Nachdem in Österreich die neu errichtete Solarstromleistung im Vergleich zu 2020 erklecklich gewachsen ist, startet die Branche gebremst ins neue Jahr. Der Branchenverband PV Austria warnt indes davor, dass die Ausbauziele weit verfehlt werden, wenn die Politik in Wien nicht endlich Nägel mit Köpfen macht. Zwar hat das Parlament die erste Novelle des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) beschlossen und dieses so an die Vorgaben der Europäischen Kommission angepasst.
Fehlender Zeitplan nagt am Vertrauen
Doch noch immer fehlen die Verordnungen, die die Regelungen im EAG mit konkreten Zahlen und vor allem mit Fördersummen unterlegen. Die zweite Förderschiene des EAG, die Investitionsförderung, ist längst überfällig. Diese hätten schon vor Monaten in Kraft treten können, weil sie völlig unabhängig von den EU-Vorgaben sind, wettern die Branchenvertreter. Niemand weiß bisher, wann die Richtlinien zur Förderung verabschiedet werden und wie diese konkret aussehen. Dadurch liegen unzählige Projekte derzeit auf Eis. „So zu tun als würde man sich für den Kampf gegen die Klimakrise einsetzen reicht schon lange nicht mehr. Die Menschen, wie die Unternehmen die aktiv zur Energiewende beitragen wollen werden ständig enttäuscht. Allein durch politische Ankündigungen wird die Versiebenfachung der Photovoltaikleistung nicht gelingen“, bringt es Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von PV Austria, auf den Punkt.
Keine Spur vom Solarturbo
Schließlich geraten nicht nur die Ausbauziele in weite Ferne. Auch die dringend benötigte Sicherheit für die Unternehmen, sich dem Bau von Photovoltaikanlagen zu widmen, fehlt vollständig. Angesichts der ohnehin schon fehlenden Fachkräfte für den Ausbau ist das kaum noch zu verantworten. „Seit Ewigkeiten ist die Rede vom Ausbauturbo, um das Ziel ‚100 Prozent Strom aus Erneuerbaren‘ bis 2030 zu erreichen. Die Photovoltaikbranche macht ihre Aufgaben, berät Kunden, bereitet sich und ihre Mitarbeiter vor und steht somit in den Startlöchern. Vom angekündigten Turbo fehlt jede Spur“, fasst Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Verbands, den Frust der Branche zusammen.
Unglaublich viel Zeit verloren
Dabei müssten der Ausbau auf Hochtouren laufen, damit die Photovoltaik den für sie vorgesehenen Platz bei der Umsetzung der Klima- und Umweltziele ausfüllen kann. „Wir haben bereits unglaublich viel Zeit verloren und 2030 ist gleich ums Eck. Ohne ernst gemeinte Schritte, den umgehenden Start des neuen Fördersystems und einem uneingeschränkten Bekenntnis der Bundesländer zu einem ganzheitlichen Photovoltaikausbau wird Österreich weiterhin massiv von Stromimport aus dem Ausland und damit von der fossilen Preisdiktatur und von Atomstrom abhängig sein“, warnt Herbert Paierl.
Verständnis der Branche neigt sich dem Ende
Deshalb muss die Bundesregierung endlich die fehlenden Verordnungen beschließen. „Die Regierungsparteien müssen jetzt gemeinsam und fokussiert am Ausbau der Erneuerbaren arbeiten und die Energiewende vom Abstellgleis zurück auf den Fast Track bringen. Die Branche hat kein Verständnis mehr und erwartet eine unverzügliche Vorlage der Verordnung“, fordert Vera Immitzer. (su)
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