Next Kraftwerke und EE Mobility haben eine Lösung entwickelt, wie Elektroautos netzdienlich betankt werden können. Der zusätzliche Vorteil für den Autobesitzer: Er spart Geld, weil er dann tankt, wenn der Strom billig ist. Die beiden Unternehmen haben dazu eine variablen Grünstromtarif entwickelt, der die Preisschwankungen an der Börse weitergibt.
Elektroautos können das Stromnetz zusätzlich belasten, aber auch entlasten. Es kommt jeweils darauf an, wann sie geladen werden. Einfach das Auto an die Steckdose anstöpseln und los geht’s, ist dann nicht immer die beste Lösung. Besser ist es, die Elektroautos dann zu laden, wenn ein Stromüberschuss im Netz vorhanden ist – also wenn Photovoltaik- und Windkraftanlagen kräftig einspeisen, ohne dass dem ein Verbrauch gegenüber steht. Sektorkopplung nennt der Fachmann diese Variante, Elektroautos – also den Verkehrssektor – als variable Last am Netz – also den Stromsektor – zu behandeln.
Variabler Grünstromtarif im Angebot
Der Kölner Betreiber von virtuellen Kraftwerken, Next Kraftwerke, hat zusammen mit dem Münchner Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen EE Mobility ein Konzept entwickelt, um Elektroautos quasi netzdienlich zu laden. Das Signal kommt dabei von der Strombörse. Denn je mehr Strom im Netz vorhanden ist, desto niedriger wird der Preis. Das bedeutet, bei überschüssigem Stromangebot sinkt der Börsenpreis und die Elektroautos fangen an zu laden. Der Vorteil: Nicht nur das Netz wird dadurch entlastet und die Photovoltaik- und Windkraftanalgen müssen nicht abgeregelt werden. Der Besitzer des Elektroautos spart bares Geld, weil er dann tankt, wenn der Strom wenig kostet. Diesen Kostenvorteil geben die beiden Projektpartner in Form eines variablen Grünstromtarifs „Best of 96“ an den Kunden weiter. „Auf diese Weise verbinden wir Mobilität und Energiewende zu Lösungen, die den Einstieg in die Elektromobilität leicht machen“, erklärt Klaus Huber, Geschäftsführer von EE Mobility. „Mithilfe des flexiblen Strombezugsmodells realisieren wir darüber hinaus eine effiziente Nutzung der Batterien als flexible Abnehmer sowie Kostenvorteile für unsere Kunden“, bringt er die Vorteile auf den Punkt.
Signale von der Strombörse
Konkret funktioniert die Lösung so: EE Mobility baut die Ladeinfrastruktur auf und betreibt sie. In Abstimmung mit Marktsignalen von Next Kraftwerke errechnet EE Mobility über intelligente Algorithmen Ladeprofile zum Aufladen der Elektrofahrzeugen. Die beiden Unternehmen schaffen damit eine intelligente Vernetzung von virtuellem Kraftwerk und Speicher in Form von Fahrzeugbatterien. Der Strom ist zu 100 Prozent Grünstrom aus dem Next Pool, so dass die Fahrzeuge vollständig klimaneutral fahren. „Speicher und Elektromobilität sind wichtige Aspekte der Energiewende“, betont Jochen Schwill, Geschäftsführer von Next Kraftwerke. „Bislang kommen diese beiden Aspekte in der Debatte häufig zu kurz. Wir freuen uns daher mit EE Mobility dieses Konzept umzusetzen und so weitere wichtige Schritte in eine dezentrale Energieversorgung zu gehen. Mit diesem Projekt finden die Sektoren Verkehr und Strom zusammen und zeigen, dass Sektorkopplung mit intelligenten Konzepten marktfähig ist.“
Elektrobusse tanken billigen Strom
Bisher haben die beiden Unternehmen ein Projekt umgesetzt. Eine regionale Elektrobusflotte wird auf diese Weise betankt und das Busunternehmen spart so viel Geld. Beim Laden der Elektrobusse führen die Projektpartner die Fahrzeug- und Fahrtrouteninformationen mit den viertelstündlich ermittelten Strompreisen von der Börse zu einem energiewirtschaftlich optimierten Ladeprofil zusammen. Dazu tauschen sich Next Kraftwerke und EE Mobility laufend über die konkreten Strompreise und Fahrpläne aus. Ist billiger Strom vorhanden und der Fahrplan lässt es zu, werden die Busse geladen. Ist der Strom teuer, absolviert der Bus die nächste Tour noch mit dem restliche Strom in den Akkus, wenn er für die gesamte Route ausreicht und der Bus die nächste Ladesäule erreicht. (Sven Ullrich)