Strom aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen ist inzwischen billiger als Strom aus neuen Atomkraftwerken. Selbst die unterirdische Speicherung wird erheblich teurer als der Ausbau der Photovoltaik und der Windkraft zusammen mit gasbetriebenen Reservekraftwerken.
Die Klimaschutzziele sind nicht preiswerter erreichbar als mit der Stromerzeugung aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Selbst neue Atomkraftwerke können da nicht mithalten. Auch andere Technologien zur Vermeidung des Ausstoßes von Treibhausgasen wie die in Europa noch nicht verfügbare unterirdische Speicherung von Kohlendioxid – die sogenannte Carbon Capture and Storage-Technologie (CCS) ist deutlich teurer als der Ausbau der Photovoltaik und der Windkraft. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie des Berliner Wissenschaftsinstituts Agora Energiewende. Die Autoren der Studie vergleichen dabei die Vergütungssätze für neue Atomkraftwerke in England mit den Vergütungssätzen für Ökostrom gemäß dem EEG in Deutschland und den Kosten für die CCS-Technologie.
Solar und Wind haben Technologiewettbewerb gewonnen
So bekommt der Betreiber eines neuen Atomkraftwerks in Großbritannien für 35 Jahre eine Einspeisevergütung von 112 Euro pro Megawattstunde. Die Kosten für die Photovoltaik sind schon jetzt mit gut 100 Euro pro Megawattstunde niedriger und sinken über den gleichen Zeitraum auf 73 Euro. Damit kostet der Solarstrom mittelfristig nur zwei Drittel des Stroms aus einem neuen Atomkraftwerk. Noch preiswerter wird die Onshore-Windenergie. Hier liegen die Vergütungssätze derzeit bei gut 60 Euro pro Megawattstunde und sinken in den kommenden 35 Jahren auf 56 Euro pro Megawattstunde. Die Autoren führen das auf die zwei Jahrzehnte der Technologieentwicklung zurück, die die Ökostromtechnologien hinter sich haben. Deshalb sind die Vergütungssätze in Deutschland für Solar- und Windstrom in den vergangenen fünf Jahren um etwa 80 Prozent gesunken. „Neue Wind- und Solarstromanlagen können Strom um bis zu 50 Prozent günstiger herstellen als neue Atomkraftwerke“, resümiert Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende, die Ergebnisse der Studie. „Damit ist der Wettbewerb um die kostengünstigste CO2-freie Stromerzeugung entschieden. Wind- und Sonnenenergie werden in Zukunft in immer mehr Ländern der Welt das Stromsystem prägen. Deutschland kann, gemeinsam mit anderen Vorreiterregionen, als Labor der Welt zeigen, wie sich eine stabile und günstige Stromversorgung auf Basis von Wind- und Solarenergie aufbauen lässt.“
Unterirdische Speicherung von Kohlendioxid ist konkurrenzlos teuer
Doch die Kritiker bemängeln immer wieder, dass Solar- oder Windstrom nicht zu jeder Zeit zur Verfügung steht. Sie verweisen darauf, dass Reservekraftwerke notwendig sind, die einspringen, um die wetterabhängige Einspeisung von Solar- und Windstrom auszugleichen. Doch auch das haben die Autoren der Studie in ihr Szenario mit eingerechnet und die Kosten für die Stromerzeugung in gasbetriebenen Reservekraftwerken einbezogen. „Dabei zeigt sich, dass eine verlässliche Stromversorgung durch Wind- und Sonnenkraftwerke kombiniert mit Gaskraftwerken um 20 Prozent günstiger ist als eine Stromversorgung, die auf Atomkraft basiert“, betont Agora Energiewende. Das schaffen auch andere Technologien nicht. Schließlich kommen dann die Kosten für die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid zu den eigentlichen Stromerzeugungskosten dazu. Dann wird der bisher billige Strom aus Kohlekraftwerken mit 126 Euro die mit Abstand die teuerste Technologie. Wird das von Gaskraftwerken ausgestoßene Kohlendioxid unterirdisch gespeichert, kann sogar die bisher teuerste Technologie preiswerter werden als die Kohlekraft. Denn dann kostet eine Kilowattstunde 112 Euro über die gesamte Lebensdauer des Kraftwerks gerechnet. Der Grund ist, dass die Gaskraftwerke deutlich weniger Kohlendioxid ausstoßen als die Kohlekraftwerke. (su)