Nun kennen die Hamburger den Preis für ihr Stromnetz, nachdem sie in einem Volksentscheid für den Kauf gestimmt haben. Der schwedische Energieversorger Vattenfall kassiert dafür mindestens 495 Millionen Euro von der Hansestadt.
Rund vier Monate nach dem Hamburger Volksentscheid über einen Rückkauf der Energienetze haben sich Vertreter der Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement (HGV) und des Energieversorgers Vattenfall über den Verkauf des Stromnetzes verständigt. Das betrifft auch das Fernwärmegeschäft. Der genaue Preis werde noch von unabhängigen Gutachtern festgelegt. Der Energiekonzern und HGV haben sich auf einen vorläufigen Kaufpreis von 550 Millionen Euro für das Hamburger Stromnetz verständigt, mindestens jedoch auf 495 Millionen Euro. Das teilten die Beteiligten mit. Für die Servicegesellschaften des Stromnetzgeschäfts werde es eine Bewertung nach gleichem Verfahren geben.
Der Fahrplan sowie die Eckpunkte müssen allerdings noch vom Hamburger Senat und den Aufsichtsgremien des Konzerns bestätigt werden. Dies soll bis zum 14. Februar erfolgen. „Nach 120 Jahren trennen wir uns nicht leichten Herzens vom Stromnetz und optional auch der Fernwärme“, sagte Tuomo Hatakka, Deutschlandchef von Vattenfall.
Kaufoption für Wärmesparte
Beide Seiten haben sich darauf verständigt, dass die HGV hundert Prozent der Anteile an der Stromnetz Hamburg sowie Vattenfall Europe Verkehrsanlagen übernimmt. Zum 1. Januar 2016 werden außerdem die für das Hamburger Stromnetz tätigen Teile der Gesellschaften Vattenfall Europe Netzservice und Vattenfall Europe Metering übernommen. Hier ist zuvor eine Aufteilung der heute standortübergreifend tätigen Gesellschaften erforderlich, teilt Vattenfall mit. Für die Vattenfaller Wärmesparte in Hamburg erhält die Hansestadt eine Kaufoption der verbleibenden 74,9 Prozent im Jahr 2019. Dabei gelte die Vereinbarung, dass die Stadt Hamburg die Vattenfall Mitarbeiter Spätestens zu diesem Zeitpunkt übernehme.
„Der Verkauf des Hamburger Stromnetzes ist ein Offenbarungseid: Vattenfall will so schnell wie möglich raus aus dem deutschen Geschäft“, erklärt Luise Neumann-Cosel, Vorstand der Bürgerenergie Berlin. Jetzt sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis Vattenfall auch seine Berliner Unternehmen verkaufe, folgert Neumann-Cosel. „Wenn Vattenfall sein in der Vergangenheit lukratives Netz in Hamburg freiwillig abtritt, dann kann dies nur einen Grund haben: Vattenfall scheut den jahrelangen Rechtsstreit im Konzessionsverfahren”, so die Aktivistin. Diese Botschaft könne selbst der Berliner Senat nicht mehr ignorieren. (Niels H. Petersen)