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Solarpraxis-Konferenz: Verbesserung des Modultransports gefordert

„Produkte werden kreuz und quer über die Welt transportiert“, sagt Willi Vaaßen, Geschäftsfeldleiter Regenerative Energien beim TÜV Rheinland. „Doch wir haben keinerlei Dokumentation, wie die Belastung während des Transports ist“. Das müsse sich ändern, sagte er im ersten Vortrag auf der Konferenz Quality for Photovoltaics der Solarpraxis AG heute Vormittag.


Das Thema Qualität scheint nach wie vor zu interessieren. Trotz der angespannten Marktlage kamen mit 130 Teilnehmern nun unwesentlich weniger Besucher wie im Jahr zuvor nach Berlin Mitte. „Wir haben massiven Kostendruck und wir müssen gleichzeitig die Qualität verbessern“, sagte Karl Heinz Remmers, Vorstandsvorsitzender der Solarpraxis AG und Herausgeber der photovoltaik, zur Eröffnung.


Was den Transport angeht, betont Willi Vaaßen, dass durch zu hohe Belastungen nicht sichtbare Mikrorisse entstehen können, die später zu einem Leistungsabfall führen. Die Transportkette müsse optimiert werden, und zwar explizit in Hinsicht darauf, dass die Module am wenigsten geschädigt werden. Dazu müsse zuallererst einmal definiert  werden, wie hoch die Belastung sein darf und dann müsse die Belastung gemessen werden. Es existiere ein Normentwurf, „aber darum müssen wir uns mehr kümmern.“

In der Vergangenheit griff oft die Garantie der Modulhersteller, wenn in der Anlage Modulschäden auftraten. Doch mit modernen Methoden der Qualitätskontrolle können die Produzenten immer besser nachweisen, wenn Module die Fabrik intakt verlassen haben. In Zukunft werden sie deshalb die Haftung nicht mehr so oft übernehmen und andere werden zahlen müssen, was zum Beispiel Experten aus Banken Kopfzerbrechen bereitet.

Installateure zertifizieren?

Allerdings ist der Modultransport laut Vaaßen nicht die einzige Baustelle, die die Solarindustrie hat. Hochgerechnet müsse es in jeder 5000sten Anlage zu einem „besonderen Erwärmungsereignis, einem Lichtbogen oder sogar zu einem Brand kommen“. Da gebe es etliche Ursachen, doch nach den Untersuchungen des TÜV Rheinland liegt es auch oft an fehlerhafter Installation. „Wenn der Stecker nicht richtig zusammen gesteckt ist, ist das ein Problem. Wenn das Kabel nicht richtig verlegt ist, kann es später zum Lichtbogen führen“, sagt er.

Vaaßen hat rot markiert, was er heute zum ersten Mal sagt und ihm besonders am Herzen liegt. Er fordert, dass nur zertifizierte Fachbetriebe installieren dürften, dass es eine Anlagenabnahme durch akkreditierte Unternehmen geben solle und die Pflicht zu regelmäßigen Wartungen und Prüfungen. „Ich weiss, dass das harte Forderungen sind und dass im Raum steht, dass ich damit ein Business Modell für den TÜV Rheinland schaffe“, sagt er, „aber nehmen sie es bitte auch als meine ehrliche Meinung“.

Die Konferenz findet noch den ganzen Tag statt und über diesen Punkt wird es bestimmt noch viel Diskussionen geben. Denn das Konferenzprogramm spiegelt auch den Wandel wieder, der zur Zeit stattfindet. Um auf den Kostendruck zu reagieren, muss man nicht nur immer neue Qualitätsforderungen aufstellen, sondern bei manchen Punkten darüber nachdenken, wo die Qualitätsansprüche vielleicht unnötig sind.

Kontrolliertes Downgrading

Freiflächen-Solaranlagen fallen unter das Energiewirtschaftsgesetzes und manche werfen der Branche zum Beispiel vor, sie hielte sich nicht an die Blitzschutzanlagen. „Eine Freilandanlage ist aber kein Atom- oder Kohlekraftwerk, sondern etwas eigenständiges Neues“, sagt Karl Heinz Remmers aus seiner Erfahrung mit der Solarpraxis AG, deren Engineering-Experten auch baubegleitende und nachträgliche Qualitätskontrolle anbieten. Deshalb wendet er sich dagegen, dass für Freiflächenanlagen die gleichen Regeln beim Blitzschutz und beim Bau gelten, solange keine Menschen gefährdet werden.

Er stellt in den Raum, welche Schäden akzeptabel sind, wann zum Beispiel der Modultisch umfallen darf. Innerhalb von 20 Jahren dürfe wegen der Finanzierung keiner umfallen. Aber wenn es danach passiert, ist es nicht so schlimm. „Dann baut man ihn eben wieder auf“, sagt er. „Da tobt zur Zeit eine Diskussion“. Ebenso bei Solarkabeln. Sie definierten die Anforderungen im Hochbau, und da seien sie sehr wichtig. Die Komponente in der Freilandanlage könne aber eventuell billiger sein. „Ich nenne das kontrolliertes Downgrading nach eine intensiven Risikobetrachtung und apelliere dabei auch an die Versicherungsunternehmen da mitzugehen“. BOS Kosten dürften eben in Zukunft nicht mehr bei 50 Cent pro Kilowattstunde liegen, wenn in Deutschland noch Anlagen gebaut werden sollen. (Michael Fuhs)

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