Ökostromanlagen vernetzen
Die Energiewirtschaft sollte sich auf dem jetzt geschafften Ergebnis nicht ausruhen. Der Zubau muss weitergehen. „Da sich der Betrieb der Säulen aufgrund der geringen Anzahl von Elektrofahrzeugen heute noch nicht lohnt, sind die von der Politik aufgelegten Förderprogramme enorm wichtig”, betont Kapferer. „Die bereitgestellten Fördermittel für die Ladeinfrastruktur werden auch erfreulich stark abgerufen. Das steht in einem deutlichen Kontrast zur Kaufprämie für Elektrofahrzeuge, die mangels attraktiver Modelle bisher ein Ladenhüter ist.”
Zudem werden der Ausbau der Elektromobilität erhebliche Investitionen in das Stromverteilnetz erfordern und die Nutzung von erneuerbaren Energien für die Elektromobilität wachsen. „Deshalb brauchen wir Lösungen für eine Vernetzung von Fahrzeug, Stromnetz und regenerativen Erzeugungsanlagen”, erklärt der BDEW-Chef. „Dazu müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen beispielsweise für die Bereitstellung und Verarbeitung von Daten geklärt sein. Nur so können die Unternehmen neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln.” (su)