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Jefferies: First Solar mit klaren Wettbewerbsnachteilen

Offiziell begründet First Solar die Schließung der Werke mit der stark gekürzten Solarförderung in Europa, gerade für große Photovoltaik-Projekte.  Doch das dies nicht der einzige Grund ist, lässt sich aus einer Einschätzung der Analysten von Jefferies lesen. Demnach reduziere First Solar seine Produktion soweit, dass sie mit der internen Projektpipeline zusammenpasse. Dies würde im Umkehrschluss bedeuten, dass First Solar keine Module mehr vertreiben wird. First Solar bestätigte zunächst, dass vier von 24 Produktionslinien in Malaysia ebenfalls stillgelegt werden und die Produktion in den USA weiterlaufe. Auch die nun angepeilte Senkung der Produktionskosten auf 0,60 bis 0,64 US-Dollar je Watt sehen die Analysten kritisch. First Solar liege damit noch immer über den Preisen der führenden chinesischen Solarmodulhersteller. Diese Kostennachteile führe gepaart mit dem niedrigeren Wirkungsgrad der Cadmiumtellurid-Dünnschichtmodule und der bislang nicht nachgewiesenen 20-jährigen Performance dazu, dass die First Solar-Module nicht mehr wettbewerbsfähig gegenüber Produkten auf China seien, so die Einschätzung der Analysten von Jefferies. Zudem habe First Solar einige Probleme mit Serienfehlern, wie das Beispiel der Low-Power-Module zeigt.

Die photovoltaik haben bereits erste Reaktionen von Betroffenen erreicht, die erwägen, nun mittels Anwalt ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. In der Anlage des Betreibers waren nachweislich Low-Power-Module verbaut. Die Module sind bislang nicht getauscht und eine Entschädigung ist nicht erfolgt. Ob der Service und die Wartung europaweit mit nur 25 Mitarbeitern in Mainz aufrechterhalten werden kann, muss First Solar nun zeigen. Auch in den USA laufen bereits Ermittlungen gegen First Solar. Dabei soll geprüft werden, ob der Hersteller seine Probleme mit den Modulen versucht hat, zu verschleiern und seiner Informationspflicht nicht vollständig nachgekommen sei.

Die Entscheidung des Modulherstellers, seine Werke in Deutschland zu schließen, ist auch in der Politik auf großes Unverständnis gestoßen.  Die Landesregierung zeigte sich überrascht von der Entscheidung, die gleichzeitig den Verlust von 1200 Arbeitsplätzen in der strukturschwachen Region um Frankfurt/Oder bedeutet. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und sein Wirtschaftsminister Ralf Christoffers kündigten jeweils im RBB an, sie wollten bei einem Treffen mit der Unternehmensleitung des Photovoltaik-Herstellers die Gründe für den Rückzug erfahren. Bei dem Treffen am heutigen Mittwoch wird auch der Bürgermeister von Frankfurt/Oder dabei sein, wie Platzeck sagte. Die Landesregierung hat den Bau der Produktionsstätten mit Fördermitteln in Höhe von 67 Millionen Euro unterstützt. Erst im vergangenen Herbst fuhr First Solar sein zweites Werk hoch und wollte damit seine Kapazitäten am deutschen Standort verdoppeln. Seit März fährt das US-Photovoltaik-Unternehmen nun aber bereits Kurzarbeit. Ende Oktober sollen die Werke endgültig stillgelegt werden. Wie der RBB berichtet, muss First Solar dann 45 Millionen Euro der Fördersumme einbehalten, wenn sie die Werke erst nach dem Sommer schließt. Dann sei die fünfjährige Arbeitsplatzgarantie für das erste Werk abgelaufen.

Die IG Metall forderte von First Solar ein Konzept, wie die wegfallenden Stellen aufgefangen werden könnten. First Solar will nach eigenen Angaben nur noch ein Büro in Mainz mit rund 25 Mitarbeitern behalten, die sich um Wartung und Service kümmern sollen. "Jetzt müssen schnell alle Beteiligten an einen Tisch, um eine wirksame Fortführungslösung zu erarbeiten", sagte der Bezirksleiter der Gewerkschaft in Berlin-Brandenburg-Sachsen, Olivier Höbel, der Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Arbeitszeitabsenkungen mit Kurzarbeit haben in der vergangenen Wirtschaftskrise die Beschäftigung gesichert." Die Gewerkschaft erwarte von der Unternehmensleitung, dass sie alle Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit nutze. "Der maximale Kurzarbeitszeitraum ist noch lange nicht erreicht", sagte Höbel. Bereits seit 1. März sind die Mitarbeiter in Kurzarbeit. (Sandra Enkhardt)