Die Bundesnetzagentur hat für den Monat Juli 2021 insgesamt 434,96 Megawatt neue Solarstromleistung registriert. Dies liegt in etwa in der Größenordnung des Vorjahreszeitraums. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) weist allerdings darauf hin, dass vor allem die Investitionen von Gewerbe- und Industriebetrieben in eine eigene Photovoltaikanlage drastisch zurück gegangen sind.
Rückgang bei gewerblichen Anlagen
Tatsächlich entfällt mit fast 97 Megawatt mehr als ein Fünftel des Zubaus auf das Segment der großen Freiflächenanlagen, die ihre Marktprämie in Ausschreibungen erstreiten mussten. Weitere zehn Megawatt wurden als Solarparks außerhalb von Ausschreibungen gebaut. Die restlichen 308,8 Megawatt waren Dachflächen, wobei hier vor allem die Eigentümer von Einfamilienhäusern investiert haben. Die Nachfrage der Gewerbebetriebe ging um 40 Prozent zurück, berichtet der BSW Solar. Er stützt sich dabei auf die aktuellen Eintragungen in das Markstammdatenregister der Bundesnetzagentur.
Investitionsbereitschaft ist weiter hoch
Dass ausgerechnet in diesem so wichtigen Segment das Engagement zurückgegangen ist, liegt nicht etwa an der fehlenden Investitionsbereitschaft. Der Bundesverband verweist hier auf eine Studie von Eon unter 10.000 Unternehmen. Hier habe sich gezeigt, dass 53,7 Prozent der befragten Unternehmen in eine eigene Solaranlage investieren würden. Allerdings fehlen die Rahmenbedingungen für eine solche Investition.
Vergütung nicht an Zubau koppeln
Der BSW Solar führt das unter anderem auf die zu niedrigen Ausbauziele zurück, an denen die Koalition aus CDU, CSU und SPD im EEG seit Jahren festhält. Dies wirkt sich auf die Marktprämien aus, die die Unternehmen für den eingespeisten Überschussstrom bekommen. Denn der Ausbaukorridor ist die Bemessungsgrundlage für die Berechnung der Vergütung. Diese sinken zu schnell und schrecken zusätzlich zur wachsenden Bürokratie die Unternehmer davon ab, Sonnenstrom von den Dächern ihrer Fabrik- und Lagerhallen zu ernten, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar.
Grundlage für atmenden Deckel weggefallen
Tatsächlich ist die Solarstromförderung für die Anlagenbetreiber seit Anfang des vergangenen Jahres um etwa 25 Prozent gesunken. Gleichzeitig sind die Anlagenpreise aber nicht weiter zurückgegangen, was schließlich die Grundannahme war, die Absenkung der Vergütung an die Nachfrage zu koppeln. Vielmehr sind die Systemkosten nach Erhebungen von EuPD Research um etwa 20 Prozent gestiegen. „Für Unternehmer wird es dadurch wirtschaftlich zunehmend unattraktiver, in Solarzellen zu investieren“, kritisieren die Branchenvertreter. „Die viel zu schnelle Degression der Solarstromförderung resultiert aus dem in § 49 EEG fixierten sehr niedrigen Photovoltaikausbaukorridor. Unbeeindruckt von neuen Klimaschutz- und Energiewende-Zielen blieb dieser in den letzten zehn Jahren weitgehend unangepasst und bremst seitdem den Photovoltaikausbau in Deutschland.“
Zweite Bremse: Ausschreibung für Dachanlagen
Der BSW Solar sieht noch eine zweite Hürde. Denn die Investoren in eine neue Solaranlage mit einer Leistung von mehr als 300 Kilowatt bekommen nur dann noch eine Vergütung für die ins Stromnetz eingespeiste Kilowattstunde Solarstrom, wenn sie zuvor erfolgreich an einer Ausschreibung teilnehmen. Der damit verbundene Aufwand ist nach Erfahrungen des BSW Solar für viele Unternehmer abschreckend und mit Bauabläufen zeitlich oft inkompatibel. „Förderdeckel und Investitionsbarrieren müssen nach der Bundestagswahl schnell fallen. Andernfalls wird die Energiewende weiter ausgebremst“, fordert deshalb Carsten Körnig. (su)
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