Im Gegenteil: Der vorgelegte Entwurf aus dem Ministerium könnte den ohnehin schwächelnden Zubau der Photovoltaik abwürgen. Insbesondere gewerbliche Anlagen auf kleineren Gewerbedächern könnten behindert werden. „Die Solarenergie ist inzwischen systemrelevant für die deutsche Stromversorgung“, analysiert Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. „Das bringt ohne Frage auch Verantwortung für die Systemstabilität mit sich.“ Die Solarwirtschaft arbeitet daher mit Hochdruck am Ausbau von Stromspeichern zur Vermeidung von Stromspitzen und hat bereits seit längerem konkrete Vorschläge zur Vermeidung negativer Strompreise entwickelt.
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Bürokratische Hürden abbauen, nicht neue errichten
Körnig appelliert an die Politik, bürokratische Hürden für den schnelleren Ausbau von Speichern und ihre systemdienliche Nutzung zu beseitigen. „Die weitere Beschleunigung des Speicherausbaus und absehbare Flexibilisierung von Verbrauchern wird dafür sorgen, Angebot und Nachfrage bei den erneuerbaren Energien noch besser aufeinander abzustimmen und die Stromnetze zu entlasten“, urteilt Körnig.
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Alle Maßnahmen zum beschleunigten Ausbau von Netzen und Speichern und ihre intelligente Nutzung seien zu unterstützen. Nachvollziehbar sei auch das Regierungsvorhaben, neue Solaranlagen in Phasen von Stromüberangebot nicht mehr zu fördern, sondern dafür etwas länger zu Zeiten, in denen der Solarstrom benötigt werde. Dies werde zur Spitzenglättung und stärkeren Speichernutzung beitragen, meint Körnig.
Neues Faktenblatt: Photovoltaik auf Mehrparteienhäusern und Gewerbegebäuden
Doch neben der Systemintegration dürfe die notwendige Beschleunigung des Zubaus der Photovoltaik keinesfalls aus dem Blick geraten. „Beide Ziel lassen sich in Einklang bringen“, sagt Körnig. Er warnt aber davor, „jetzt das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten.“
Kritisch sieht der BSW-Solar Vorschläge, die entweder technisch oder wirtschaftlich nicht oder nicht wie vorgeschlagen umsetzbar sind. Dazu gehören insbesondere die geplante Verpflichtung zur Direktvermarktung für neue Anlagen ab 25 Kilowatt.
Weder technisch, noch wirtschaftlich umsetzbar
Absehbar sei dies weder technisch noch wirtschaftlich umsetzbar, da die Prozesse zwischen Direktvermarktern und den mehr als 800 Netzbetreibern in aller Regel nur unzureichend digitalisiert sind und der Rollout von intelligenten Messsystemen bislang nur schleppend verläuft. „Die aus einem kleinteiligen Vermarktungs- und Steuerungsaufwand resultierenden hohen Kosten für die Direktvermarktung von in der Regel über 1.000 Euro jährlich würden Unternehmen davon abhalten, ihre Firmendächer für den Klimaschutz und die Sonnenstromernte zu nutzen“, warnt Körnig.
Bislang gilt die Pflicht zur Direktvermarktung erst ab 100 Kilowatt. Schon jetzt ist die direkte Vermarktung der oft geringen Strommengen eine hohe Hürde für viele Unternehmen, für die Installateure und den Zubau auf den Dächern des Mittelstands. (HS)
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