Das Auto wird elektrisch — das ist an den zahlreichen neuen Modellen zu sehen, die derzeit auf der IAA in Frankfurt vorgestellt werden. Vor allem im Bereich der Dienstwagen rechnen Experten schnell mit einer Elektrifizierung.
„Wir sind davon überzeugt, dass wir die Nutzer zunächst im Dienstwagenbereich erreichen müssen“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), vor rund 400 internationalen Gästen auf dem gestern vom VDA veranstalteten „Fachkongress Elektromobilität“ auf der 65. IAA Pkw in Frankfurt. „Dies ist ein wirksamer Weg für die Markteinführung, da Dienstwagen in der Regel nur recht kurz beim Erstkäufer bleiben und dann über den Gebrauchtwagenmarkt den Fahrzeugbestand erweitern.“ Elektrofahrzeuge werden im Geschäftsumfeld aufgrund ihrer geringeren Betriebskosten im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen deutlich attraktiver. Wir begrüßen daher ausdrücklich den von der Bundesregierung beschlossenen Nachteilsausgleich für Elektrofahrzeuge“, so Wissmann weiter. „Zudem sehen wir einen großen Hebel bei Sonderabschreibungen für gewerblich genutzte Elektrofahrzeuge.“
Überwiegend privat genutzt
Prof. Dr. Thomas Weber, Mitglied des Vorstands der Daimler AG und verantwortlich für Group Research & Mercedes Benz Cars Development, hielt seinen Vortrag zum Thema „Zurück in die Zukunft: Elektromobilität zwischen Hype und Realität.“ Weber betonte: „Mit unserer Vision vom emissionsfreien Fahren sind wir längst im automobilen Alltag angekommen. Denn unsere Produktpalette umfasst bereits neun elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Und wir freuen uns sehr, dass auch andere Automobilhersteller mit ihren neuen Modellen zusätzliche Impulse auf dem Markt für Elektromobilität setzen.“
Dr. Urban Keussen, Bereichsleiter Technologie & Innovation der E.ON AG, erläuterte den „Systemischen Ansatz" der Elektromobilität im Bereich der Energie. „Die IAA 2013 zeigt einmal mehr: die Elektromobilität kommt in Fahrt, sie geht langsam aber sicher aus der Phase der Demonstrationsvorhaben in alltägliche Praxis über“, sagte Dr. Keussen. „Der Aufbau der notwendigen Ladeinfrastruktur verläuft parallel zu dieser Entwicklung. Heute wissen wir, dass die Nutzer ihre Elektroautos weit überwiegend im privaten Bereich – zu Hause, am Arbeitsplatz, beim Einkaufen oder beim Restaurantbesuch – aufladen. Öffentliche Ladestationen werden hingegen auch in Zukunft nur eine ergänzende Rolle spielen.“Daher setzt das Energieunternehmen vor allem auf maßgeschneiderte Ladelösungen, „die wir gemeinsam mit Kunden und Partnern realisieren.“
Hypekurve wie Photovoltaik
Ralf Schmid, Vice President R&D, Business Unit Hybrid Electric Vehicle der Continental AG, erläuterte in seiner Rede die Sicht eines Systemlieferanten auf die Elektromobilität. „Elektrifizierung nach Maß schließt mit 48 Volt-Komponenten die Lücke zwischen einfachen 12-Volt-Stopp-Start-Systemen und Hochvolt-Hybridisierungen. Bei geringem Integrationsaufwand erschließt der ,48 Volt Eco Drive‘ bereits vieles an Funktionen und Verbrauchsvorteilen, die bisher dem Mild Hybrid mit seiner höheren elektrischen Spannung vorbehalten waren.“ Das Konzept stoße in der Branche auf breite Aufmerksamkeit, erste Kundenaufträge würden signalisieren einen Produktionsbeginn in drei Jahren signalisieren.
Elektromobilität entwickelt sich nach der typischen Technologiekurve mit den Marktüblichen Hypes, Enttäuschungen und der anschließenden Stabilisierung, „Nach der überhitzten Erwartungshaltung zur Elektromobilität werden nun immer mehr Elektrofahrzeuge in Serie produziert", sagte Thomas Schlick, Partner Roland Berger Strategy Consultants. Damit geht es der E-Mobilität ähnlich wie der Photovoltaik.
Lesen Sie mehr zum Thema Elektromobilität auf der IAA in der Oktober-Ausgabe des photovoltaik-Magazins (William Vorsatz)