Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hat einen Neustart für die Energiewende in Deutschland gefordert. „Um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken, die Akzeptanz für die Energiewende zu erhalten und die Klimaziele erreichen zu können, ist eine Nachjustierung mit Fokus auf Kosteneffizienz notwendig“, meint VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. An die künftige Bundesregierung gerichtet, macht der Verband in einem Papier dazu konkrete Handlungsvorschläge – um eine Diskussion anstoßen.
Mittagsspitzen belasten immer häufiger Stromnetze
„Zur Energiewende gibt es keine vertretbare Alternative“, weiß auch Liebing. In Summe sieht der VKU jedoch großen Optimierungsbedarf, der die Kosten der Energiewende für alle senken können. So drängt der Verband zum Beispiel auf eine Reform der Netzentgelte, um Bürger und Wirtschaft vor weiteren Kostensteigerungen zu schützen.
Nachweis von Qualifikationen: Wer darf Solarmodule auf Flachdächern montieren?
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien solle systemdienlich erfolgen und Überproduktionen dürften nicht mehr gefördert werden. Dafür nimmt der VKU-Chef auch die Photovoltaik ins Visier. „Solarstrom in der Mittagsspitze ist schon jetzt oft wertlos oder hat sogar einen negativen Wert“, meint Liebing. Die sogenannten Mittagsspitzen belasten aus seiner Sicht immer häufiger die Stromnetze. Deshalb sollten Solaranlagen, die ihren Strom nicht direkt an der Energiebörse vermarkten, keine staatliche Förderung mehr erhalten.
VKU will Abkehr vom EEG-Fördersystem
Der BSW-Solar hat mit Unverständnis auf einzelne Vorschläge des VKU reagiert. Auf Kritik in der Solarbranche stieß unter anderem die Forderung nach einer disruptiven Abkehr vom EEG-Fördersystem, wie sie bisher nur von der AfD gefordert werde. „Die verheerenden Folgen von übereilten Änderungen an Fördersystemen ließen sich am Beispiel der E-Auto-Förderung ablesen“, meint BSW-Chef Carsten Körnig. Im Falle der Umsetzung der VKU-Vorschläge würde die Finanzierung von Ökoenergien erschwert – und zu einem erheblichen Markteinbruch im Bereich der Solartechnik führen.
Leitfaden für gemeinschaftliche Solaranlagen veröffentlicht
Der BSW-Solar verwies in diesem Zusammenhang auf eine Ende vergangenen Jahres durchgeführte Umfrage im Elektrohandwerk. Demnach würden sechs von zehn privaten Kunden im Falle eines Wegfalls der EEG-Förderung vom Kauf einer Solarstromanlage Abstand nehmen.
Direktvermarktung meist nicht rentabel
Der Wunsch des VKU, dass künftig auch kleinere Solarstromanlagen ihren nicht selbst verbrauchten Strom möglichst in die Direktvermarktung geben sollten, sei bislang nur in Ausnahmefällen wirtschaftlich. In der Regel finden sich für den nicht selbst genutzten Überschussstrom kleiner Solaranlagen zu vertretbaren Preisen keine Direktvermarkter. Grund seien Defizite bei der Digitalisierung und Schaffung massentauglicher Kommunikationsprozesse zwischen Netzbetreibern, Direktvermarktern und Betreibern, begründet Körnig.
Tipp: Der ideale Zeitpunkt für den Solaranlagencheck
Dass diese Voraussetzungen erst geschaffen werden müssen, hat auch der Bundestag erkannt und im Rahmen seiner jüngsten Gesetzesreform daher von einer Absenkung der Direktvermarktungsschwelle Abstand genommen. Hier fehle es an der nötigen Digitalisierung. Verständnis äußerte der BSW Solar für den jüngste Regierungsbeschluss, während der Zeiten negativer Preise an den Strombörsen keinen Solarstrom mehr zu fördern. Damit werde bereits sichergestellt, dass Solaranlagen künftig noch stärker auf Strompreissignale reagieren. Das hilft der Akzeptanz und der Energiewende insgesamt. (nhp)
Weitere aktuelle News:
Mehr Solarstrom ins System integrieren
Jörg Ebel vom BSW-Solar: „Ohne Solarstrom werden die Preise nicht sinken“