Die Wuppertaler Stadtwerke ermöglichen es ihren Kunden, regional erzeugten Ökostrom direkt beim Erzeuger zu kaufen. Abgerechnet wird über eine Blockchain. Das werde den Stromvertrieb revolutionieren, ist sich der Vorstandsvorsitzende der Stadtwerke sicher.
Die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) haben einen neuen Handelsplatz für Ökostrom in Betrieb genommen, der auf der Blockchain-Technologie basiert. Damit können die Kunden der Stadtwerke ihren Strom komplett selbst bei lokalen Ökostromanbietern kaufen und so ihren Energiemix selbst zusammenstellen. Jede Transaktion wird dabei in einer Blockchain gespeichert und weitergegeben, so dass diese fälschungssicher ausgeführt werden kann und keine Kilowattstunde Solar- oder Windstrom doppelt verkauft wird.
Stromerzeuger selbst wählen
Die komplette energiewirtschaftliche Abwicklung, also die Abrechnung des bezogenen Ökostroms beim Kunden, die Vergütung der Betreiber der Anlagen und die Ausfallstromversorgung, übernehmen die Stadtwerke. Umgesetzt hat das gesamte Projekt der Schweizer Energiehändler Axpo, der neben der Erstellung des Konzepts auch für die computer- und informationstechnische Umsetzung verantwortlich war. „Das Konzept hat die Kraft, den Stromvertrieb zu revolutionieren“, ist sich Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der WSW, sicher. „Erstmals ist es möglich, dass Kunden eigenständig und mit echtem Herkunftsnachweis ihre Stromerzeuger auswählen könnten. Bedeutend ist das neue Konzept aber insbesondere auch für die Zukunft der Erneuerbarenbranche.“
Geschäftsmodell jenseits der Einspeisevergütung
Mit dem Modell wollen die Stadtwerke aber nicht nur den Bezug von regional erzeugtem Ökostrom realisieren. Vielmehr ist es auch eine Möglichkeit für Anlagenbetreiber, jenseits der Förderung durch die EEG-Einspeisevergütung ihren Strom direkt an die Kunden zu vermarkten. Das ist nicht nur für potenzielle Investoren von Bedeutung, sondern vor allem für Betreiber von Ökostromanlagen, die nach der zwanzigjährigen Förderung durch das EEG in den kommenden Jahren keine Einspeisevergütung mehr bekommen. „Die nach der Förderung zu erzielenden Vermarktungserlöse an der Strombörse reichen aus heutiger Sicht nicht aus, die Betriebs- und Wartungskosten zu decken“, betont Feicht. „Die Windräder würden in der Folge stillgelegt und demontiert werden.“. Ähnliches Schicksal droht auch den Solaranlagen in der Region, wenn die Einspeisevergütung nicht mehr fließt. Nicht nur aus Feichts Sicht eine Vernichtung volkswirtschaftlichen Vermögens. (su)