Das wachsende Angebot von Strom aus regenerativen Quellen treibt die Entwicklung elektrischer und ökologisch sinnvoller Verkehrskonzepte voran. Gleichzeitig forciert die Nachfrage nach mehr Elektromobilität den Einsatz erneuerbarer Energien.
So wie weltweit der Anteil an Photovoltaikanlagen wächst – für 2018 wird ein globaler Zubau von rund 110 Gigawatt erwartet – nimmt auch die Zahl der Elektrofahrzeuge weltweit zu.
China kratzt an der ersten Million
Vor allem China erlebt einen Boom: Dort wurden im vergangenen Jahr 777.000 Elektrofahrzeuge verkauft, mehr als 650.000 waren reine Elektroautos. Den Rest machten Plug-in-Hybride aus. Das entspricht 53 Prozent mehr als im Vorjahr. Zu diesem Ergebnis kommt das Brancheninstitut CAM, das auch für Deutschland einen positiven Trend sieht: Hier wurden 2017 rund 54.500 Elektrofahrzeuge abgesetzt, ein Plus von 117 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
2020 dürfte der weltweite Anteil an E-Autos bei Neuzulassungen bei zwei bis sechs Prozent liegen. 2025 könnten es bis zu einem Viertel sein, so die Marktforscher. Mit den steigenden Verkaufszahlen wächst die Notwendigkeit, ausreichend Lademöglichkeiten zu schaffen – zu Hause, im Betrieb oder an öffentlichen Ladesäulen.
Ladeinfrastruktur ist entscheidend
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur, die Weiterentwicklung von Ladelösungen sowie Bezahlmethoden und innovative wie benutzerfreundliche Geschäftsmodelle sind daher die beherrschenden Themen der Fachkonferenz, die die neue Fachmesse Power2Drive flankiert.
Dass China und auch die USA im weltweiten und Deutschland sowie vor allem Norwegen im europäischen Vergleich an der Spitze der Elektromobilität stehen, hat mit den unterschiedlichen Bedingungen und Normen zu tun. Die Regularien beeinflussen das Marktgeschehen und forcieren oder bremsen die Energiewende im Verkehrssektor, wie die Session „E-Mobility in the Political Context – Regulations, Status-Quo, and Prognosis“ thematisiert.
Die Referenten zeigen auf, wie es um den Ausbau der Infrastruktur steht und woher der Strom zum Fahren kommt, welche Potenziale und Absatzmöglichkeiten noch zu erwarten sind. Im Anschluss werden in der Vortragsreihe „Overview of European Renewable E-Mobility“ in Fallstudien verschiedene Elektromobilmärkte in Europa analysiert.
Der Themenbereich „Charging Infrastructure Technology“ beleuchtet, wie sich das Laden von Elektroautos optimieren lässt. Mittlerweile gibt es vielfältige Lösungen auf dem Markt, von Energiemanagern bis zu intelligenten Wandladestationen (Wallboxen). Sie helfen, den Anteil regenerativ erzeugten Stroms beim „Tanken“ zu erhöhen.
Eine wichtige Rolle spielt dabei die Ladezeit. Derzeit gibt es beispielsweise in Deutschland rund 4.800 öffentliche Ladesäulen, etwa 530 für Schnellladung. Mit dem 300 Millionen Euro umfassenden Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums sollen bundesweit insgesamt 15.000 Ladesäulen (inklusive Schnellladung) entstehen.
Ladezeiten verringern
Die Ladeinfrastruktur birgt ein enormes Geschäftspotenzial. Mit der Integration der Systeme in die Stromnetze steigen die Marktchancen. Darauf geht die Session „Grid-Integration“ ein und greift gleichzeitig die Verknüpfung des Elektroautos als Batteriespeicher auf: Konzepte für netzdienliche Lösungen, Netzstabilisierung und Verbundspeicher werden hier diskutiert.
Geschäftsideen rund um Ladelösungen und Elektromobilität beschäftigen immer häufiger auch fachfremde Unternehmer. Wohnungsbaugesellschaften bieten ihren Mietern Elektroautos zum Carsharing an.
Firmen elektrifizieren ihre Flotte und bauen eine eigene Ladeinfrastruktur auf. „Auch Flottenlösungen beziehungsweise deren Ladeinfrastruktur sollten Teil des Netzes werden“, sagt Holger Czuday. Der Wirtschaftsingenieur ist Projektmanager bei Bayern Innovativ und Chairman des Konferenzkomitees der Power2Drive Europe.
Neue Geschäftsmodelle ausloten
Daraus ergeben sich zusätzliche Marktpotenziale und Geschäftsmodelle für Anbieter und Nutzer. Damit einher gehen neue Bezahlmöglichkeiten via Prepaid-, EC- oder Kreditkarte oder per App. Sie werden in der Session „Business Models and Billing Models“ vorgestellt.
Die Elektromobilität eröffnet außerdem den Solarfirmen ein zusätzliches Geschäftsfeld. Immer mehr Photovoltaikanbieter offerieren Stromladestationen und Smarthome-Lösungen, um den Eigenverbrauch zu optimieren.
Darüber hinaus verknüpfen Stromanbieter und Stadtwerke ihr Ökostromangebot mit Dienstleistungen in der Elektromobilität. Aktuelle Forschungsprojekte zu diesen Themen stellt die Session „Renewable Energy and E-Mobility“ vor.