Beim insolventen Systemanbieter Wagner & Co. hat sich eine Mitarbeiterinitiative gebildet, die um das Überleben des Unternehmens kämpft. Die „Aktiven“ suchen jetzt noch Mitstreiter und vor allem Investoren.
Bei Wagner & Co. im hessischen Cölbe ist das Ende noch nicht in Sicht. Die Belegschaft und die Unternehmensleitung haben noch längst nicht aufgegeben. „Nachdem der Solarhersteller Ende April Insolvenz beim Amtsgericht angemeldet hat, formierte sich in der Belegschaft eine wachsende Gruppe Aktiver“, berichtet das Unternehmen. „Mit Kunden und interessierten Bürgern soll eine Fortführung realisiert werden. Hierzu werden derzeit Konzepte entwickelt.“
Das Urgestein retten
Inzwischen sind die „Aktiven“ auf der Suche nach Mitstreitern, um das Urgestein der Solarbranche in Deutschland zu retten. In drei Gruppen arbeiten sie derzeit einen Plan aus, um kurzfristig ein Angebot an den vorläufigen Insolvenzverwalter abgeben zu können. Dabei spielt neben einem tragfähigen Geschäftsmodell vor allem die Eigenkapitalbasis eine entscheidende Rolle, damit die Produktionsanlagen und damit auch die Arbeitsplätze in Kirchhain und Cölbe erhalten bleiben. „Um das Unternehmen übernehmen zu können, soll es neben den bestehenden Handwerkspartnern auch interessierten Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht werden, sich an Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Solaranlagen finanziell zu beteiligen“, erklärt die Initiative bei Wagner & Co.
Investorensuche über das Internet
Inzwischen hat die Initiative hat bereits eine eigene Internetseite eingerichtet, über die sich Interessenten, die in Wagner & Co. investieren und sich damit an der Rettung beteiligen wollen, melden können. Auf dieser Internetseite bekommen sie auch Informationen über den aktuellen Stand der Planungen bei dem Cölber Unternehmen. Trotz der schwierigen Ausgangslage glauben die Mitarbeiter weiterhin an eine dezentrale Energiewende in Bürgerhand. „Wir haben hervorragende Produkte, 35 Jahre Erfahrung und ein stabiles Vertriebsnetz“, betont Christof Geiger, Sprecher der Initiative bei Wagner & Co. „Daher sehen wir gute Chancen für eine erfolgreiche Weiterführung. Der Geschäftsbetrieb wird derzeit in vollem Umfang fortgeführt, unsere Kunden werden bedient und sind in weitesten Teilen solidarisch.“ Die Cölber bekommen zumindest schon einmal verbale Unterstützung aus dem gesamten Bundesgebiet.
Kritik an der Bundesregierung
Kritik übt die Initiative vor allem an den Plänen des Bundeswirtschaftsministers Sigmar Gabriel (SPD), den Eigenverbrauch von Solarstrom mit einer EEG-Umlage zu belegen. Das schreckt potenzielle Investoren ab, die auf die Selbstversorgung gesetzt haben, was wiederum auf die Absätze bei den Unternehmen durch schlägt. Das bekam auch Wagner & Co. zu spüren. Denn das Unternehmen hat wie andere in der Branche stark auf die Selbstversorgung mit Sonnenenergie gesetzt. Die miserablen Rahmenbedingungen in der Solarthermie und die Pläne der Bundesregierung, das EEG so zu novellieren, dass sich die großen gewerblichen Anlagen nicht mehr rechnen, hat auch Wagner & Co. den Gar aus gemacht. „Die von Bundesminister Sigmar Gabriel vorgeschlagene Einführung einer Sonnensteuer führt dazu, dass viele Solarunternehmen vom Markt verschwinden und Arbeitsplätze abgebaut werden“, warnt die Initiative. (su)