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Stadtwerke: Strom kurzfristig beschaffen

Die Stadtwerke sollten ihre Strategie bei der Strombeschaffung ändern. Aufgrund der volatilen Einspeisung von Wind- und Solarstrom kommt es zu erheblichen Preisschwankungen an der Börse. Diese können die Stadtwerke für sich nutzen.

Das Stadtwerkenetzwerk Trianel fordert die kleinen Energieversorger auf, die Strategien bei der Beschaffung von Strom den neuen Gegebenheiten der Energiewende anzupassen. Die Stadtwerke und kleinen Energieversorger sollte sich vor allem kurzfristig am Markt eindecken. „Durch die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energien verliert eine langfristig ausgerichtete Beschaffungsstrategie an Bedeutung, da die Kalkulation der Preise durch die volatile Einspeisung der Erneuerbaren nur kurzfristig eine hohe Prognosewahrscheinlichkeit hat“, betont Joachim Wittinghofer, Fachbereichsleiter Portfoliomanagement bei Trianel. „Die neue Devise lautet daher rollierende Strukturierung. Damit können die Ergebnisse im Beschaffungsgeschäft deutlich optimiert werden. Denn Volatilität und Flexibilität bestimmen auch die Beschaffung.“

Schneller reagieren

Bei der rollierenden Beschaffung kauft der Stromversorger über einen Zeitraum nach festen Regeln Bruchteile seines Portfolios. Der Vorteil dabei ist, dass die Stadtwerke dabei besser auf meteorologischen Gegebenheiten reagieren. „An den Spotmärkten kommt es immer wieder durch die wetterabhängige volatile Wind- und Sonnenenergieeinspeisung zu Preisausschlägen“, weiß Wittinghofer. „Solche Risiken lassen sich nur bedingt mit Hilfe eines Kalenderjahresproduktes absichern. Um die Beschaffungsrisiken zu verringern, sind kurzfristige Terminprodukte erforderlich, die in ihrer Laufzeit die Zeitfenster der Wettergegebenheiten besser abbilden können.“ Aus diesem Grund empfiehlt er eine unterjährige Portfoliobewirtschaftung. „Damit können sowohl die derzeit geringen Vertriebsmargen als auch die sinkenden Jahresproduktvolatilitäten aufgefangen werden“, ist sich Wittinghofer sicher. „Mit einer solchen Beschaffungsstrategie können Stadtwerke ihre Profitabilität deutlich steigern.“

Der mangelnden Liquidität entgegenwirken

Die Stadtwerke müssen dabei noch nicht einmal bis zum Spotmarkt gehen. Allerdings können die Stromversorger an der Terminbörse und im außerbörslichen Handel – dem sogenannten OTC-Markt – lediglich für die nächsten drei oder vier Monate liquide handeln. So ist der Gewinn gegenüber einer jährlichen Beschaffung nur gering. Doch durch die rollierende Beschaffung alle drei oder vier Monate können die Stadtwerke diesen Nachteil für sich nutzen. „So werden offene Positionen, also Differenzen aus geplantem Absatz und der bereits beschafften Menge zusätzlich verringert und das Risiko entsprechend gemindert“, erklärt Wittinghofer. „Hierdurch sinkt das benötigte Risikokapital und eröffnet dem Unternehmen zusätzlich neue Wertschöpfungsmöglichkeiten.“

Auf das Risikomanagement achten

Trianel hat bereits erste Erfahrungen mit Stadtwerken gemacht, die auf eine rollierende Beschaffung umgestellt haben. So habe ein Stadtwerk mit einem Absatzvolumen von 250 Millionen Kilowattstunden nur durch geringe Änderungen in der Beschaffungsstrategie das Ergebnis allein durch eine geringfügige Integration von Quartalsprodukten um 2,34 Prozent gesteigert. Zusätzlich können durch eine ausgeprägte Einbindung von Quartalsprodukten und gezielter Einbindung von Monatsprodukten 2,6 bis 3,1 Prozent der Beschaffungskosten vermieden werden. Bei einem durchschnittlichen Strompreis von 36,50 Euro pro Megawattstunde entspricht das einem Preisvorteil von 1,13 Euro pro Megawattstunde. „Und dies ist erst der Anfang“, betont Wittinghofer „Aktuell verfügt der deutsche Strommarkt über Etwa 80.000 Megawattstunden. In den kommenden 24 Monaten werden weitere 7.000 Megawattstunden dazukommen. Hierdurch wird die Volatilität am kurzen Ende weiter angetrieben und der aufgezeigte Effekt ausgebaut.“ Allerdings müssen die Stadtwerke genau auf ihr Risikomanagement achten, wenn sie ihre Beschaffungsstrategie umstellen, warnt Wittinghofer. (su)