Unternehmensverbände registrieren gegenwärtig einen deutlichen Investitionsrückgang bei gewerblichen Solardächern. In einer aktuellen Studie machten Marktforscher von EUPD Research eine kontinuierliche Verschlechterung der Investitionsbedingungen als wesentliche Ursache dafür aus. Gleichzeitig warnen sie vor einem Markteinbruch auch bei Solarenergie in Privathaushalten im nächsten Jahr.
Nach den Berechnungen von EUPD Research ging die neu installierte Solarstromleistung auf Gewerbedächern in den ersten neun Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahr bereits um 18 Prozent zurück. Die Marktprämien für neue Solarstromanlagen sind seit Anfang 2020 um 29 Prozent gefallen und sinken monatlich weiter, während die Preise für Solarstromanlagen in diesem Zeitraum gestiegen sind.
Hemmnis atmender Deckel
Die Installation neuer Solardächer werde damit wirtschaftlich zunehmend unattraktiver. „Es ist überfällig, den Anspruch des Gesetzgebers wieder einzulösen und die Fördersätze mit der Technologie- und Systempreisentwicklung sowie den verschärften Klimaschutzzielen politisch in Einklang zu bringen“, sagt Martin Ammon, Geschäftsführer und Studienleiter bei EUPD Research. Ohne rechtzeitige politische Gegenmaßnahmen werde die Nachfrage nach Solardächern nicht wachsen, sondern im kommenden Jahr um ein Drittel einbrechen, so die Prognose der Bonner Marktforscher.
Der BSW fordert die Verhandlungsteams von SPD, Grünen und FDP auf, die jährlichen Ausbauziele für die Solartechnik stufenweise auf 20 Gigawatt zu vervierfachen. Mittels einer Sofortmaßnahme zur EEG-Reform müsse zeitgleich aber auch die nötige Voraussetzung geschaffen werden, dass dieses Ziel auch erreichbar werde. Größtes Hemmnis sei dabei der gesetzlich festgelegte sogenannte atmende Deckel. Dieser habe im Zusammenspiel mit dem seit zehn Jahren weitgehend unangepassten und zur Erreichung der Klimaziele und Vermeidung einer Stromlücke viel zu geringen Zubauziel für Solardächer dramatische Marktauswirkungen: Ein dringend reparaturbedürftiger Algorithmus bestimmt die Förderhöhe für Solarstrom aus neu errichteten Solaranlagen. Dieser führt zu systematisch zu geringer Kompensation für eingespeisten Grünstrom aus Solaranlagen und entsprechend geringer Nachfrage.
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Nach den Vorstellungen beider Verbände sollte dieser atmende Deckel in einem 100 Tage-Solarbeschleunigungsgesetz neu kalibriert und somit zu einem Solarbooster weiterentwickelt werden. Die Rahmenbedingungen müssten sich klar an der Zielerreichung der erst jüngst verschärften Klimaziele orientieren. „Zudem wollen immer mehr Unternehmer in Solartechnik investieren und ihren künftigen Energiebedarf aus erneuerbaren Energien sichern. Dabei treffen sie aber auf immer mehr Marktbarrieren und Bürokratie“, beklagt der Chefvolkswirt des Unternehmensverbands BVMW Hans-Jürgen Völz.
Dazu zählen nach Übereinstimmung von BSW und BVMW auch eine Anhebung der Ausschreibungsgrenze für solare Aufdachanlagen, die Ausweitung des abgabenfreien solaren Eigenverbrauchs, eine Abschaffung der Personenidentität beim Verbrauch dieses Stroms vor Ort sowie der Abbau bürokratischer Barrieren und langfristige Planungssicherheit für Solaranlagenbetreiber. (nhp)
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